Corona erfüllt auch Lebensträume. Es ist ein zynischer Satz, aber im Falle von Franz Wittmann stimmt er. Die mittlerweile 70-jährige Rallye-Legende, seit dem Ausstieg aus dem Rennauto ein leidenschaftlicher Golfer, wollte schon immer einmal die besten Spieler der Welt in seinem weitläufigen Golfklub begrüßen. Es blieb jedoch ein Wunschtraum für den Besitzer des GC Adamstal in Lilienfeld. Doch dann kam Corona.
Der letzte Abschlag auf der European Tour ist lange her. Seit 9. März ist die millionenschwere Veranstaltungsreihe auf der Suche nach zuverlässigen Ausrichtern in Ländern, denen aufgrund ihrer Corona-Bilanz und -Bestimmungen die Durchführung einer Veranstaltung mit Teilnehmern aus allen Ecken der Welt zugetraut werden kann.
Wie in der Formel 1, die am Sonntag in Spielberg in ihre verkürzte Saison startet, machte Österreich auch im Profigolf das Rennen. Am 9. Juli wird der Spielbetrieb der European Tour im Diamond Country Club in Atzenbrugg (NÖ) aufgenommen, in der Woche darauf ist dann Adamstal an der Reihe.
„Wir sind zurück“, sagt Niki Zitny, der Sportdirektor des Verbandes nicht ohne Stolz. Im Vorjahr war Österreich von der European-Tour-Landkarte verschwunden, nachdem man seit 2006 ununterbrochen ein Turnier der höchsten Kategorie beheimatet hatte. „Viele andere Länder hätten diesen Neustart der Tour auch gerne verantwortet. Gut möglich, dass sich einige fragen: Wie hat das das kleine Österreich geschafft?“, glaubt Zitny.
Neben dem Verband und den Anlagenbetreibern kommt dem Sportministerium eine Schlüsselrolle zu. „Wir haben bei der Einreise der Athleten natürlich bestimmte Genehmigungen benötigt, ohne jedoch die Corona-Auflagen zu vernachlässigen. Jetzt ein unnötiges Risiko einzugehen, wäre ja kontraproduktiv“, erklärt Niki Wiesberger. Der Bruder von Österreichs Nummer eins Bernd Wiesberger fungiert im Verband als Bindeglied zwischen Ministerium und Tour.
Man hat zuletzt leider im Tennis gesehen, wie man es nicht macht."
von Niki Zitny
Sportdirektor des Golfverbandes
Zuschauer sind – obwohl es die nationalen Gesetze mittlerweile erlauben würden– keine zugelassen. So will es die European Tour. Dennoch werden rund 300 Personen auf der Anlage zugegen sein. Deutlich mehr sind es am Wochenende in Spielberg. Trotz eines Minimalaufgebots besteht der Formel-1-Tross aus immer noch gut 2.000 Personen. Die Sicherheitsvorkehrungen sind enorm. „Viel vom weiteren Saisonverlauf hängt vom ersten Wochenende ab“, sagte Red-Bull-Berater Helmut Marko dem KURIER.
Golf-Sportdirektor Niki Zitny nimmt auch die Sportler in die Pflicht. „Man hat zuletzt leider im Tennis gesehen, wie man es nicht macht. Wenn die Athleten Preisgelder kassieren möchten, dann ist es ihre Pflicht, alles daran zu setzen, dass der Spielbetrieb keinen Schaden nimmt.“
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