Toni Nadal: "Vielen Jungen fehlt die Leidenschaft"

Erfolgsgespann: Toni und Rafael Nadal nach dem Gewinn der letztjährigen French Open
Der langjährige Trainer von Superstar Rafael Nadal über seinen Neffen, die Entwicklung im Tennis und seine eigene Härte.

Toni Nadal, langjähriger Trainer und Onkel von Rafael Nadal weilte auf Kurzbesuch in Österreich. Der 57-Jährige promotete mit Turnierveranstalter Edwin Weindorfer die Mallorca-Open, ein Damen-Rasenturnier im Juni (ab 18.), bei dem der Mallorquiner Turnierdirektor ist. Die Trainer-Legende sprach mit dem KURIER über die Beziehung zu seinem Neffen, über Thiem und die Tennis-Zukunft.

KURIER: Rafael ist der beste Sandplatz-Spieler der Vergangenheit und der Gegenwart- Das war auch auch Ihr Verdienst. Warum kam es zur Trennung?

Toni Nadal: Weil ich mich mehr um meine Familie und auf die Arbeit in der Academy und die Mallorca-Open kümmern will. Mein Neffe ist bei Carlos Moya in besten Händen. Seine Spiele verfolge ich genau so wie früher, nur rede ich mit Rafa jetzt nicht mehr wie sein Trainer, sondern wie sein Onkel. Die Australian Open habe ich daheim in Manacor verfolgt, wir telefonieren auch regelmäßig vor und nach den Matches. Bei den French Open will ich wieder live dabei sein.

Was trauen Sie Rafa heuer zu?

Bleibt er von Verletzungen verschont, kann er wieder die Nummer eins der Welt werden. Sehr wichtig ist ihm, bei Grand-Slam-Turnieren erfolgreich zu sein. Wenn Sie mich fragen, wie lange er noch spielt? Sicher, solange es sein Körper zulässt. Als wir 2002/2003 auf die Tour gekommen sind, waren die Besten sehr jung. Lleyton Hewitt zum Beispiel – er war 2001 mit 20 Jahren die jüngste Nummer eins. Und heute? Sind die Topspieler alle über 30: Federer, Rafa, Murray, Djokovic.

Hat es Rafa sehr getroffen, dass er von Federer als Nummer eins abgelöst wurde?

Das hat ihn nicht gestört. Was ihm weh getan hat, war die Verletzung bei den Australian Open. Rafa war in einer sehr guten Form und hätte auch gewinnen können.

Wird es wieder ein Jahr der beiden besten Spieler der Geschichte Nadal und Federer?

Beide sind außergewöhnlich. Respekt, dass Roger wieder Nummer eins geworden ist. Er ist der Beste derzeit. Ich bin überzeugt, dass sich Rafa und Roger auch heuer wieder tolle Duelle liefern und am Ende des Jahres top platziert sein werden. Beide leben Tennis mit Herzblut.

Was trauen Sie Dominic Thiem heuer zu?

Sehr viel. Er ist ein toller Bursche, hat Rafa schon geschlagen. Dominic ist auch ein harter Arbeiter, er hat viel Potenzial und Luft nach oben. Er gehört für mich bei den French Open zu den Top-Favoriten. Als Onkel von Rafael wünsche ich mir natürlich, dass mein Neffe heuer in Paris zum elften Mal gewinnt. Dominic ist noch jung und wird das Turnier sicher einmal gewinnen.

Toni Nadal: "Vielen Jungen fehlt die Leidenschaft"

Gibt es potenzielle Nachfolger in Ihrer Nadal-Academy?

Wir betreuen 31 Spieler und legen großen Wert auf schulische Ausbildung. Es sind Talente dabei, die den Sprung an die Weltspitze schaffen können. In Salzburg habe ich die European Tennis Base von Gerald Mild besucht. Auch dort sah ich Talente mit Perspektive. Ich sagte ihnen, dass sie ihre Ziele nur erreichen, wenn sie bereit sind, hart zu arbeiten, nie aufhören zu lernen. Federer ist mit 36 noch lernfähig und hat seine Technik umgestellt. Bei vielen Jungen vermisse ich heute Leidenschaft und Konzentration. Ich war ein harter Trainer. Wenn ich zu Rafa gesagt habe, er muss den Ball tausend Mal an die Wand schlagen, dann hat er das gemacht, ohne sich zu beschweren. Das kannst Du heute nicht mehr sagen.

Was halten Sie vom dichten Turnierplan?

Die ATP und der internationale Verband haben Fehler gemacht. Tatsache ist, dass das Material, die Bälle jedes Jahr etwas schneller werden, die Spieler brauchen mehr Kraft und das sorgt für körperliche Probleme. Schmerzen im Arm, in der Hüfte und so weiter. Die Bälle müssten weicher werden, die Schläger kürzer. Ich denke, das würde das Spiel langsamer und attraktiver machen.

Ist der Daviscup in dieser Form noch sinnvoll?

Der aktuelle Modus ist sehr schwierig für Top-Spieler. Sie wollen nicht innerhalb von ein paar Tagen von Hartplatz auf Gras oder Sand wechseln. Auch wenn es eine Ehre ist, sein Land zu repräsentieren, im Moment ist der Daviscup vor allem für Jüngere attraktiv. Aber es soll eine große Reform 2019 geben (eine "Weltmeisterschaft der 18 besten Nationen" ist angedacht, Anm.).

Wie sehen Sie als Turnierdirektor die Zukunft der Mallorca-Open?

Ich bin stolz, bei meinem Heimturnier Direktor zu sein. Es waren Weltklassespielerinnen wie Ivanovic und Muguruza hier. Eine ideale Vorbereitung auf Wimbledon. Heuer kommt Angelique Kerber, die wieder Nummer eins werden kann.

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