Thiem: Mit einem 60-Kilo-Gepäck in Paris

Um welche Dinge sich der Star bei Turnieren kümmern muss.

Dominic Thiem schaut dieser Tage recht froh aus der Wäsch’. Zwei Siege, jeweils in drei Sätzen, machen Mut.

Und Grün-Weiß steht ihm auch gut. "Das hat natürlich nichts mit Rapid zu tun. Lieber wäre mir als Chelsea-Fan blau", sagt der Niederösterreicher, dem die Leiberl nicht nur auf den Leib geschneidert, sondern auch auf’s Aug’ gedrückt werden. "Auf die Farben haben wir keinen Einfluss", erzählt Thiem.

Wenigstens musste er die Dressen nicht schleppen.

Abschleppdienst

"Es gibt ein paar Turniere, wo er die Sachen an Ort und Stelle bekommt. Paris ist so ein Fall", sagt Trainer Günter Bresnik. Zu schleppen hat sein Schützling ohnehin schon sehr viel. Mit einem Riesenkoffer und einem Thermo-Bag reist Österreichs Ass durch die Lüfte, dazu kommt Handgepäck. "Die beiden Großgepäck-Stücke wiegen manchmal bis zu 60 Kilo miteinander und wenn ich Leiberl auch noch dabei habe, gibt’s oft Übergepäck", sagt Thiem. "So viele Vorteile es gibt, aber das ist das Mühsame am Erfolg."

Ein Gepäckträger kommt Bresnik nicht ins Haus: "Er muss sich das alleine tragen, außer er ist verletzt. Aber das tut er ohnehin anstandslos." Das Thermo-Bag ist bei manch anderen Spielern schwerer, da Thiem verhältnismäßig wenige Schläger wechselt, und auf dem Platz auch wenige demoliert.

Goran Ivanisevic musste beispielsweise einmal von einem Turnier in Schweden abreisen, weil er nach ein paar Wutanfällen keine Rackets mehr hatte. "Sechs Schläger sind in Paris dabei", sagt Thiem. Und egal, ob Regen, Hitze oder Schnee – Thiem spielt fast immer mit ähnlicher Bespannungshärte (25 oder 26).

Begleitservice

So auch gestern beim High-Noon-Hitze-Training nahe Roland Garros, das auch von Boris Becker begutachtet wurde. Vom Deutschen sowie von Pat Cash, Wimbledon-Sieger von 1987, wurde Thiem in den jüngsten Tagen interviewt. "Das ist schon eine Ehre", sagt Thiem im verschwitzten Leiberl, das er im Training nur kurz angehabt hatte. "Das sind eben Legenden." Und Legende Becker, in Paris als Eurosport-Kommentator, berichtete seinem Ex-Trainer Bresnik, wie angetan er ist vom 23-Jährigen.

Vier gewinnt

Mit dem Training selbst waren alle zufrieden. "Mein bislang bestes hier in Paris", sagt Thiem. "Heute haben wir einiges probiert, das hat gut geklappt", ergänzt Physio Alex Stober, der ein Viertel des Teams Thiem in Paris gibt. Den vierten Teil bildet Student Lucas Leitner, der aus freundschaftlichen Gründen mitgereist ist. "Vielleicht kommen meine Eltern noch nach. Paris ist ja nicht weit."

Weit kommen will er selbst. Heute ist in der dritten Runde der Amerikaner Steve Johnson, Nummer 26 der Welt, sein Gegner. Der fiel nach seinem Vier-Stunden-Sieg über den Kroaten Borna Coric mit einem Weinkrampf auf die Knie, sein Vater war kürzlich mit 58 gestorben. "Freilich kriegt man das mit, das ist traurig", sagt Thiem. "Ich werde aber das aber ausblenden können."

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