Wechsel in den Chefetagen: Von neuen Präsidenten und faulen Eiern

Frauen an die Macht? Kirsty Coventry (li.) aus Simbabwe könnte  IOC-, Roswitha-Stadlober ÖOC-Präsident werden
Beim Internationalen Olympischen Komitee könnte demnächst erstmals eine Frau das Sagen haben. Auch beim OÖC. Offen ist, was beim krisengebeutelten ÖFB passiert.
Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Ob Olympia oder Fußball – in den Chefetagen steht ein Umbruch bevor. Ob international oder national – überall erfolgen Präsidentenwechsel.

Am 21.März entscheidet das Internationale Olympische Komitee über die Nachfolge für den Deutschen Thomas Bach (71), dessen Amtszeit allein schon wegen des Ukraine-Krieges (und des nicht ausnahmslosen Startverbots für Russen) einem Polit-Slalom glich.

Mit der Schwimm-Olympiasiegerin Kirsty Coventry, 41, könnte in der 130-jährigen IOC-Geschichte erstmals eine Frau bzw. erstmals eine Afrikanerin die Chefrolle erhalten. Auch wenn sie wie der beim ÖSV mäßig beliebte FIS-Präsident Johan Eliasch im siebenköpfigen Kandidatenfeld nur Außenseiterchancen hat. Vom Leichtathletik-Weltpräsident Sebastian Coe, 65, wird erwartet, dass der zum Lord Geadelte so wie im olympischen 1500-Meter-Lauf 1980 und 84 nun auch bei der IOC-Präsidentenwahl den längeren Atem hat.

Drei Tage nach der IOC-Wahl wird beim ÖOC gewählt und die 16-jährige Ara von Karl Stoss, 68, als Österreichs Olympia-Präsident enden. Der frühere Casino-Boss legt sein Ehrenamt zurück. Zu dessen Übernahme stehen sowohl erfahrene Frauen (Dressurreit-Olympiasiegerin Elisabeth Max-Theurer, Skipräsidentin Roswitha Stadlober) als auch g’standene Männer (Rodel-Präsident Markus Prock, Ruderverbands-Präsident Horst Nussbaumer) zur Diskussion. Letzteren hält u.a. der ehemaligen Mehrfach-Ruderweltmeister und Vorsitzende des Spitzensportausschusses Christoph Schmölzer für „sehr befähigt“, auch im ÖOC das Ruder zu übernehmen. Gleichgültig ob Theurer, Stadlober, Prock oder Nussbaumer – bei allen für die Präsidentschaft in Frage Kommenden handelt’s sich um frühere Topsportler. Was erstmals in der ÖOC-Historie der Fall ist. Und beim Fußballbund nicht der Fall sein wird.

Der ÖFB bleibt indes rekordverdächtig. So dürfte mit dem steirischen Juristen Wolfgang Bartosch, 66, bald auch der vierte Präsident innerhalb von kaum vier Jahren Geschichte sein. Zumal die Sponsoren eine externe Lösung verlangen. Der Neue soll immun gegenüber dem Intrigenspiel von Landesfürsten und Finanzfachmann sein, muss und wird aber keine Kicker-Vergangenheit haben. Zumindest letztere Tradition bliebe somit gewahrt.

Noch nie wurde ein ehemaliger Bundesliga- oder Nationalspieler ÖFB-Präsident. So wie auch niemand aus der aktuellen ambitionierten Riege hauptberuflicher Sportjournalisten Spitzenfußballer, sondern eher Spitzkicker war. Aber darauf ließe sich kontern: Man kann beurteilen, ob ein Ei gut oder schlecht ist, auch wenn man selbst keines legen kann.

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