In Paris ist es Dominic Thiem ja gewohnt, zum erweiterten Favoritenkreis zu gehören. Aber in New York? Da hatte man ihm bestenfalls auf dem Zetterl, wenn es um Geheimfavoriten ging. Wenn am 31. August die US Open starten (live auf ServusTV), darf sich Dominic Thiem aus vielen Gründen zum Topfavoriten neben Branchen-Primus Novak Djokovic zählen. Aber warum eigentlich?
Die Absagen
Rafael Nadal will sich den Stress nicht antun. „Die Situation ist weltweit sehr kompliziert, die Covid-19-Fälle nehmen zu“, begründet der 34-jährige Spanier seine Entscheidung. „Die Befürchtung, mehrere Flugzeuge nehmen und von zu Hause wegfahren zu müssen, wenn die Dinge noch so ungewiss sind, muss verstanden werden“, sagt Trainer-Onkel Toni Nadal.
Nachdem der Schweizer Roger Federer noch nicht wieder fit ist, war klar: Erstmals seit den US Open 1999 werden weder Nadal und Federer bei einem Grand Slam dabei sein.
Bleibt der Serbe Djokovic, der topgesetzt sein wird – vor Thiem, der 2019 in Runde eins scheiterte. „Wenn man ein Grand-Slam-Turnier gewinnen will, muss man fast immer einen der drei größten Spieler der Geschichte schlagen“, betont Thiem immer wieder. Dieses Mal bleiben ihm zumindest zwei Große erspart. Was aber egal wäre, betrachtet man die Bilanzen seit 2019: Gegen Nadal hat der Niederösterreicher zwei von drei Duellen für sich entschieden, gegen Federer alle drei, gegen Djokovic steht es 2:2.
Der Mutmacher
Dass Thiem schon nahe an einem Grand-Slam-Titel auf Hartplatz dran war, zeigte er zu Beginn des Corona-Jahres bei den Australian Open. Gegen den absoluten Favoriten Djokovic hatte er sich bereits auf der Siegerstraße befunden, um dann doch in einem Fünf-Satz-Krimi zu verlieren. „Ich bin sicher, du wirst eine der Grand-Slam-Trophäen bekommen“, lobte Djokovic damals Österreichs Ass, das unmittelbar vor den US Open bei einem ATP-Turnier ebenfalls in New York spielt. „Dominic weiß, dass da nicht viel gefehlt hat, dass er ganz nahe dran war“, sagt sein Trainer Nicolás Massú.
Die Verfassung
Thiem hat nach der Corona-Pause von Mai bis Juli enorm viel gespielt. Niederlagen setzte es in 28 Spielen nur drei: Bei den Austrian Pro Series in der Südstadt unterlag er als späterer Turniersieger Sebastian Ofner, beim Ultimate Tennis Showdown in Biot bei Nizza dem Franzosen Richard Gasquet und als Gastgeber bei Thiem’s7 im Finale von Kitzbühel gegen den Russen Andrej Rublew.
25 Mal ging Thiem als Sieger hervor. Beim bett1Aces in Berlin gewann der Lichtenwörther sowohl das Rasen- als auch das Hartplatz-Turnier. Zum Vergleich: Von Mai bis zu den US Open stand Thiem 2019 nur 23 Mal auf dem Platz, heuer 28 Mal. Auch wenn darunter wie in der Südstadt viele bessere Trainingsmatches waren – der 26-Jährige ist topfit, und er hat auch an Muskelmasse gewonnen. „Dominic hat extrem viel gespielt, das zählt. Und die letzten Partien waren auf sehr hohem Niveau. Er ist gut in Form“, sagt Massú, der coronabedingt erst Anfang Juli von Chile zu seinem Schützling stieß. „Vorher hat Dominic großartig mit seinem Vater Wolfgang trainiert.“
In der zweiten Woche der US Open wird in Kitzbühel aufgeschlagen. „Es ist eine Win-Win-Situation. Wenn er in New York weit kommt, freuen wir uns alle. Und wenn nicht, wird er bei uns den Titel verteidigen wollen“, sagt Kitz-Turnierboss Alexander Antonitsch.
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