365 Tage Vorbereitung für 72 Stunden Promi-Party
Genießen? Harti Weirather verzieht das Gesicht. Nein, richtig in Ruhe genießen kann er die Zeit in Kitzbühel nicht. Dafür ist das Event längst zu groß, dafür ist der Stressfaktor dieser Tage zu hoch. "Kitzbühel", sagt der Abfahrtsweltmeister von 1982, der mit seiner Agentur WWP (Weirather-Wenzel-Partner) seit Jahren die Hahnenkammrennen vermarktet, "Kitzbühel ist eine riesige Herausforderung".
Das wird spätestens beim Blick in das mondäne, zweistöckige VIP-Zelt unterhalb des Zielstadions klar. Hinter den riesigen weißen Planen verbirgt sich nicht nur eine Wohlfühl-Oase der Superlative, hinter diesem Klub der Reichen und Schönen, der Promis und Adabeis, stecken vor allem Tausende Stunden Arbeit und eine logistische Meisterleistung.
70 Kilometer Elektrokabel
Seit 7. Jänner ist Rainer Noichl, Projektleiter Infrastruktur bei WWP, schon mit seiner 250-köpfigen Aufbau-Crew in Kitzbühel, um auf dem Gelände des Golfclubs Rasmushof den VIP-Klub wachsen zu lassen. "Wir brauchen jede Minute", sagt Noichl, dessen Handy im Minutentakt klingelt. 700 Tonnen Stahl wurden für das Zelt bewegt, 70 Kilometer Elektrokabel verlegt, 1500 Stunden nahm allein der Transport des Materials in Anspruch.
Wer den noblen VIP-Klub betritt, wähnt sich nicht in einem Zelt. Die obere Etage ist holzvertäfelt, im Foyer wartet auf die zahlungsfreudige Klientel der Nachbau eines Wiener Kaffeehauses, und wer seine Haarpracht auffrisieren will, der kann sich in den kleinen Frisör-Salon zurückziehen.
1000 VIPs kommen jeden Tag in den Genuss der hochkarätigen Rundumversorgung. 2660 Euro kostet das Gold-Package für das gesamte Wochenende, der Eintritt zur Kitz-Night, dem Galaabend am Samstag, ist da noch gar nicht inkludiert (950 Euro). Die Wirtschaftsbosse und Promis stehen trotzdem Schlange für die Tickets.
Hohe Ansprüche
Weirather könnte nicht nur deutlich mehr Karten verkaufen, er könnte auch deutlich mehr Leute in das riesige Zelt stecken. "Beim Oktoberfest sind auf so einer Fläche 5000 Leut’", sagt Noichl lächelnd. Doch das würde der Philosophie von Harti Weirather total widerstreben. "Bei uns geht es um Qualität, nicht um die Quantität."
Die hohen Ansprüche zeigen sich auch bei der Speisekarte: Mehr als 250 Mitarbeiter von Do&Co tischen den VIPs an diesem Wochenende unter anderem 700 Hummer, 500 Kilo feinstes Uruguay-Beef, 600 Kilo Fisch, drei Tonnen Obst und Gemüse sowie 280 Kilo Schokolade auf. Der Nobel-Caterer ist mit 44.000 Tellern und 62.000 Besteckteilen angereist. „Es gibt keine Waschstraße für das Geschirr, deswegen kommt kein Teil zwei Mal raus“, erzählt Hummel.
Als beispielsweise die britische Sängerin Joss Stone im Vorjahr ohne Gepäck angereist war und vor ihrem Konzert in Kitzbühel ein Halstuch benötigte, wurde von den spitzfindigen WWP-Leuten ein neuer Mode-Trend geschaffen: Sie schneiderten kurzerhand eine Unterhose zum Halstuch um.
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