Der kunterbunte Ski-Zirkus

Der kunterbunte Ski-Zirkus
Am kommenden Wochenende startet in Sölden der Weltcup-Winter. Die ÖSV-Cheftrainer stapeln tief.

Wie immer wird der Rennwinter schon vor Ende der Sommerzeit gestartet. Wie immer heißt es im ÖSV-Lager, man habe "guat trainiert wie noch nia". Wie immer bewies der Ansturm jugendlicher Fans bei der öffentlichen Einkleidung (im Einkaufstempel Graz-Seiersberg), dass Skistars zumindest in Österreich die beliebtesten Sportler sind.

Wie immer wertete ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel während des Ausfassens des diesmal besonders bunten G'wandls die Arbeit der Ausrüster auf mit den Worten: "Wenn unsere so schnell fahren, wie sie ausschauen, wird es super." Und doch ist vieles anders vor der neuen Saison, die in Österreich (Sölden) beginnt und in Österreich (Schladming) endet.

Neu Gerade im Winter ohne WM und Olympia, in dem der Gesamtweltcup oberstes Ziel ist, halten die ÖSV-Cheftrainer einen Gewinn der begehrtesten Trophäe erstmals in diesem Jahrtausend bei Damen und Herren für unrealistisch. Was sich mit der Dominanz der zerstrittenen Allrounderinnen Maria Höfl-Riesch (D) und Lindsey Vonn (USA) bzw. mit der Rekonvaleszenz von Benjamin Raich begründen lässt.

Neu Der dreifache Papa Michael Walchhofer braucht daheim im Zauchenseer Hotel Zentral seinen Kindern nicht mehr zu erklären, weshalb er nur Zweiter geworden oder auf die Nase gefallen war. Nach dem Rücktritt des Ex-Weltmeisters gilt Klaus Kröll als Österreichs neue Nummer 1 in der Abfahrt. Obwohl der Steirer meint, dass Mario Scheiber und Georg Streitberger die Verletzungspause nicht mehr anzumerken und der Kärntner Max Franz ein Bursche mit Zukunft sei.

Neu Im Februar wird erstmals in Sotschi - als Olympia-Generalprobe - um Weltcup-Punkte abgefahren. Vorausgesetzt, die Russen bekommen den Lawinenverbau in den Griff. Bei der Probe für die Generalprobe donnerte vor acht Monaten zum Glück nur der ÖSV-Nachwuchs lawinenartig über die Europacup-Konkurrenz hinweg. Wladimir Putin war Augenzeuge.

Neu Slalom-Chefcoach Christian Höflehner schied aus dem ÖSV aus. An seiner Stelle soll Michael Pirchner dafür sorgen, dass einerseits die Routiniers Reinfried Herbst, Mario Matt und Manfred Pranger ihre Form konservieren; und andrerseits die Jüngeren auf Kurzskiern nicht länger der Spitze aussichtslos hinterhercarven.

Neu Patrick Riml wechselte zum Bedauern von Kanadas Linzer Ski-Präsidenten Max Gartner vom kanadischen zum US-Verband. Womit der Ötztaler Riml auch Bode Millers Vorgesetzter wurde und dem von österreichischen Ausrüstern und österreichischen Sponsoren verwöhnten Miller in dessen 15. Weltcup-Saison erstmals vielleicht doch positive Worte zu Österreich einfallen.

Neu Robert Brunner - als Mädchen für alles von Alberto Tomba und später von Stephan Eberharter, Benni Raich und zuletzt vom Südtiroler Weltmeister Christof Innerhofer Jahrzehnte die Frohnatur im Zielraum gewesen - droht bei Siegerfotos künftig zu fehlen. Nachdem Italiens Ski-Präsident Morzenti Wahlbetrug nachgewiesen worden war, verlor mit Brunner auch der beliebteste Schnauzbartträger der Alpinszene seinen Job.

Nicht neu Die Athleten fühlen sich von der FIS bevormundet, in sicherheitstechnischen Fragen übergangen. Speziell Ted Ligety und Aksel Lund Svindal fluchten über die Materialreform (schmälere Rieselslalom-Ski) für 2013. Inzwischen ruderte die FIS leicht zurück. In Sölden wird entgegen ursprünglicher Pläne nicht gestreikt und in dieser Zwischensaison ohnehin noch mit den bisherigen Skiern gefahren.

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