Vierkampf um den Tennis-Thron

Im kommenden Jahr werden sich wieder Djokovic, Nadal, Federer und Murray um die Nummer eins zanken.

Im Tennis-Jahr 2012 dürfte aus internationaler Sicht ein Vierkampf um die Nummer eins der Herren-Weltrangliste prägend sein. Novak Djokovic, Rafael Nadal, Roger Federer und Andy Murray - sie alle haben das Zeug dazu, in einem Jahr an der Spitze des ATP-Rankings zu stehen.

Djokovic hat eine Saison mit drei Grand-Slam- und fünf Masters-1000-Titeln hinter sich. Die Leistungen nach den US Open bzw. im letzten Saisonviertel waren aber durch Rücken- und Schulterbeschwerden beeinträchtigt, was die Zuversicht des 24-Jährigen freilich schmälert. "Warum soll ich so ein Jahr nicht noch einmal haben", sagte Djokovic. "Ich muss nur an meine Qualitäten und Fähigkeiten glauben. Ich bin noch nicht auf Federers und Nadals Level. Aber ich ruhe nicht, bis ich es erreicht habe."

Der "Djoker" wird nach dem zu Silvester endenden Einladungsevent in Abu Dhabi bis zu den am 16. Jänner beginnenden Australian Open kein Turnier spielen. "Ich werde mich zumindest zehn Tage auf Melbourne vorbereiten", erklärte der Titelverteidiger des ersten Grand-Slam-Turniers des Jahres während seiner am Persischen Golf absolvierten Vorbereitung. "Ich habe 2011 genug Matches gespielt. Wichtiger als Matches wird für mich sein, mich physisch und mental auf die Australian Open vorzubereiten."

Angeschlagener Nadal

Nadal ist laut Weltrangliste erster Djokovic-Verfolger, doch der Iberer kämpft derzeit gegen seine schmerzende linke Schulter. "Es war mir nicht möglich, im Dezember daheim auf Mallorca viel zu trainieren", meinte der 25-Jährige. Das liegt auch am späten, gewonnenen Davis-Cup-Finale, wodurch Nadal nur dreieinhalb Wochen Pause hatte. Daher nimmt er sich im Februar eine Auszeit.

Für sein Spiel nimmt sich der sechsfache French-Open-Sieger eine Steigerung vor: "Es muss aggressiver und variabler werden."

Erfolgshungriger Federer

Die richtigen Pausen zur richtigen Zeit werden im nächsten Jahr mitentscheiden, speziell beim 30-jährigen Federer. Der Eidgenosse ist jedenfalls erfolgshungrig wie eh und je. Ein Sieg bzw. eine Woche hatte ihm 2010 gefehlt, um den US-Amerikaner Pete Sampras mit 286 Wochen als Weltranglisten-Leader einzuholen. 2011 beendete er zwar ohne Grand-Slam-Titel und erstmals seit 2003 geht er nicht als Top-Zwei-Spieler in ein Jahr, doch zuletzt 17 Tour-Matchsiege en suite unterstrichen seine Ambitionen.

Seine Chance auf die Spitze ist bis August größer, da er da im Vergleich zu Djokovic und Nadal relativ wenig zu verteidigen hat. Sollte es der Gewinner von 16 Grand-Slam-Titeln schaffen, wäre er der fünfte Nummer-1-Mann mit einem Alter über 30 Jahren. Bisher ist dies nur dem Australier John Newcombe sowie den US-Assen Jimmy Connors, Ivan Lendl und Andrea Agassi gelungen. "Wenn ich weiter eine Zeit auf meinem Top-Level spielen kann, ist einiges möglich", äußerte sich Federer zuversichtlich.

Konstanterer Murray

Während sich der Familienvater an seinem Zweitwohnsitz Dubai vorbereitet hat, zog es Murray nach Miami. Der Schotte hat gar das Weihnachtsfest mit seiner Familie um drei Wochen vorverlegt, stellte danach in Florida wie vor einem Jahr Djokovic auch seine Ernährung um. Mit seinem zweiten Melbourne-Endspiel in Folge sowie Semifinal-Einzügen bei den anderen drei Grand Slams hat der 24-Jährige heuer neue Konstanz gezeigt. Nicht nur deshalb trauen viele Murray für 2012 den absoluten Durchbruch zu.

Am ehesten ist es Juan Martin del Potro zuzutrauen, dieses Quartett zu sprengen. Der Wien-Finalist schaffte es nach seiner Verletzungspause binnen zehn Monaten von ATP-Position 485 auf Rang elf, alleine mit den Top Ten wird er sich nicht zufriedengeben. Das Spiel für einen Platz in den Top Drei hat der 23-jährige Argentinier allemal. Im Vergleich dazu bescheiden sind die Wünsche von David Ferrer, der Spanier wäre schon mit dem Behalten seines fünften Platzes hochzufrieden.

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