Boxen in der Wüste: Saudi-Arabien kauft sich ein neues Image
„Rumble in the Jungle“ oder „Thrilla in Manila“. Kämpfe, die in die Boxgeschichte eingingen. Doch jetzt? „Clash on the Dunes.“
Am Samstag kämpfen Titelverteidiger Andy Ruiz jr. und Anthony Joshua um den wichtigsten Titel im Boxsport, den WM-Titel im Schwergewicht der Verbände IBF, WBA, WBO und IBO. US-Boy Ruiz hatte Anfang Juni sensationell Joshua entthront. Der Brite brennt nun auf Revanche. Live übertragen wird der Kampf vom Streaming-Dienst DAZN ab 21 Uhr MEZ.
So weit, so normal.
Außergewöhnlich ist allerdings der Ort, an dem das Duell stattfindet. Erstmals wird um den Schwergewichtsthron im islamisch-konservativen Saudi-Arabien gekämpft. Mitten in der Wüste der Arabischen Halbinsel, wo eine solche Veranstaltung vor einigen Jahren noch undenkbar gewesen wäre.
Mega-Arena
Ruiz und Joshua steigen in Dirijah in den Ring, einem Vorort Riads, wo einst der erste Palast der Königsfamilie Al Saud stand. Dort haben die Veranstalter in kurzer Zeit eine Arena für 15.000 Zuschauer bauen lassen.
Das reiche Königreich scheut keine Kosten, um seine neue, liberalere Seite zu zeigen. 100 Millionen Dollar sollen die Veranstalter auf den Tisch gelegt haben, um den Fight zu holen. Die Sportveranstaltung ist Teil der „Vision 2030“ von Kronprinz Mohammed bin Salman.
Der Thronfolger weiß, dass einmal sein Öl versiegen wird. Deshalb soll das Land umgebaut werden, attraktiv gemacht für den Tourismus im großen Stil. Im November begann in Saudi-Arabien die Saison in der Formel E; das Supercup-Finale der italienischen Liga wird schon das zweite Mal im Königreich gespielt; im Jänner sollen auch vier spanische Topteams in der Wüste antreten; für Dezember wurden die größten Tennis-Stars zum Dirija Cup eingeladen.
Mega-Traum
Internationale Popstars treten in Saudi-Arabien auf, in Einkaufszentren sieht man mittlerweile Frauen ohne Kopftuch, was vor einigen Jahren noch unvorstellbar war, und sogar Auto fahren dürfen sie seit dem Vorjahr.
Nun träumt man in Saudi-Arabien sogar von Olympischen Spielen. „In der Zukunft wird Saudi-Arabien die größten Sportveranstaltungen beheimaten“, sagt Prinz Chalid. Auch Olympia sei möglich. „Warum nicht?“
Eine Antwort darauf haben Kritiker schnell zur Stelle: weil es um die Menschenrechte im Königreich immer noch sehr schlecht gestellt ist.
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