Wimbledon: Marach verpasst den großen Triumph

Es sollte nicht sein: Marach und Pavic unterlagen nach hartem Kampf.
Im Doppel-Finale von Wimbledon lieferten sich Marach/Pavic eine Nervenschlacht gegen Kubot/Melo.

Ein einziger Satz fehlte zur großen Erfolgsgeschichte. Oliver Marach, der am Sonntag 37 wird, und sein 24-jähriger kroatischer Partner Mate Pavic durften das Märchen nicht zu Ende schreiben. Sie musste sich dem polnisch-brasilianischen Duett Lukasz Kubot/Marcelo Melonach über viereinhalb Stunden 7:5, 5:7, 6:7 (2), 6:3 und 11:13 geschlagen geben. Nach 4:41 Stunden setzte ausgerechnet der stark spielende Pavic den entscheidenden Ball ins Netz.

Für Marach war es aber der größte Erfolg neben den zwei Teilnahmen am ATP-Finale 2009 und 2010 – ausgerechnet an der Seite seines Freundes und Trauzeugen Lukasz Kubot, seines gestrigen Gegners. Marach bekommt zumindest die Hälfte von umgerechnet fast 230.000 Euro. Damit bleibt Jürgen Melzer Österreichs einziger Doppelchamp von Wimbledon (2010).

Starker Start

Zunächst brachten alle vier Herrschaften ihre Aufschlagspiele souverän durch. Den allerersten Breakball der Partie verwertete Marach mit einem sensationellen Winner-Return. Im darauffolgenden Game servierte der Grazer dann souverän zur Satzführung aus – 7:5.

Im zweiten hatte die österreichisch-kroatische Vereinigung, in Wimbledon als Nummer 16 gesetzt, den ersten Breakball bei 2:2, Kubot/Melo holten sich aber das Spiel. Ausgerechnet bei Aufschlag Marach gab es bei 5:6 und 0:40 die ersten Breakbälle für Kubot/Melo, gleichbedeutend mit drei Satzbällen. Alle drei konnten abgewehrt werden, beim dritten landete ein harter Return von Kubot knapp im Aus. Das als Nummer vier gesetzte Duo holte sich aber noch einen vierten Satzball, den Kubot, der in Wimbledon 2013 das Einzel-Viertelfinale erreicht hatte und gestern der beste Returnspieler auf dem Court war, mit einem sehenswerten Lob verwandelte: 7:5. Auf hohem Niveau ging es weiter und im dritten Satz in den Tie-Break, sprich finalen Showdown. Dort zeigten sich Kubot/Melo konzentrierter.

Marach/Pavic steckten den Satzrückstand schnell weg, es kam zu drei Breaks, Marach und sein großaufspielender Partner führten 4:2 und brachten den Vorsprung über die Runden. Die Samstag-Abend-Unterhaltung steigerte sich im Entscheidungssatz. Hoher Spielkunst, Emotionen, Feuer. Bei 5:6 wehrten Marach/Pavic zwei Matchbälle ab. Bei 8:8 vergaben wiederum Marach und Pavic vier Breakbälle.

Dass Marach/Pavic das Unternehmen Wimbledon in Angriff nehmen konnten, grenzt an ein Wunder. „Das ist fast schon ein Märchen, dass wir gemeinsam hier aufschlagen konnten“, sagt Marach. Vor der Rasensaison wollte sich das Duo, das sich im März gefunden hatte, aufgrund anhaltender Erfolglosigkeit bereits trennen, es folgten zwei Final-Teilnahmen in Stuttgart und Antalya. In der Türkei musste Marach wegen Handgelenksproblemen aufgeben, über dem Start in Wimbledon stand mehr als nur ein Fragezeichen. „Gottlob wurde es mit jedem Match besser, ohne Schmerzmittel ging aber nichts“, sagt Österreichs derzeit bester Doppelspieler. Gestern war davon nichts mehr zu sehen.

Auch fein: Jurij Rodionov steht mit dem Tschechen Michael Vrbensky im Junioren-Endspiel.

Kommentare