Wie eine Molekularbiologin Österreich zur WM schießen soll

Mit dem Spiel gegen Norwegen steigt Österreichs Frauen-Team am Sonntag in die WM der Division IA ein. In Klagenfurt soll erstmals der Aufstieg in die A-WM gelingen. Das Team des schwedischen Trainers Alex Bröms hat durchaus Chancen auf die elitäre Gruppe der zehn besten Nationen der Welt.
Auch weil es viele hochkarätige Legionärinnen gibt – wie zum Beispiel Anja Trummer. Die 22-Jährige aus Stockerau spielt Eishockey an der Elite-Uni Yale und wird auch akademisch Karriere machen. Sie studiert Molekular-, Zell- und Entwicklungsbiologie.
KURIER: Sie sind die dritte Saison an der Elite-Universität Yale. Wie kann man das Eishockey dort beschreiben?
Anja Trummer: Durch das kleinere Spielfeld ist es natürlich schneller. In den USA ist das Niveau höher, weil es viel mehr Spielerinnen und Teams gibt. Da geht viel mehr weiter. Auch von der Sportförderung her.
Wie haben Sie es nach Yale geschafft?
Ich war bei einem Camp in Schweden und dort war der Trainer von Yale. Er hat mich gefragt, ob ich für sein Team spielen möchte. Da habe ich nicht lange nachdenken müssen und habe sofort ja gesagt. Aber man muss schon Aufnahmetests machen und akademisch in die Uni reinkommen. Das hat ganz gut funktioniert.
Wie schwierig waren die Tests?
Sicher muss man viel lernen. Aber ich habe mir damit immer recht leichtgetan. Wenn ich mich dahinter setze, dann wird das schon.
Wie kann man sich das Leben am Campus vorstellen? Wie in den Filmen?
Ja, es ist wirklich wie in den Filmen. Vielleicht nicht ganz so viele Partys, wenn man eine Prüfung hat. Aber es ist auch definitiv stressig, wenn man fünfmal die Woche trainiert, zwei Spiele hat und trotzdem alles für die Uni erledigen muss. Es sind großartige Erfahrungen und macht viel Spaß.
Werden die Sportler in Yale besonders gefördert in der akademischen Ausbildung?
Nein, das Akademische muss stimmen. Vielen Professoren ist es egal, ob du Athlet bist. Die Uni muss dir frei geben, aber Prüfungen muss man nachholen. Es ist nicht so, dass wir spezielle Unterstützung bekommen oder länger Zeit haben. Es gibt auch keine Sport-Stipendien. Wenn man eines bekommt, dann nur über die akademische Leistung.
Aber Sie sind trotzdem aufgenommen worden…
Es ist so, dass der Trainer sagt, welche Spielerinnen er gerne hätte. Dann schickt man die Bewerbung ein. Wenn die Tests bestanden sind, hilft Eishockey natürlich. Aber wenn die Leistung nicht stimmt, kannst du eine noch so gute Athletin sein. Dann hast du keine Chance.
Wie geht es nach Ihrem letzten Jahr in Yale weiter? Viele Absolventen haben sofort einen Job in der Privatwirtschaft.
Ich werde weiter studieren und auf jeden Fall Eishockey spielen. Jetzt studiere ich Molekular-, Zell- und Entwicklungsbiologie als Bachelor of Science. Danach wird es Virologie, Mikro-Biologie oder Bio-Chemie sein.

Anja Trummer im Yale-Trikot
Sie haben schon sehr früh, also mit zwölf Jahren, in Österreich in der Bundesliga gespielt. Waren Sie damals schon so gut?
Es gab nicht so viele Mädchen. Wir haben alle bei den Burschen gespielt. Bei manchen Vereinen war aber nach der Unter-14 Schluss. Dann fängst du eben schon mit 12, 13 Jahren bei der Frauenteams an.
Österreichs Teamchef Alex Bröms hat vor Klagenfurt gesagt, dass es keine Favoriten auf den Aufstieg gibt, weil alles sehr eng sei. Wie sehen Sie das?
Da bin ich genau seiner Meinung. Es war schon so, dass im letzten Spiel von Platz 1 bis 4 alles möglich war. Die Teams, die es zu schlagen gilt, sind sicher die zwei Absteiger. Es wird bei jedem Spiel jeder Ausgang möglich sein.
Division IA in Klagenfurt
- Termine: Sonntag, 18.30: Norwegen – Österreich. Montag, 19.30: Österreich – Südkorea. Mittwoch, 19.30: Frankreich – Österreich. Freitag, 20.25: Österreich – Ungarn. Samstag, 20.25: Österreich – Niederlande. Alle Spiele auf ORF Sport+
- Modus: Die Top-2 steigen in die A-WM auf. Dort siegte vergangene Woche Kanada, China und Dänemark stiegen wieder ab. Aus der Division IA steigt der Letzte in die Division IB ab.
- Tickets: 10 Euro kostet in Klagenfurt ein Tagesticket, 20 Euro ein Wochenendticket.
Welche Bedeutung hat es, dass das Turnier in Klagenfurt stattfindet?
Ich bin so froh, dass mir meine Eltern wieder mal zuschauen können und dass wir uns vor österreichischen Fans wieder präsentieren können. Hoffentlich kommen dann noch mehr junge Mädels zum Sport. Klagenfurt ist eine Eishockey-Stadt, also erwarte ich mir gute Zuschauerzahlen.
Im Betreuerstab ist auch ein Mentalcoach – wegen des Erwartungsdrucks bei einer Heim-WM?
Ja sicher, auch weil die mediale Aufmerksamkeit höher sein wird als bei einer WM in China.
Wie sehen Sie die Entwicklung von Team Austria in den vergangenen Jahren?
Es geht definitiv aufwärts. Wir haben viele Spielerinnen in Amerika und dadurch wird das Tempo höher. Junge Spielerinnen haben Vorbilder, wie Theresa Schafzahl in der PWHL (Pendant zur NHL bei den Männern, Anm.) oder die Anja Meixner in Schweden. Es geht in die richtige Richtung.
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