Es war am 11. August, als Katrin Beierl in Südamerika einen Schlaganfall erlitt. Weil ihr der Kopf schmerzte und ihr ein wenig schwummrig vor den Augen wurde, dachte die Bob-Pilotin aus Niederösterreich zuerst, sie hätte nur wieder eine ihrer Migräne-Attacken, die sie seit dem zwölften Lebensjahr plagen.
"Aber eine Migräne vergeht meistens nach einer halben Stunde. Und das, was ich hatte, hat einfach nicht aufgehört", erzählt Katrin Beierl im KURIER-Gespräch. Sie setzte sich sofort in den Flieger und reiste in die Heimat.
Zweieinhalb Wochen nach der Schock-Diagnose im Wiener AKH ist die Polizeisportlerin wieder in ihre Wahl-Heimat Innsbruck zurückgekehrt. Katrin Beierl wirkt aber keineswegs verbittert oder frustriert, ganz im Gegenteil. Ihr ist bewusst, wie viel Glück sie hatte, dass sie auf die verdächtigen Symptome richtig reagiert hatte. Und sie weiß, dass es andere Schlaganfall-Patienten - auch in ihrem jungen Alter - mitunter viel schlimmer erwischt.
Die Bob-Pilotin aus Himberg leidet aktuell noch unter Sehstörungen, weshalb sie auch mit dem Zug von Wien nach Innsbruck gereist ist. Manchmal schläft ihr die linke Wange ein, sie ist im Moment gerade hundemüde und könnte ständig schlafen. Es sind Beschwerden, die erträglich sind. "Es ist alles halb so wild. Mein Umfeld macht sich mehr Sorgen", sagt Beierl, die erstaunt war, als sie das Ergebnis der neurologischen Untersuchungen bekam.
Tatsächlich hatte sie am 11. August nicht den ersten Schlaganfall in ihrem Leben erlitten. "Ich hatte scheinbar schon drei. Die beiden ersten müssen aber schon länger her sein", berichtet Beierl.
An diesem Mittwoch wird die 29-Jährige im Innsbrucker Landessportzentrum wieder ins Training einsteigen. Einfache Übungen, ein wenig Krafttraining, ein bisschen Routine nach den Turbulenzen der vergangenen Wochen. Die Ärzte haben der EM-Dritten von 2021 Grünes Licht gegeben, das Training ist ein erster Schritt zurück.
Zurück wohin?
Die Prioritäten im Leben von Katrin Beierl haben sich in den letzten Wochen verschoben. Die Bob-Karriere ist auf Eis gelegt, im kommenden Winter will sich die 29-Jährige vor allem ihrem Jus-Studium widmen. Ob sie noch einmal in einen Bob einsteigen wird, in dem bei Geschwindigkeiten von 130 km/h und mehr gerade die Sehkraft so wichtig ist, erscheint heute mehr als ungewiss.
Auch das sieht Katrin Beierl gelassen. Genauso wie ihren Schlaganfall. Sollte sie je noch einmal im Schlitten durch den Eiskanal rasen, dann wäre das ein Zuckerl. Beweisen muss sie ohnehin niemandem mehr etwas.
Katrin Beierl ist der größte weibliche Bob-Star, den Österreich je hatte. Medaillengewinnerin, Gesamtweltcupsiegerin. Wie meint sie doch gleich. "Das nimmt mir niemand. Und ich werde wohl noch länger die einzige Österreicherin sein, die den Gesamtweltcup gewonnen hat."
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