Tour de France: Caleb Ewan gewinnt, Mühlberger muss aufgeben

Enge Sache: Ewan (re.) siegt vor Bennett (Mi.) und Van Aert (2. v. li.), Sagan (li.) wird zurückgereiht
Fünfter Tour-Etappensieg für den Australier, sein zweiter heuer. Patrick Konrad Vierter bei Tirreno-Adriatico

130 Kilometer weit schleppte sich auf der elften Etappe der Tour de France ein kränkelnder Österreicher. Gregor Mühlberger, Ende Juli Gesamt- und zweifacher Etappensieger der Sibiu-Rundfahrt in Rumänien, kämpfte am Mittwoch mit einem Infekt, trug bei knapp 30 Grad lange Zeit eine Jacke und trat in die Pedale, was der Körper trotz Schüttelfrost noch hergab. Und dann stieg er knapp 40 Kilometer vor dem Ziel schließlich doch vom Rad. Der 26-jährige Haidershofener kauerte auf der Motorhaube eines Autos seines Teams Bora-hansgrohe und war komplett am Ende.

Damit ist das österreichische Quintett bei der 107. Frankreich-Rundfahrt nur noch ein Quartett, mit Mühlberger fehlt nun der bestklassierte Mann (48. war er nach der Dienstag-Etappe), damit fehlt Bora-hansgrohes deutschem Kapitän Emanuel Buchmann auch ein wichtiger Helfer.

Wobei der Gesamtsieg angesichts der angeschlagenen Gesundheit Buchmanns nach den beiden Pyrenäen-Etappen am vergangenen Wochenende ohnehin kein Thema mehr ist, die Strategie ist nun auf Einzelerfolge ausgerichtet. Da aber hat das bayrische Team ebenfalls ein Problem: Auch der slowakische Dreifach-Weltmeister ist derzeit nicht in bester Verfassung und hat in den Sprints gegen den Iren Sam Bennett (Deceuninck-Quick Step) meist das Nachsehen.

Pöstlberger versucht's

6,2 Kilometer vor der Ziellinie attackierte mit Lukas Pöstlberger ein weiterer Österreicher von Bora-hansgrohe, Erinnerungen an den Giro d'Italia 2017 wurden wach, als der Oberösterreicher die erste Etappe für sich entschieden hatte. Doch mit Bob Jungels (LUX) und Kasper Asgreen (DEN) hatte Pöstlberger gleich einmal zwei Herren von Deceuninck-Quick Step an seiner Seite, und 2,1 Kilometer vor dem Ende waren sie wieder vom Feld eingeholt.

Nach 167,5 Kilometern setzte sich im Sprint schließlich der Australier Caleb Ewan (Lotto Soudal) vor Peter Sagan und Sam Bennett durch, der es somit verpasste, bei der ersten Zielankunft in Poitiers seit 1978 in die Fußstapfen seines Landsmannes Sean Kelly zu treten. Sagan bekam freilich noch Ärger mit der Jury, weil sich der Slowake zu sehr in Richtung von Wout Van Aert gelehnt hatte. Dem Belgier von Jumbo-Visma wurde schließlich der dritte Platz zugesprochen, Sagan wurde ans Ende des ersten Feldes gereiht - Platz 85 statt Platz 2 und keine Punkte für die Sprintwertung.

Tour de France: Caleb Ewan gewinnt, Mühlberger muss aufgeben

Enge Sache: Das Zielfoto

11. Etappe (Châtelaillon-Plage–Poitiers, 167,5 km): 1. Ewan (AUS) Lotto Soudal 4:00:01, 2. S. Bennett (IRE) Deceuninck-Quick Step, 3. Van Aert (BEL) Jumbo-Visma, 83. Großschartner (AUT) alle gl. Zeit, 100. Pöstlberger (AUT) Bora-hansgrohe +1:20, 151. Haller (AUT) Bahrain-McLaren +4:25, 156. Gogl (AUT) NTT +6:16. Aufgegeben: Mühlberger (AUT) Bora-hansgrohe (krank).

Gesamt: 1. Roglic (SLO) Jumbo-Visma 22:15:24, 2. Bernal (COL) Ineos +21, 3. G. Martin (FRA) Cofidis +28, 4. Bardet (FRA) AG2R +30, 5. N. Quintana (COL) Arkéa Samsic, 6. Urán (COL) Education First gl. Zeit, 7. Pogacar (SLO) Emirates +44, 8. A. Yates (GBR) Mitchelton-Scott +1:02, 53. Großschartner +1:06:24, 102. Gogl +2:02:12, 123. Pöstlberger +2:15:38, 158. Haller +2:42:20.

Donnerstag: Chauvigny–Sarran Corrèze, 218 km.

Konrad überzeugt

Der Kanadier Michael Woods (Education First) hat am Mittwoch die bergige dritte Etappe bei Tirreno-Adriatico über 217 km von Follonica nach Saturnia gewonnen. Der 26-Jährige übernahm damit das Blaue Trikot des Gesamtleaders. Während Woods im Sprint vor dem Polen Rafal Majka siegte, platzierte sich dessen niederösterreichischer Bora-hansgrohe-Kollege Patrick Konrad 20 Sekunden zurück als Vierter.

Damit konnte die Équipe eher verkraften, dass mit dem Deutschen Pascal Ackermann ein weiterer Bora-Fahrer die Gesamtführung - erwartungsgemäß - abgeben musste. Ex-Tour-de-France-Champion Geraint Thomas (Ineos) platzierte sich als Zehnter zeitgleich mit dem drittplatzierten Niederländer Wilco Kelderman (Sunweb) und Konrad ebenfalls im Vorderfeld. Hermann Pernsteiner (Bahrain) belegte mit 2:36 Minuten Rückstand Rang 44.

Im Gesamtklassement verbesserte sich Konrad hinter Woods, Majka (+5 Sek.), Kelderman (+26) und Thomas (+30) auf Rang fünf (+30).

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