Diese WM spielt sich jedenfalls auch im La Folie Douce ab. Oben am Berg herrscht jene Atmosphäre, die man unten in den WM-Zielstadien meist vermisst. Nicht von ungefähr nehmen alle Medaillenfeiern hier ihren Anfang.
Marco Odermatt ließ sich im La Folie Douce aus einer riesigen Flasche Champagner in den Mund leeren. Auch Cornelia Hütter zog es nach dem zweiten Platz im Super-G zum Feiern auf den Berg. „Ich war 2015 das erste Mal in Méribel. An das Rennen und die Piste kann ich mich nicht mehr erinnern. Aber an die Ski-Bar da oben.“
Mit dem Après-Ski, wie man es aus Österreich kennt, hat die französische Variante wenig zu tun. Im La Folie Douce, von dem es mittlerweile in Frankreich acht Ableger gibt, wird den Tausenden Skifahrern, die jeden Tag vorbeikommen, von früh bis spät eine Melange aus Varieté, Clubbing und Cabaret serviert.
Die meisten Leute zieht es aber kurz vor Pistenschluss hierher. Jeden Nachmittag zwischen 15 und 17 Uhr steigt im La Folie Douce eine Party, als gäbe es kein Morgen. Dabei geht es trotz der Feierlaune erstaunlich gesittet zu. Die Leute tanzen zwar alle auf den Tischen, aber die Grölerei, wie man sie aus heimischen Schneebars kennt, ist hier nicht der letzte Schrei.
Das mag auch am elegant geknüpften Soundteppich liegen, der über diese Hütte gelegt wird. Sängerinnen und Diskjockeys geben den Ton an, der Lautstärkeregler bleibt bewusst unten, damit sich die Leute auch noch unterhalten können. Der Anton aus Tirol und der König von Mallorca haben hier Hausverbot. Dafür treten Tänzer und Artisten auf, grelle Feuerwerke werden bei Sonnenschein in die Luft geschossen, immer wieder hüllt eine Nebelmaschine die Menschen in bunten Rauch.
Natürlich ist im La Folie Douce die Dekadenz zu Hause. Wer auf einer der höher gelegenen Terrassen feiern möchte, der muss zumindest 2.000 Euro flüssig machen. Um 1.900 Euro gibt’s die 6-Liter-Flasche Champagner, wer seinen Durst mit einer großen Roederer Cristal stillen möchte, muss überhaupt 16.000 Euro hinblättern.
Irgendwann kurz vor Ende der Nachmittagsshow tauchen dann an jeder Ecke Tänzerinnen auf und versprühen flaschenweise Champagner.
Spätestens da ist der Punkt erreicht, an dem man dieses Après-Ski nicht mehr prickelnd finden kann.
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