Valentina Höll: Die Senkrechtstarterin im Downhillsport
Es ist wohl höchst an der Zeit, dass Valentina Höll ihre innere Uhr nachstellt. Nachdem ihr jede einzelne Sekunde offenbar wie eine halbe Ewigkeit vorkommt. „Ich hatte das Gefühl, zu langsam zu sein“, erklärte die Pinzgauerin, nachdem sie am Freitag bei der Mountainbike-WM in Leogang in der Downhill-Qualifikation die souveräne Bestzeit aufgestellt hatte. Um zweieinhalb Sekunden distanzierte Höll ihre erste Verfolgerin, die französische Titelverteidigerin Myriam Nicole lag als Dritte gar schon 14,249 Sekunden zurück.
Angesichts dieser Zeitabstände müsste vor dem WM-Bewerb am Sonntag (12.50 Uhr, live ORF Sport+)eigentlich die Konkurrenz ein schlechtes Bauchgefühl beschleichen. Zumal die rasante Trainingsfahrt von Valentina Höll keineswegs unerwartet kommt.
Ausnahmetalent
Die Saalbacherin mag vielleicht erst 18 sein und eben die Matura bestanden haben; sie mag ihre ersten Rennen in der Eliteklasse bestreiten und noch wenig Erfahrung haben – wer Valentina Höll aber auf dem Downhill-Bike sieht, wie sie furchtlos und geschickt die anspruchsvollsten Abwärtspassagen meistert, dann käme niemand auf die Idee, dass sie in Leogang gerade ihr WM-Debüt in der Eliteklasse gibt.
Sie hätte sich ja am liebsten schon früher mit den Allerbesten gemessen, das Alterslimit verhinderte aber bis heuer den direkten Vergleich. Wobei trotzdem jeder erkennen konnte, dass da ein Ausnahmetalent im Höllentempo daher kommt. Als Valentina Höll vor einem Jahr bei der WM-Generalprobe in Leogang die Junioren-Wertung gewann, hätte ihre Laufzeit in der Elite-Klasse für Rang drei gereicht.
Die 18-Jährige konnte es kaum erwarten, in den Weltcup-Tross aufzusteigen und endlich ihre Idole herauszufordern. In den Nachwuchsserien, die sie nach Belieben dominierte, waren ihr rasch die Ziele ausgegangen. „Die Motivation war heuer viel höher als in den letzten Jahren“, gesteht Höll. „Ich kann endlich gegen die Elite fahren. Es geht um die Wurst.“
Lokalmatadorin
Und dann kommt sie gleich in den Genuss einer Heim-Weltmeisterschaft. Die Saalbacherin kann den Downhill-Kurs am Asitz praktisch im Schlaf hinunterrasen. Sie kennt jeden Baumstamm und alle Hindernisse entlang der 2,3 Kilometer langen Strecke, auf der die Downhiller mit ihren Spezialrädern Spitzengeschwindigkeiten von 65 km/h erreichen. „Das ist aber auch ein bisschen mehr Druck, wenn jeder weiß, dass ich die Strecke so gut kenne“, meinte Valentina Höll vor der WM.
Die enorme Erwartungshaltung und der Rummel um ihre Person scheinen die junge Salzburgerin jedenfalls nicht aus dem Tritt zu bringen. Das bewies nicht zuletzt ihr Auftritt vor einer Woche beim Crankworx-Meeting in Innsbruck, wo Valentina Höll den prominenten Gegnerinnen im Downhill auf und davon gerast war.
Nach der Bestzeit in der Qualifikation kam die Österreicherin nun doch ein wenig ins Grübeln. „Ich weiß nicht, ob dieses Ergebnis gut oder schlecht für Sonntag ist“, sagte Valentina Höll. „Aber ich habe momentan einfach Mega-Spaß beim Fahren.“
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