Warum Chinesen um Olympia zittern

Verlegung: Das Qualifikationsturnier im Frauenfußball (im Bild: China gegen Australien) wurde statt in Nanjing in Sydney ausgetragen.
Das Coronavirus hat einen massiven Einfluss auf die Qualifikation.

285 Männer aus 47 Ländern treten an diesem Wochenende bei den European Open in Oberwart im Judo an. Bis vor wenigen Tagen standen auch noch die Namen chinesischer Sportler auf der Nennliste. Anfang der Woche wurden sie gestrichen.

Die chinesischen Judokas wollten nach dem Turnier weiter nach Deutschland reisen, haben dafür aber wegen des Ausbruchs des Coronavirus kein Visum bekommen. Deshalb zogen die Athleten ihre Nennung für das Turnier im Burgenland zurück.

Die Ausreise aus ihrer Heimat ist für chinesische Sportler im Moment generell sehr schwierig, die Teilnahme an Wettbewerben fast unmöglich. Allerdings: Genau jetzt beginnt die heiße Phase für die Qualifikationswettkämpfe für die Olympischen Sommerspiele, die am 24. Juli in Tokio eröffnet werden.

„Das Internationale Olympische Komitee und die einzelnen Sportverbände sind jetzt gefordert“, sagt Christoph Sieber. Sieber ist Olympiasieger im Windsurfen (2000 in Sydney) und sportlicher Leiter beim Österreichischen Olympischen Comité. „Wenn es für chinesische Athleten im Moment keine Möglichkeiten für eine Olympia-Qualifikation gibt, gehe ich davon aus, dass sich jemand in den jeweiligen Verbänden etwas überlegt und in Abstimmung mit dem IOC einen fairen Qualifikationsablauf schafft.“

Wettlauf mit der Zeit

Noch gibt es allerdings keine Lösung. Das Problem ist, dass sich die Situation rund um den Ausbruch des Coronavirus rasend schnell entwickelt. Sieber: „Vor zwei Wochen habe ich noch gedacht, dass ich an diesem Wochenende in China sein werde. Nun werden alle versuchen, diese extremen Entwicklungen einzuschätzen.“

Einige olympische Qualifikationsveranstaltungen wurden bereits verschoben oder abgesagt. So wurde beispielsweise das Turnier im Frauenfußball von Nanjing nach Sydney verlegt. Die chinesischen Handballerinnen sagten ihre Teilnahme am Qualifikationsturnier ab.

Japan will ungeachtet der Ausbreitung des Virus die Spiele wie geplant austragen. Der Chef des japanischen Olympischen Komitees, Yoshiro Mori, sagte, dass die Planung für die Spiele nicht beeinträchtigt werde. Auch ÖOC-Chefmediziner Wolfgang Schobesberger beruhigt: „Jetzt eine Gefahr für die Sommerspiele abzuleiten, ist unnötig und medizinisch nicht zu begründen.“

Florian Plavec

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