Amerikanische Überraschung in Gröden: Bryce Bennett gewinnt die Abfahrt
Alles hat ein Ende, und nicht anders erging es am Samstag auf der traditionellen Abfahrt von St. Christina in Gröden der Erfolgsserie von Aleksander Aamodt Kilde. Mit 0,86 Sekunden Vorsprung war der Norweger bei Halbzeit gestoppt worden, als er einen Sprung zu direkt nehmen wollte und das nächste Tor nicht mehr erreichte.
Vorbei der Traum vom fünften Sieg auf der Saslong nach je zwei Erfolgen in Abfahrt und Super-G, vertagt der zehnte Weltcupsieg des 29-Jährigen. „Es hat gut angefangen, aber dann bin ich einfach zu gerade gefahren. Schade. Das geht schnell in diesem Sport.“
Amerikanische Premiere
So war der Weg frei für ... nein, nicht den ersten Abfahrtssieg eines Österreichers in Gröden nach Max Franz’ Erfolg vor fünf Jahren, sondern für Bryce Bennett. Der 29-jährige 2,01-Meter-Hüne aus Kalifornien sorgte für den ersten Sieg eines Amerikaners seit 2014, als sein nach wie vor aktiver Teamkollege Steven Nyman – inzwischen 39 – gewonnen hatte.
„Es ist ein guter Tag", sagte Bennett, „ich hatte noch nicht so viele davon. Aber ich war hier auch schon einmal Vierter. Ich mag diese Piste, die Bodenwellen und die großen Sprünge."
Kärntner Bestätigung
Der Kärntner Otmar Striedinger hatte das Rennen eröffnet und wurde am Ende 0,14 Sekunden hinter Bennett einigermaßen überraschend Zweiter. Allerdings hatte er auch schon im Abschlusstraining mit dem zweiten Rang aufgezeigt - und war dennoch von den Trainern nicht für den Super-G am Freitag nominiert worden.
„Im Großen und Ganzen war es eine solide Fahrt“, sagte der 30-Jährige nach dem fünften Podestplatz seiner Karriere, „da war auch einiges an Wut im Bauch dabei."
„Ich hab’ alles ganz gut erwischt, ein paar kleine Hackler waren drin, aber das kann hier jedem passieren. Denn in der Saslong ist sehr viel Gelände drin.“ Auf den ersten Weltcupsieg muss er allerdings weiterhin warten.
Schweizer Überraschung
Durchaus überraschend war auch der Herr auf Platz drei, nämlich der Schweizer Flachländer Niels Hintermann. Der Sieger der Wengen-Kombination von 2017 besuchte die Skihauptschule in Schruns, verließ das Skigymnasium in Stams aber vorzeitig und kämpft seit dem Sommer 2017 immer wieder mit körperlichen Problemen, nun scheint der 26-Jährige aus Hausen am Albis wirklich angekommen zu sein im Skiweltcup.
Oberösterreichisches Lob
Hinter dem Kärntner Max Franz (10./+0,79) reihte sich Vincent Kriechmayr als drittbester Österreicher auf Platz 14 ein (+1,00). „Es ist einfach überall nicht so schön von der Hand gegangen. Es ist einfach so“, resümierte der Doppelweltmeister.
Und der Oberösterreicher lobte den Sieger: „Bryce ist gewaltig gefahren, wenn er meine Startnummer (17 statt 10, Anm.) gehabt hätte, wäre er wohl noch weiter vorne. Die Strecke ist gewaltig, die Sprünge gehen weit. Die Saslong taugt mir schon, aber irgendwie mag sie mich nicht so recht. Aber ich werde hier wohl noch ein paar Mal starten, und vielleicht klappt es ja dann mit einem Sieg.“
1,15 Sekunden verlor Olympiasieger Matthias Mayer, der damit auf Platz 16 landete und wie Aleksander Aamodt Kilde von einer gerissenen Serie berichten konnte. Denn zuvor war der Kärntner in fünf Speedsaisonrennen nie schlechter als Vierter und vier Mal auf dem Podest.
„Mir hat’s im oberen Flachstück nach dem weiten Sprung die Skier auseinandergerissen, und dann hat es mich weit nach außen gezogen“, erläuterte Mayer, „das hat ein paar km/h gekostet, und dann habe ich im Flachen einigen Rückstand aufgerissen.“
Weiter geht’s am Sonntag und Montag mit zwei Riesenslaloms in Alta Badia (jeweils 10 und 13.30 Uhr).
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