Was Chiles Daviscup-Ass mit Österreich verbindet

Hans Podlipnik spielt heute Tennis für Chile, Papa Johann spielte vor 45 Jahren als Tormann beim SAK in Österreich.

Hans Podlipnik. Tennisspieler. Geburtstag am 9. Jänner 1988. Geburtsort Santiago de Chile.

Der Name ließ stets schmunzeln, wenn Hans Podlipnik aus Chile ab und zu in den Agenturen auftauchte, weil er im Davis Cup ein Doppel gespielt hat. Älteren Tennisfans fiel da gleich der Name Gildemeister ein. Die Brüder Hans, Heinz und Fritz wurden zwar in Peru geboren, spielten aber für Chile. Hans, der erfolgreichste der drei, ist mittlerweile auch schon fast 63 Jahre.

Alle Jahre wieder taucht auch das chilenische Faustballteam bei einer WM auf. Thomas Winkler spielt dort. Bastian Ehrenfeld, Lucas Böttcher, Felipe Trost sowie Franz und Mathias Neumann ebenso. Und nicht zu vergessen die Dynastie Mödlinger.

Und mit Alexander von Schwedler hat es einen chilenischen Fußballer mit deutschem Namen von 2004 bis 2008 nach Pasching und dann sogar zu Red Bull nach Salzburg verschlagen. Aus dem Schmunzeln wurde aber letztes Jahr echtes Interesse. Samuel Ferreiro, Sportjournalist bei der angesehenen chilenischen Tageszeitung Las Últimas Noticias wandte sich an die KURIER-Sportredaktion. Tennisspieler Hans Podlipnik habe behauptet, dass sein Vater Fußball-Tormann in Österreich war.

Die Recherche ergab, dass Hans nicht übertrieben hatte mit der Sportkarriere seines Vaters Johann. Der heute 69-Jährige spielte Ende der Sechzigerjahre bei Vorwärts Steyr. Weil er in Salzburg studierte, wechselte der Tormann zum Salzburger Athletiksport-Klub(SAK). Der kleinere der Salzburger Traditionsvereine pendelte zwischen Regionalliga, 2. Division und gab in den Achtziger-Jahren sogar ein kurzes Gastspiel in der 1. Division.

Tritt von Schweinsteiger

Johann Podlipnik stand Anfang der Siebzigerjahre im Tor des SAK. Die Karriere als Tormann wurde von Fred Schweinsteiger beendet, dem Vater von Weltmeister Bastian und Trainer-Bruder Tobias. So lautet der Titel der Geschichte: „Mein Vater musste nach einem Tritt von Papa Schweinsteiger mit dem Fußball aufhören.“

1974 war es, als der SAK gegen Kufstein mit Alfred Schweinsteiger spielte, der im Landkreis Rosenheim daheim war. Johann erinnert sich: „Alfred Schweinsteiger, der Vater von Bastian, lief auf mein Tor zu. Ich wollte ihm den Winkel abschneiden. Er schlug Richtung Ball, traf aber mich voll ins Gesicht.“ Die Folgen waren schlimm für Podlipnik senior. Zähne ausgeschlagen, mehrere Knochen im Gesicht gebrochen, Operation, sechs Wochen Krankenhaus.

Was Chiles Daviscup-Ass mit Österreich verbindet

Danach stellte sich Johann Podlipnik nicht mehr ins Tor, sondern verlegte sich auf Skifahren. Und er reiste in der Weltgeschichte herum, verdiente ein bisschen Geld als Skilehrer. So auch bei seiner Reise ins chilenische Skigebiet Portillo, nicht weit von der argentinischen Grenze und vom Aconcagua, dem höchsten Berg Südamerikas, entfernt. Dort lernte Johann auch seine Frau María Cristina Castillo kennen und lieben. Sie ist auch der Grund, weshalb ihr Sohn in vollem Namen Hans Podlipnik-Castillo heißt.

Tennis statt Fußball und Ski

Als Jugendlicher stand Hans vor einem Dilemma. Der Papa war Skilehrer, ehemaliger Fußballer und Tennisliebhaber. Vater Johann sagt: „Mein Sohn hatte Talent fürs Skifahren. Er war schnell und hatte gute Reflexe. Das nutzt er jetzt noch als Tennisprofi.“ Johanns sportliche Liebe gehörte aber vor allem dem Fußball. „Ich hätte es gerne gesehen, wenn Hans Tormann geworden wäre. Wir haben im Garten unseres Hauses Fußball gespielt. Und ich habe ihn zu einem Probetraining bei Universidad Católica gebracht“, erzählte der Vater.

Idol des Juniors war Faryd Mondragon, ein kultiger Tormann aus Kolumbien. Der Besuch mit dem Zwölfjährigen beim chilenischen Traditionsverein trug aber keine Früchte. Hans entschied sich für Tennis, spielte 2005 erstmals auf der ATP-Tour. Und vom Skifahren blieb die Liebe zu den Bergen. „Wenn ich Zeit habe, dann zieht es mich in die Natur, ich liebe das Bergsteigen“, sagt Podlipnik junior - der auf seinem Instagram-Account stilecht in einer ÖSV-Jacke posiert.

Seine großartiges Ballgefühl stellte er letztes Jahr ins Netz. „Das ist ja fast wie damals Diego Maradona“, schrieb eine chilenische Zeitung. Podlipnik balancierte einen Tennisball gekonnt, mit Fuß, Kopf und Oberschenkel. Er erklärt: „Im Davis-Cup-Team bin ich beim Fußball-Tennis der Beste. Nach mir kommt Nico Massu.“ Der 39-jährige Ex-Profi war einmal die Nr. 9 der Welt und ist als Kapitän mit den Chilenen in Salzburg.

In Salzburg ist auch die Ehefrau von Hans dabei. Vor neun Jahren ist Podlipnik vor einem Turnier auf dem Flughafen in Antalya die junge Tennisspielerin Barbara Kvelstein aufgefallen. Letztes Jahr haben die beiden in Italien in Sorrento geheiratet. Barbara ist in Estland geboren und aufgewachsen, wohnt aber bei ihrem Mann in Chile. Der Trainer von Hans heißt Roland und ist sein Schwiegervater.

Kommentare