Generationen-Duell im Superbowl: Baby Yoda gegen Meister Yoda

NFL: Kansas City Chiefs at New England Patriots
Der beste Football-Spieler aller Zeiten spielt am Sonntag gegen seinen möglichen Nachfolger. Ein ungewöhnliches Finale, nicht nur wegen Corona.

Der Coronavirus hat die Welt in vielen Bereichen auf den Kopf gestellt. Doch eine Konstante bleibt auch von einer weltweiten Pandemie unberührt: Tom Brady steht wieder im Superbowl. Der 43 Jahre alte Quarterback spielt am Sonntag bereits zum zehnten Mal im Finale der American-Football-Liga NFL. Allein in den vergangenen zehn Jahren nahm er an 6 Superbowls teil, mehr als jeder andere Quarterback in seiner gesamten Karriere. Pässe, Touchdowns, Siege: Es gibt kaum einen Rekord, den Brady nicht hält.

Offensiv-Feuerwerk

Am Sonntag steht ihm ein junger Spieler gegenüber, der ihm diese Rekorde aber noch streitig machen könnte. Patrick Mahomes, der 25 Jahre junge Quarterback der Kansas City Chiefs, konnte im Vorjahr seinen ersten Superbowl gewinnen und will nun den Titel verteidigen. Die Chancen dafür stehen gut, bei den Buchmachern sind die Kansas City Chiefs leichte Favoriten. Mahomes hat bereits mehrfach bewiesen, dass er sein Team innerhalb weniger Sekunden über das Feld führen kann. Vor allem mit tiefen Pässen auf seine bevorzugte Anspielstation Tyreek Hill oder über die Mitte auf Travis Kelce (mehr zu den Spielern  siehe unten). Im Vergleich zu Brady zählt Mahomes auch zu einer neuen Generation von Quarterbacks, die es nicht scheuen, selbst mit dem Ball zu laufen.

Auch Tom Brady kann aus einem Arsenal an Offensiv-Spielern wählen. Die Wide-Receiver Mike Evans und Chris Godwin zählen zu den stärksten Duos der NFL. Dazu gesellt sich Rob Gronkowski, Bradys längjähriger Freund aus New England, der eigentlich schon 2018  seine Karriere beendete. Für Brady und die Sonne in Florida ließ sich der verletzungsanfällige „Gronk“ aber  überreden. Tampa Bay gab auch dem umstrittenen Receiver Antonio Brown eine weitere Chance. Brown galt jahrelang als einer der besten Spieler auf seiner Position. In den vergangenen Jahren sorgte er aber mit Eskapaden abseits des Spielfelds und Vergewaltigungsvorwürfen für Schlagzeilen.

Beide Mannschaften konnten so vor allem mit ihrer Offensiv-Leistung glänzen, im Durchschnitt erzielen sie 30 Punkte pro Spiel. Die Defense-Teams der Chiefs und Buccaneers landeten im Grunddurchgang hingegen nur im Mittelfeld. In den Playoffs zeigten die Buccaneers aber auch gute Defense-Leistungen, beispielsweise im Seminfinale gegen die Green Bay Packers und Star-Quarterback Aaron Rodgers.

Und auch die Defense von Kansas City ist nicht zu verachten, vor allem gegen den Pass. So haben die Chiefs in den Playoffs pro Spielzug nicht mehr als 5,1 Yards zugelassen, der Spitzenwert unter allen Playoff-Teams. Dabei muss man jedoch bedenken: Kansas City durfte als bestes Team des Grunddurchganges die erste Runde der Playoffs pausieren, zudem waren die Gegner der Chiefs relativ leicht. Bei jedem der letzten Spiele hatte man das Gefühl, dass Mahomes & Co noch eine Stufe höher schalten können, wenn es darauf ankommt.

Generationen-Duell im Superbowl: Baby Yoda gegen Meister Yoda

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An den Seitenlinien stehen sich mit Andy Reid (Kansas) und Bruce Arians (Tampa Bay) zwei erfahrene Trainer mit ähnlicher Philosophie gegenüber. Beide bevorzugen aggressives Offensivspiel, taktisches Zeitschinden und Verwalten von Ergebnissen sind unerwünscht. Doch während Reid ein fast freundschaftliches Verhältnis zu seinen Spielern pflegt, gilt Arians als brutal ehrlich. Kritik an ihrer Spielweise mussten selbst Starspieler wie Brady oftmals aus den Medien erfahren. Während der 68-jährige Arians zum ersten Mal im Superbowl steht, ist es für den 64-jährigen Reid bereits der dritte Superbowl. 2004 schaffte er es als Head Coach der Philadelphia Eagles erstmals in das Endspiel, musste sich aber Brady und den New England Patriots geschlagen geben.

Heimspiel ohne Vorteil

Gespielt wird in Tampa Bay, der Heimat der Buccaneers. Noch nie zuvor konnte eine Mannschaft beim Superbowl im Heimstadion spielen. Dennoch ist die NFL auf Chancengleichheit bedacht. Die berühmten Kanonen, die bei jedem Touchdown der Buccaneers abgeschossen werden, bleiben während des Spiels stumm.

Als 2009 das letzte Mal ein Superbowl in Tampa Bay gespielt wurde, waren noch 70.774 Zuschauer im Stadion. Diesen Sonntag sind es lediglich 22.000, so wenig wie bei noch keinem der 54 Superbowls zuvor. Davon sind rund ein Drittel (7500) geimpftes medizinisches Personal aus allen US-Bundesstaaten, die von der NFL eingeladen wurden. Trotz Impfung und viel Platz müssen aber dennoch alle Zuschauer durchgehend Abstand halten und Masken tragen. Um Ansteckungen zu verhindern, gelten strenge Sicherheitsvorkehrungen. Doch auch die Spieler sind nirgendwo sicher: Am Mittwoch wurde bekannt, dass ein Friseur der Kansas City Chiefs positiv getestet wurde – während dieser einem Spieler die Haare schnitt. Der Friseur und zwei Spieler, die aber mittlerweile negativ getestet wurden, mussten in Quarantäne.

Wer also wird es gewinnen. Wieder einmal Tom Brady, dem schön langsam die Finger für die Superbowl-Ringe ausgehen oder doch Patrick Mahomes, der nach dem Vorjahr gleich eines draufsetzen will. Zehn Jahre will er in Kansas bleiben, eine „Dynastie aufbauen“, sagte er bei der Unterschrift seines neuen Vertrags. Der Grundstein könnte Sonntag Nacht gelegt werden. 

Doch auch mit einer Titelverteidigung fehlt Mahomes noch einiges, um auf Brady aufzuschließen. Das US-Portal The Athletic hat berechnet, dass Mahomes zumindest noch 16 Jahre spielen müsste, um Bradys Rekorde zu knacken  – unter der Voraussetzung, dass Mahomes stets verletzungsfei und seine Leistung konstant bleibt. Und auch Brady wird wohl nach Sonntag seine Karriere nicht beenden. Er stellte zuletzt in Aussicht, noch zwei weitere Saisonen zu spielen. Eine Drohung für die Konkurrenz.

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