US Open: Dominic Thiem bereits im Achtelfinale

Stark in Form: Dominic Thiem
Starke Leistung von Österreichs Nummer eins gegen Spanier Lopez. Nächster Gegner ist die Nummer sechs Berdych.

Dominic Thiem hat den nächsten Schritt auf seiner Tennis-Karriereleiter genommen. Nicht viele Österreicher sind in ein Grand-Slam-Achtelfinale vorgestoßen, er hat es am Sonntag (Ortszeit) schon vor seinem 21. Geburtstag geschafft. Mit einem 6:4,6:2,6:3-Sieg gegen den Spanier Feliciano Lopez nahm er seine dritte US-Open-Hürde souverän, nächster Prüfstein ist Tomas Berdych.

Mitentscheidend für Österreichs Nummer eins im ersten Duell mit dem als Nummer 19 eingestuft gewesenen, 32-jährigen Lopez war, dass er nach einer knapp zweieinhalbstündigen Regenunterbrechung beim Stand von 3:3 als erster anschrieb. Davor hatte er allerdings vier Breakbälle abzuwehren. "Es hätte im ersten Satz auch anders laufen können", erklärte Thiem daher auch nach dem in 1:49 Stunden eingefahrenen Erfolg.

Mit Fortdauer der Partie bekam er nicht nur seinen anfangs wackeligen Aufschlag, sondern auch seinen Gegner immer besser in den Griff. Ein Schlüssel zum Erfolg war seine Returnstärke. "Ich habe unangenehm für ihn returniert, er hat es immer schwer beim Volley gehabt", war Thiem bewusst. "Es war für ihn sicher unangenehm." Tatsächlich kam der Weltranglisten-21. nicht dazu, seine Serve-Volley-Stärke gut auszuspielen.

Nachdem dem ÖTV-Ass im ersten Satz das entscheidende Break zum 6:4 gelungen war, nahm er Lopez im zweiten Durchgang die Servicespiele zum 2:0 und 6:2 ab. In dieser Phase spielte der ungesetzte Außenseiter am stärksten. Nachdem Lopez im dritten Satz ein Break zum 2:1 gelungen war, antwortete Thiem im Stil eines Routiniers mit dem sofortigen Rebreak und zog auf 5:2 davon. Danach servierte er aus.

"Sehr solide"

"Das ist nicht leicht gewesen", erklärte er. "Das erste Mal in eine zweite Woche bei einem Grand Slam zu kommen, dass man auf das Match serviert, das kann man nicht ausblenden." Nun agiert Thiem unter den letzten 16 dieses letzten Majors des Jahres, unter den 15 anderen sind neun aus den Top Ten der Setzliste. Die ÖTV-Hoffnung ist als einziger Ungesetzter noch im Bewerb, das sagt in dem an Überraschungen bisher armen Herren-Bewerb einiges aus.

"Es war bisher sehr solide", fand der Kitzbühel-Finalist nüchterne Worte für seine Leistungen in den bisherigen drei Runden. Dem Slowaken Lukas Lacko hatte er in Runde eins nur acht Games gelassen und damit einen "Salto Nullo" des ÖTV in Einzelrunde eins verhindert. Dann kam der Fünfsatzerfolg im emotional schwierigen Match gegen seinen lettischen Stallkollegen Ernests Gulbis. Und gegen Lopez verlor Thiem auch nur neun Spiele.

Jedes Match hatte er für sich betrachtet, nur von Runde zu Runde geschaut. "Aber von der ersten in die zweite Woche ist da schon so eine Mauer", erläuterte der Weltranglisten-45. im Bewusstsein, dass gegen Berdych nun auch international mehr Augen auf ihn gerichtet sein werden. Den Wunsch nach einer Ansetzung in der Dienstag-"Nightsession" deponierte Thiem noch auf dem Platz beim Siegesinterview.

Nächstes Spiel

Die Partie gegen Berdych wird bei plangemäßer Durchführung am Vortag seines 21. Geburtstags stattfinden. "Es ist mein letztes Match U20. Natürlich will ich auch jedes weitere Match gewinnen", zeigte er vor dem Weltranglisten-Siebenten aus Tschechien keine Scheu. "Ich muss gegen Berdych sicher anders spielen als gegen Lopez. Ich muss schauen, dass ich aggressiver spiele." Bei den French Open hatte er Berdych bei dessen Viertelfinal-Niederlage gegen Gulbis gesehen.

Berdych zeigte nach seinem 6:3,6:2,6:4-Drittrundenerfolg gegen den Russen Teimuras Gabaschwili Respekt vor dem Österreicher. "Ich freue mich auf das Match, aber er spielt wirklich gut", sagte der 28-Jährige. "Er spielt drauflos, und zwar ohne Nerven und ohne Extra-Druck." Berdych hat den schon allein wegen seines Rankings, bei den US Open hat er seine Vorjahres-Punkte hingegen schon verteidigt. 2012 war der 1,96-m-Mann mit Wohnsitz Monte Carlo bis ins Semifinale vorgedrungen.

In seinem ersten vollen Jahr auf der Tour ist die vierte Grand-Slam-Runde im "Big Apple" Thiems bisheriger Höhepunkt seiner Laufbahn. Im Plan hatte so einen Erfolg zu Jahresbeginn natürlich noch nicht. "Es ist heuer immer langsam nach oben gegangen. In Doha (Anm.: Erste Turnierwoche des Jahres) war ich noch heilfroh, dass ich mich qualifiziert habe. Dann kam Australien und dann ist es immer Schritt für Schritt bergauf gegangen."

Im virtuellen ATP-Ranking liegt Thiem erstmals in den Top 40, und zwar auf Rang 36. Schlechter wird er am Dienstag nächster Woche nicht gereiht sein. Sollte er Berdych besiegen und in das US-Open-Viertelfinale einziehen, wäre er bereits in den Top 30. Dann wäre er seinem adaptierten Saisonziel des Erreichen der Top 32 und damit der Setzliste für die Australian Open im Jänner schon sehr nahe. Schon jetzt sind Thiem die Top 50 mit Saisonende praktisch nicht mehr zu nehmen.

US Open: Dominic Thiem bereits im Achtelfinale
epa04378702 Feliciano Lopez of Spain hits a return to Dominic Thiem of Austria during the seventh day of the 2014 US Open Tennis Championship at the USTA National Tennis Center in Flushing Meadows, New York, USA, 31 August 2014. The US Open runs through 08 September, a 15-day schedule. EPA/JUSTIN LANE

Eintrag in die Geschichtsbücher

Als erst sechster Österreicher im Herren-Tennis hat Dominic Thiem ein Einzel-Achtelfinale eines Grand-Slam-Turniers erreicht. Der Niederösterreicher folgt Peter Feigl, Thomas Muster, Alexander Antonitsch, Stefan Koubek und Jürgen Melzer nach. Feigl hatte es 1978 bei den Australian Open bei seinem dritten Hauptfeld-Anlauf geschafft und damit als einziger aus dem genannten Quintett früher als Thiem.

Der Niederösterreicher benötigte heuer und überhaupt vier Antritte, um bei einem der vier größten Turniere unter die letzten 16 vorzustoßen. Ohne die Leistung des damals schon 27-jährigen Feigls schmälern zu wollen, aber die Dichte im Spitzen-Tennis Ende der Siebziger war mit der heutigen wohl nicht zu vergleichen. Wie schwierig ein Vorstoß ins Achtelfinale ist, sieht man daran, dass es Melzer erst beim 32. Anlauf im Alter von 29 Jahren in Paris 2010 gelungen ist.

Selbst der spätere French-Open-Sieger Thomas Muster jubelte 21-jährig erst beim zehnten Mal bzw. bei den Australian Open 1989 über ein Achtelfinalticket, bei Antonitsch war es in Wimbledon 1990 24-jährig beim achten und bei Koubek bei den Australian Open 2002 beim 13. Mal. Der Kärntner war damals 25 Jahre alt. Thiem zählt noch 20 Lenze, am Mittwoch feiert er seinen 21. Geburtstag.

Unter den internationalen Assen gibt es nicht viele, die früher als Thiem dran waren. Aus den aktuellen Top Ten der Weltrangliste war das nur bei Milos Raonic (CAN/20 Jahre) beim zweiten und Jo-Wilfied Tsonga (FRA/22) beim dritten Mal der Fall. Wie Thiem war auch Roger Federer (SUI/18) beim vierten Mal reif für ein Major-Achtelfinale, Rafael Nadal (ESP/18), Andy Murray (GBR/19) und Thiems Achtelfinalgegner Tomas Berdych (CZE/18) jeweils beim fünften und Novak Djokovic (SRB/19) beim sechsten Mal.

Etliche Größen vergangener Jahre waren ziemlich schnell soweit gewesen. Benötigten die US-Asse Andre Agassi und Pete Sampras noch fünf Versuche, waren es bei deren Landsmann Andy Roddick vier, bei Mats Wilander (SWE) und John McEnroe (USA) drei sowie bei Ivan Lendl (CSSR), Björn Borg (SWE) und Boris Becker (GER) je zwei. Der Russe Marat Safin (RUS) schaffte sogar das Kunststück, bei den French Open 1998 18-jährig bei seinem Hauptbewerb-Debüt das Achtelfinale zu erreichen.

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