Denifl: "In dem Alter musst du schmerzbefreit sein"

Willi Denifl ist der Evergreen im österreichischen Kombinierer-Team.
Der Tiroler zählt mit 36 Jahren noch immer zur Weltklasse und will zur Heim-WM 2019 in Seefeld.

Willi Denifl gehört zum Inventar der Nordischen Kombination und ist eine fixe Größe im ÖSV-Team. Als einziger Österreicher schaffte der 36-Jährige in diesem Winter bereits den Sprung auf das Siegespodest. Seine Ausdauer, sein Grinsen und seine gute Laune sind das Markenzeichen des Tirolers.

KURIER: Herr Denifl, es scheint Ihnen richtig Spaß zu machen, sich mit jungen Kombinierern zu duellieren.

Willi Denifl: Ich nehme heute alles mit einem Lachen. Auch wenn irgendwas scheiße läuft, ich finde immer noch etwas Positives. Da spielt aber auch die Erfahrung eine Rolle: Wenn du 36 bist und eine Familie hast, dann weißt du, was wirklich wichtig im Leben ist. Früher hab’ ich anders getickt.

Was waren Sie in Ihren Anfängen denn für ein Typ?

Als Junger habe ich lange gemeint, es gibt nur den Weltcup und die Nordische Kombination. Ich war da wirklich extrem verbissen und habe mich oft selbst ganz narrisch gemacht. Bis ich überrissen habe, dass es neben dem Sport auch noch etwas anderes gibt. Heute empfinde ich es als riesiges Privileg, dass ich dabei sein kann.

Gehen Ihnen nicht langsam die vielen Reisen und das Leben in den Hotels auf die Nerven?

Ich genieße das Leben. Das ist auch mit meiner Frau so abgesprochen. Im Winter dreht sich alles um den Sport, von November bis März bin ich Athlet. Ich habe da die volle Unterstützung, anders würde es auch nicht gehen. Wenn die Frau Druck machen würde, wenn dich selbst das schlechte Gewissen plagt, dann machst du gescheiter einen Bürojob.

Sie waren 2003 Team-Weltmeister. Hätte der Willi Denifl von damals heute eine Chance?

Aber nicht den Funken. Ich habe mich in meiner Karriere immer wieder neu erfinden müssen. Vor allem in meinem Alter ist es wichtig, dass man sich nie zurücklehnt.

Was meinen Sie konkret?

In meinem Alter musst du ein bisschen schmerzbefreiter sein. Vor allem auf der Schanze geht’s darum, den inneren Schweinehund zu überwinden. Sobald du nämlich anfängst, nur ein bisschen vorsichtiger zu sein, hast du schon verloren. Dann musst du eigentlich sofort aufhören.

Aber Rücktrittsgedanken sind Ihnen ja offenbar fremd.

Heute schon. Offen gesagt, wollte ich meine Karriere schon einige Male beenden. 2006 war ich richtig bedient, damals ist es bei der Olympia-Nominierung nicht fair abgelaufen. Da wollte ich nicht mehr. 2010 vor den Spielen in Vancouver war’s ähnlich, da war ich auch kurz davor, alles hinzuschmeißen.

Gibt’s denn so etwas wie einen Karriereplan?

Bei der Heim-WM 2019 in Seefeld möchte ich eigentlich schon noch dabei sein.

Sie wären dann 38.

Ja und? Man sieht’s ja an Noriaki Kasai, dass man auch mit über 40 noch skispringen kann. Oder an Bjørndalen, dass man auch im Biathlon mithalten kann. Ich bin überzeugt, dass das in der Kombination auch möglich ist.

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