Von Milla bis Girmay: Magische Momente afrikanischer Sportler
Mit Biniam Girmay gewann erstmals ein Radprofi aus Eritrea ein Rennen der UCI World Tour. Was waren die weiteren Meilensteine für den afrikanischen Sport?
Als Biniam Girmay den historischen Sieg vor Augen hatte, schaute er nicht mehr nach links und rechts. Er ignorierte die drei prominenten Konkurrenten, die nach knapp 250 Kilometern mit ihm auf die Zielgerade eingebogen waren und nahm sein Schicksal und seine Beine in die Hand.
„Ich habe nur getreten, getreten und getreten“, erzählte Biniam Girmay später im Ziel, wo er nach seinem Sprint-Sieg beim belgischen Rad-Klassiker Gent – Wevelgem der gefeierte Held war.
Der 21-Jährige aus Asmara in Eritrea ist der erste Radprofi seines Landes, der ein Rennen der UCI World Tour gewinnen konnte. „Das ist unglaublich. Ich habe erst am Freitag entschieden, das Rennen zu fahren“, sagt Girmay.
Der Erfolg des jungen Profis aus Eritrea wird dem Radsport auf dem afrikanischen Kontinent noch mehr Rückenwind verleihen. Die Ausdauersportler aus Ostafrika drängen längst nicht nur mehr in der Leichtathletik ins Rampenlicht. Daniel Teklehaimanot, ein Landsmann von Gent-Wevelgem-Sieger Biniam Girmay, trug bei der Tour de France 2015 kurzzeitig das Bergtrikot.
WM in Ruanda
Der Weltverband trägt dem Boom Rechnung und vergab erstmals eine Straßen-WM nach Afrika. 2025 finden die Titelkämpfe in Ruanda statt, dem radsportverrücktesten Land auf dem ganzen Kontinent. Bei der Tour du Rwanda werden die Sportler alljährlich von vier Millionen Fans angefeuert.
Die Rad-WM 2025 wird eine der größten Sportveranstaltungen sein, die je in Afrika stattgefunden haben. Ein Blick auf die Meilensteine des afrikanischen Sports und denkwürdige Momente.
Abebe Bikila
Bei den Olympischen Sommerspielen 1960 in Rom blickte die Sportwelt fasziniert auf den Schafhirten aus Äthiopien. Bikila gewann den Marathon und holte die erste Goldmedaille für das ostafrikanische Land. Als einziger Läufer war Bikila barfuß unterwegs. Vier Jahre später wurde er in Tokio abermals Olympiasieger im Marathon – da lief er dann aber bereits mit Turnschuhen.
Roger Milla
Der Stürmer war das fröhliche Gesicht des kamerunischen Fußballmärchens bei der WM 1990 in Italien. Als krasser Außenseiter hatte Kamerun in Rom das Eröffnungsspiel gegen Weltmeister Argentinien mit 1:0 gewonnen. Roger Milla, der damals bereits 38 war, erzielte auf dem Weg ins Viertelfinale vier Treffer und feierte jedes Tor mit einem Tänzchen an der Cornerflagge.
Zola Budd
Im Alter von 17 Jahren stellte die Leichtathletin aus Bloemfontein 1984 einen neuen Weltrekord über die 5.000 Meter auf. Bemerkenswert dabei: Budd lief barfuß. Die Bestmarke wurde aber aufgrund des damaligen kulturellen Boykotts Südafrikas wegen des Apartheid-Systems nicht anerkannt.
George Weah
Der Goalgetter aus Liberia ist bis heute der einzige Afrikaner, der zum Weltfußballer gewählt wurde. 1995 gewann der Stürmer, der unter anderem bei Paris SG, Milan und Chelsea spielte, die begehrte Trophäe. In seiner Heimat genießt Weah seither Kultstatus, 2018 wurde der ehemalige Fußballer Präsident von Liberia.
Die größten Chancen in seine Fußstapfen als Weltfußballer zu treten, haben aktuell die Liverpool-Stars Mo Salah (Ägypten) und Sadio Mane (Senegal).
Oussama Mellouli
Erfolgreiche afrikanische Schwimmer kamen fast immer aus dem Süden des Kontinents (Südafrika, Simbabwe). 2008 schlug dann die große Stunde von Oussama Mellouli. Der Tunesier wurde Olympiasieger über 1.500 Meter, vier Jahre später über 10 Kilometer.
Die Springboks
Hinter den berühmten Springboks, wie die Rugby-Nationalmannschaft aus Südafrika genannt wird, vereinte sich 1995 das Land. Bei der Heim-WM holten sich die Südafrikaner erstmals den prestigeträchtigen Titel. Es war das erste Sport-Großereignis in Südafrika nach dem Ende der Apartheid – und entsprechend wichtig für die Gesellschaft. Aktuell sind die Springboks amtierende Weltmeister und Nummer 1 der Weltrangliste.
Mexiko 1968
Bei den Sommerspielen in der Höhenluft von Mexiko liefen die Leichtathleten aus Kenia erstmals der Konkurrenz so richtig um die Ohren. Kipchogo Keino (1.500 Meter), Naftali Temu (10.000m) und Amos Biwott (3000 m Hindernis) holten die ersten Goldmedaillen für das Land, das seit damals ein Laufwunder erlebt.
Südafrika 2010
Den größten Jubel bei der ersten Fußball-WM auf afrikanischem Boden gab es, als Nelson Mandela vor dem Finale auf dem Spielfeld des Soccer-City-Stadions von Johannesburg erschien. Der erste schwarze Präsident des Landes hatte großen Anteil, dass Südafrika 2010 Schauplatz der WM wurde.
Die Fans erinnern sich an Stadionbesucher in dicken Wolljacken (im südafrikanischen Winter) und an den ohrenbetäubenden Lärm der Vuvuzelas, die damals in aller Munde waren. Den großen Fußballboom konnte die WM nicht auslösen, Südafrika ist und bleibt eine Rugby-Nation.
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