Thiem: Skepsis vor dem Wimbledon-Auftakt

Was ist möglich für Dominic Thiem in Wimbledon?
Thiem hat Freundschaft mit dem Rasen geschlossen – aber der Erstrundengegner ist unangenehm.

Paris war für Dominic Thiem allemal eine Reise wert. Aber was wird in Wimbledon passieren? Wie funktioniert beim Niederösterreicher die Umstellung von Sand auf Rasen?

Zumindest ist Skepsis angesagt. Vor allem bei Thiem selbst. Die Vorbereitung auf das edelste aller Rasen-Turniere war nicht gerade berauschend. Bei den "Testspielen" in Halle und Antalya gelang ihm nur ein Sieg.

Am Dienstag wartet im Erstrundenmatch ein Mann, der als Nummer 75 der Welt zwar weit hinter Thiem liegt, aber einer, der sich auf Rasen sehr wohl fühlt. Der Kanadier Vasek Pospisil ist ein klassischer Aufschlag-Volley-Spezialist und sorgte mit seinen Qualitäten 2015 für Ausehen: Viertelfinale in Wimbledon. "Die erste Runde ist schon sehr, sehr heikel und gefährlich", meint Thiem, vertraut auf Trainingseinheiten, die ihm Optimismus verleihen.

Unberechenbares Los

Auch Trainer Günter Bresnik ließ zunächst Vorsicht walten. Er schätzt den kanadischen Gegner in der ersten Runde als "einen der 20 unangenehmsten Lose ein, die einen Gesetzten treffen können." Pospisil sei richtig, richtig unangenehm. Daran ändert auch nichts, dass der Kanadier heuer noch kein Spiel bei einem Grand-Slam-Turnier gewinnen konnte.

Dennoch, die letzten Trainingstage lassen Bresnik auf die Stärken seines Schützling vertrauen. Was Thiem in den Tagen nach dem verunglückten Antalya-Gastspiel jetzt in London auf Rasen zeigt, "schaut gut aus". Was nicht zuletzt mit dem Untergrund zu tun habe. Bresnik: "Das war ein total flacher Absprung und extrem schnell. Hier ist der Belag viel besser. So wie hier auf Rasen gespielt wird, das kommt dem normalen Tennis sehr nahe."

Fest steht jedenfalls, dass das der 23-Jährige auf Rasen nicht zu 100 Prozent seine Qualitäten zur Geltung bringt. Überhaupt scheinen bei einem Turnier wie in Wimbledon die Chancen der Außenseiter größer. "Auf Rasen reichen dann halt ein, zwei gute Schläge, mit dem wirst du auf anderen Belägen nicht durchkommen. Daher ist es hier für die vermeintlich besseren Spieler nicht so einfach, sich durchzusetzen", erklärt Bresnik.

Schwierige Prognose

Aber was ist jetzt tatsächlich möglich in Wimbledon? Thiem selbst hat sein persönlich bestes Abschneiden im Visier. "Ich will weiter kommen als bisher. Also weiter als in die zweite Runde." Sein Betreuer dazu: "Ich weiß, dass es für die Journalisten fad ist, wenn man sagt, dass man von Runde zu Runde schaut. Aber für mich ist ein unberechtigtes Selbstvertrauen noch schlimmer als gar keines. Was Dominic sagt, ist kein Tiefstapeln, sondern intelligent und realistisch."

Sollte Thiem am Dienstag Runde 1 überstehen, wäre entweder der Franzose Gilles Simon oder ein Qualifikant Widersacher in Runde 2. Als erster gesetzter Kontrahent würde laut Raster und Papierform der als Nummer 32 gerade noch unter die Gesetzten gerutschte Paolo Lorenzi aus Italien warten. Die Parallele zum sandigen Paris: Novak Djokovic könnte auch in Wimbledon Gegner im Viertelfinale sein.

Erfahrener Debütant

Ganz andere Ziele hat wohl der steirische Qualifikant Sebastian Ofner. Der 21-Jährige ist überhaupt zum ersten Mal in einem Grand-Slam-Bewerb vertreten. Gegner ist der Brasilianer Thomaz Bellucci. Ofners Vorteil: Er sammelte in der Vorwoche Spielpraxis in Wimbledon, Belluci gilt ganz und gar nicht als Rasenliebhaber.

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