Der Größte auf der kleinen Schanze

Stefan Kraft freute sich ausgelassen über seinen Triumph.
Stefan Kraft wurde seiner Favoritenrolle gerecht und holte die erste österreichische Medaille in Lahti.

Wenn man Stefan Kraft vor einigen Jahren gesagt hätte, dass er einmal WM-Gold auf der Kleinschanze holen würde, dann hätte er einem vermutlich den Vogel gezeigt. "Ich bin ja dann doch eher der Fliegertyp", pflegt der Pongauer gerne zu sagen. "Mir kann’s eigentlich nie weit genug gehen."

Insofern hat Kraft auf dem Salpausselkä-Bakken gestern nur sein Motto beherzigt. Indem der 23-Jährige auslotete, wie weit’s denn auf der kleinen WM-Schanze geht. Mit Sprüngen auf 99,5 und 98 Meter kürte sich Kraft vor den beiden Deutschen Andreas Wellinger und Markus Eisenbichler souverän zum Weltmeister auf der Normalschanze. "Genial, das hätte ich mir nie erträumen können", sagte Kraft, der schon vor zwei Jahren in Falun auf der Normalschanze Bronze geholt hatte.

Würdiger Champion

Für den Salzburger ist WM-Gold der größte Erfolg der Karriere nach seinem Triumph bei der Vierschanzentournee vor zwei Jahren. Und obwohl er eigentlich nicht auf den kleinen Salpausselkä-Bakken fliegt, ist dieser Stefan Kraft alles andere als ein Zufallssieger. Sieben Mal in Folge war er im Weltcup zuletzt auf dem Siegespodest gelandet, vier Saisonsiege hat er bereits zu Buche stehen, und sein ausgefeilter Sprungstil macht ihn zu einem Anwärter auf den Gesamtweltcupsieg. "Ich kann inzwischen auf allen Schanzen und bei allen Verhältnissen gewinnen. Mein Sprung funktioniert, es geht mir im Moment leicht von der Hand", erklärt Kraft.

Dazu kann sich der Salzburger im Moment auch auf seine guten Haltungsnoten verlassen. Kaum ein Springer beherrscht den Telemark so wie der 23-Jährige, der gestern auch bei den Wertungsrichtern mit Höchstnoten punktete. "Ich versuche auch im Training immer, den Sprung zu setzen. Ich habe kein Problem damit, wenn es weit geht. Der Telemark funktioniert immer."

Die Österreicher hätten gestern im Idealfall sogar zwei Medaillen bejubeln können. Michael Hayböck, der Zimmerkollege von Stefan Kraft, war nach dem ersten Durchgang als Dritter ebenfalls auf Medaillenkurs gelegen. Im Finale gelang ihm dann aber nicht mehr ein so perfekter Sprung, und Hayböck fiel auf den sechsten Rang zurück. "Ich bin deshalb aber nicht traurig. Sondern ich freu mich, dass der Krafti es geschafft hat. Das tut dem ganzen Team gut", sagt Michael Hayböck.

Nächste Chance

Bereits heute wird auf der Normalschanze die Medaillenjagd fortgesetzt. Im Mixed-Teambewerb, der zum dritten Mal bei einer WM ausgetragen wird, zählen die Österreicher nicht erst seit dem WM-Titel von Stefan Kraft zu den Mitfavoriten. Der österreichische Damen-Chefcoach Andreas Felder nominierte Jacqueline Seifriedsberger und Daniela Iraschko-Stolz für den Wettkampf. Nach den negativen Erfahrungen von der WM in Falun (Rang vier) erhofft sich Iraschko-Stolz diesmal einen besseren Teamspirit. "Damals haben wir eher ein Einzelspringen veranstaltet. Für mich hat der Mixed-Bewerb eine große Bedeutung," sagt die 33-Jährige.

Auch für Herren-Chef Heinz Kuttin: Der Mixed-Bewerb von Falun war der einzige WM-Wettkampf, in dem Österreich unter ihm keine Medaille gewonnen hat.

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