Vor Paris-Achtelfinale: Die Ecken und Kanten von Dominic Thiem

TENNIS-FRA-OPEN-MEN
French Open: Österreichs Ass spricht über seinen Eklat, den kommenden Gegner und bleibt bescheiden.

Robin Haase hat es faustdick hinter den niederländischen Ohren. Angespielt auf Dominic Thiems Vertreibung aus dem größten Presseraum am Samstag, unterbrach er gestern das Pressegespräch mit Österreichs Topmann. „Entschuldige, ich bräuchte Deinen Stuhl, ich habe jetzt einen Interview-Termin.“

Thiem hat gelacht, sieht auch den Vorfall vom Samstag nicht mehr ganz zu eng, als ihm Serena Williams vorgezogen wurde. Darauf wollte er damals kurzfristig in einen kleineren Medienraum wechseln, ehe er wutentbrannt mit den Worten: „Ich bin doch kein Junior“ doch sofort abzog.

Jetzt sagt er: „Das war nicht richtig zu sagen, weil sich auch ein Junior Respekt verdient. ich bekam ihn eben auch nicht.“ Zudem sei er dann rechtzeitig zum Finale der Champions League gekommen. „Es war kein gutes Finale, aber Klopp und Liverpool haben so große Matches geliefert und sich den Titel verdient.“

Also wieder der brave Dominic? Sein neuer Manager Herwig Straka braucht keine Bravheit in Vollendung. „Er muss mehr Ecken und Kanten haben und nicht Everybody’s Darling sein“, sagt Herwig Straka. Vom Liebsein ist schließlich noch keiner Nummer eins geworden.

Römisch V

Abgesehen vom Vorfall am Samstag arbeitet Thiem auch nicht unbedingt daran. Der 25-Jährige ließ sich zuletzt wenig gefallen. Beim ATP-1.000-Turnier in Rom war er nach der Niederlage gegen den Spanier Fernando Verdasco ziemlich angefressen auf die Veranstalter. „Das ist für mich extrem schlecht organisiert. Ich war irgendwann spät im Bett und mich dann um 10.00 Uhr auf den Platz zu holen ist auch witzlos, finde ich.“ Zumindest in Rom ist er nicht mehr Everybody’s Darling.

TENNIS-FRA-OPEN-MEN

Geil, geiler, Gaël

Das wird er heute auch nicht sein. Das liegt aber eher weniger am Weltranglisten-Vierten, sondern an seinem Gegner. Gaël Monfils ist nicht irgendein Franzose, sondern auch aufgrund seines Spiels und seines Auftretens beliebter als die meisten seiner Landsleute. „Er ist ein geiler Spieler“, sagt Thiem. Geil, geiler Gaël eben. „Aber es wird zumindest eine tolle Stimmung geben. Das ist mir lieber, als auf einem leeren Außenplatz zu spielen“, sagt der Niederösterreicher.

In Paris selbst wird man Thiem auch nach dem Vorfall schätzen. Immerhin bewegte er in den vergangenen drei Jahren schon die Massen. Sollte Thiem Monfils schlagen, dann wäre er der erste Österreicher, der hier vier Mal zumindest das Viertelfinale erreicht. Aber da war er dann wieder, der bescheidene Dominic Thiem: „Das ist unrelevant. Auf Thomas Muster fehlen mir 31 Turniersiege, ein Grand-Slam-Titel. Außerdem war er die Nummer eins der Welt.“

Bescheiden ist Thiem trotz der kleinen Vorkommnisse zuletzt immer geblieben. Aber er lässt sich nichts mehr aufzwingen, was nicht immer positiv sein muss. Schon am Samstag stellte er bei der Pressekonferenz unerlaubt eine Getränkedose seines Sponsors hin, die wurde ihm entfernt. Gestern tauchte er wieder damit auf. „Ich darf die Dose nicht überall herzeigen, aber ich probiere es immer wieder.“ Einem französischen Wasser-Hersteller wird es als Turniersponsor weniger taugen.

Kommentare