Tour de France einmal anders: Von Daten- und Geldbergen

Nicht zu schlagen: Peter Sagan (re.) feierte in Valence seinen dritten Etappensieg und hat in der Sprintwertung 228 Punkte Vorsprung
Peter Sagan gewinnt in Valence seine dritte Etappe. Ein Blick darauf, was in Frankreich passiert und was noch kommt.

Neben den beiden Bora-hansgrohe-Profis Lukas Pöstlberger und Gregor Mühlberger sowie Michael Gogl von Trek-Segafredo gibt es noch einen weiteren österreichischen Beitrag zur Tour de France – und der erfreut sich mindestens ebenso großer Beliebtheit wie das oberösterreichische Trio: die Live-Daten, die nicht nur bei der Fernsehübertragung genutzt werden, sondern via Handy, Computer oder Tablet für die Fans zugänglich sind

150 Millionen Datenpunkte werden pro Etappe erfasst, ermittelt anhand kleiner Transponder am Sattel jedes bei der Tour eingesetzten Rades, sie werden dann im mobilen Rechenzentrum von Dimension Data Austria aufbereitet. Schon seit 2015 ist die Firma in Frankreich im Einsatz, mehr als neun Millionen Nutzer verzeichnet die Seite livetracking.letour.fr jährlich. Dort wird neben Streckenprofil und Wetter auch Position und Tempo jedes Fahrers dargestellt.

Tour-Veranstalter Amaury Sport Organisation hofft, auf diese Weise eine neue Generation junger Fans für die größte Radsport-Veranstaltung der Welt zu gewinnen. „In den letzten drei Jahren konnten beeindruckende Ergebnisse auf allen digitalen Plattformen der Tour de France erzielt werden. Die Online-Videoaufrufe sind von sechs Millionen im Jahr 2014 auf 71 Millionen im Jahr 2017 geklettert, und die Website-Zugriffe sind im Vergleich zum Vorjahr um 15 Prozent gestiegen. Das spiegelt auch den Trend in der Mediennutzung des jüngeren Publikums wider, digitale Inhalte gegenüber der traditionellen TV-Übertragung zu bevorzugen“, weiß Jürgen Horak, der Chef von Dimension Data Austria.

Und es wird schon weitergedacht: „Wir arbeiten daran, das digitale Rennerlebnis durch den Einsatz von Augmented Reality, 3D-Mapping und noch genaueren Prognose-Algorithmen auf das nächste Level zu heben.“

Umsatzmaschine

Geld für Neuerungen haben die Veranstalter zur Genüge: Firmenzahlen veröffentlicht der Amaury-Konzern zwar nicht, doch Insider schätzen allein den Umsatz der Tour de France auf 150 Millionen Euro, die Rendite soll bei 15 Prozent (=22,5 Millionen Euro) liegen. Die gesamte Firmengruppe soll rund 400 Millionen Euro pro Jahr bewegen. Geleitet wird der Konzern, zu dem auch die Sporttageszeitung L’Équipe gehört, von Marie-Odile Amaury, einer 78-Jährigen mit Wurzeln im Elsass. Protz liegt der seit 2006 verwitweten Chefin und Eigentümerin fern: Ihr Auto ist ein Peugeot 308. Die nächste Generation steht bereits ante portas: Sohn Jean-Étienne leitet die ASO, Tochter Aurore steht der Rechtsabteilung vor.

Doch so viel Geld die Firma auch einnimmt, so wenig üppig sind die Preisgelder. Wer sich am Ende in Paris das Gelbe Trikot überstreifen darf, bekommt 500.000 Euro, der Zehnte erhält 3800 Euro Schmerzensgeld. Und für einen Etappensieg sind 11.000 Euro ausgelobt, am Freitag war auf den 169,5 flachen Kilometern von Bourg d’Oisans nach Valence der slowakische Dreifach-Weltmeister Peter Sagan (Bora-hansgrohe) der Schnellste im Massensprint. Keine Überraschung, haben doch die meisten seiner Konkurrenten im Kampf um das Grüne Trikot bereits die Tour verlassen müssen, sei es nach Stürzen, wegen Erschöpfung oder aber, weil sie die Karenzzeit nicht geschafft haben.

Nicht zuletzt die heurige Streckenführung ist daran schuld. „Ich bin schon sieben Mal die Tour gefahren, aber es war noch nie so schwer wie in diesem Jahr“, klagte etwa der deutsche Topsprinter André Greipel (Lotto-Soudal), der immerhin schon elf Mal als Etappensieger gefeiert worden ist. „Das hat alles viel mit Spektakel zu tun. Für mich ist dieses Spektakel einfach zu viel gewesen in diesem Jahr.“

Und wieder Berge

Am Samstag folgt eine Etappe über 188 Kilometer mit Start in St-Paul-Trois-Châteaux, deren Profil einige Möglichkeiten für neuerliches Spektakel lässt, zumal kurz vor dem Ziel in Mende im Massif Central ein drei Kilometer langer Anstieg mit 10,2 Prozent durchschnittlicher Steigung zu erklettern ist. Das lässt auch Raum für Attacken gegen die nach wie vor führenden Sky-Fahrer Geraint Thomas und Christopher Froome.

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