Ski-Abenteuer im Jurassic Park

Rambazamba: Die Schweizer Fliegerstaffel zeigt ihre Künste vor dem Lauberhorn-Rennen, danach fliegen die Abfahrer über Schlüsselstellen wie den Hundschopf.
Die Abfahrt auf dem Lauberhorn erinnert an den Skisport von einst.

Die Lauberhorn-Abfahrt ist, sofern Petrus ein Rennen vom oft windigen oder eingenebelten Original-Start zulässt (siehe unten), mit 4500 Metern die längste des Winters. Aber der Schweizer Ski-Klassiker gilt nicht nur deshalb als der ungewöhnlichste des Weltcups.

Obwohl die Berner Oberländer Schotten sind, wenn es um die Auszahlung der Preisgelder geht, belohnen sie den Sieger mit einem faszinierenden Hubschrauber-Rundflug. Das einzigartige Gebirgspanorama hatte als letzter österreichischer Gewinner im Jänner 2011 Klaus Kröll von der Luft aus genießen dürfen.

Bei der 84. Auflage des Lauberhorn-Rennens kann sich am ehesten Hannes Reichelt Hoffnungen auf einen Freiflug machen. Nicht für Hubschrauber, aber für einmotorige Maschinen hat der Salzburger mittlerweile selbst die Alleinflug-Berechtigung. Reichelt schließt nach der Karriere eine Karriere als Berufspilot nicht aus. „Obwohl’s net so gut ausschaut mit Arbeitsplätzen.“

Noch ist Reichelt ganz auf Olympia, auf Kitzbühel und aufs Lauberhorn konzentriert. Auf die Strecke, die gern als der Jurassic Park im Abfahrtssport bezeichnet wird. Zumal hier Passagen gemeistert werden müssen, die noch aus der Dinosaurier-Zeit des Rennlaufs stammen: schmale Streckenabschnitte (wie der Tunnel unter der Wengernalp-Bahn), die laut FIS-Regelbuch längst verboten sind.

Schlüsselstellen

Auf dem Lauberhorn oberhalb von Wengen verlangt der sogenannte Hundschopf besonders viel Mut. Das ist ein Felsdurchlass, zwischen dem in die Tiefe gesprungen werden muss.

Dem Hundschopf folgt der Canadian Corner, der so genannt wird, weil dort früher die Stürze ungestümer Kanadier immer erst unweit vom Bahngleis endeten.

Und das Österreicher-Loch heißt so, seit sich dort zu Toni Sailers Zeiten die halbe ÖSV-Mannschaft in der unfreiwilligen Waagrechten wiederfand.

Ski-Abenteuer im Jurassic Park
epa02530532 Austria ski racer Klaus Kroell in action during the FIS Alpine Skiing World Cup Downhill race on the Lauberhorn in Wengen, Switzerland, 15, January 2011. EPA/JEAN-CHRISTOPHE BOTT
Das Zielkurve wurde inzwischen verbreitert, entschärft. Eine Gedenktafel erinnert daran, dass die Kurve 1991 dem jungen Tiroler Gernot Reinstadler zum tödlichen Verhängnis geworden war. Am Freitag musste Romed Baumann 50 Meter von der Ziellinie entfernt seineHoffnungen auf eine Kombi-Spitzenplatzim Netz begraben, nachdem der Tiroler den rechten Ski verloren hatte. Baumann blieb unverletzt.

Würzig

Im Zielgelände, das die Schweizer wegen einer mobilen, kleinen Holztribüne kühn „Stadion“ Innerwengen nennen, umweht Stallduft Satelliten-Schüsseln und Mini-Ü-Wagen des Fernsehens.

Immer noch besitzen nur ein paar Hotels die Fahrgenehmigungen für Elektrokarren. Immer noch haben Autos 600 Höhenmeter tiefer im finsteren Lauterbrunnen „parkiert“ zu werden. Immer noch ist Individualverkehr in Wengen verboten. Und immer noch müssen selbst Privilegierte und Reporter 20 Minuten zu Fuß gehen oder Skier anschnallen, um ins Zielgelände zu gelangen. Aber das war natürlich nicht der Grund, weshalb sowohl der legendäre Edi Finger als auch dessen Junior das Lauberhorn hartnäckig mieden.

Die zwei heißesten Wochen im Ski-Weltcup

Die Weltcup-Abfahrt der alpinen Ski-Herren in Wengen wird am heutigen Samstag auf verkürzter Strecke ausgetragen. Aufgrund des starken Windes im oberen Streckenbereich wird der für 12.30 Uhr geplante Start unterhalb der Minschkante erfolgen.

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