Thiem und Co. kehren in einen seltsamen Tennis-Alltag zurück
Seit Dominic Thiem am 22. Februar im Viertelfinale von Rio de Janeiro sein bisher letztes Match auf der ATP-Tour gespielt hat, hat sich die Welt verändert. Das Coronavirus sorgt seither global für die Schlagzeilen. Jetzt versuchen kurz nach den Damen auch die Herren nach rund sechsmonatiger Tennis-Pause die Rückkehr in den Turnier-Alltag. Alltäglich wird aber in New York gar nichts sein.
Außergewöhnlich ist allein schon, dass Flushing Meadows Schauplatz gleich zweier Großturniere in Folge ist. Unter rigorosen Sicherheits- und Hygienevorkehrungen hat der US-Tennisverband nach dem Vorbild der NBA und NHL eine "Bubble" geschaffen, aus der sich die Spieler samt Betreuern nicht rausbewegen dürfen. Das Masters-1000-Turnier von Cincinnati (Ohio) wurde nach New York verlegt, anschließend finden die US Open statt.
Null Zuschauer
In beiden Fällen ohne Zuschauer und das im größten Tennis-Stadion der Welt, dem fast 24.000 Zuschauer fassenden Arthur Ashe Stadium. Die Spieler sind auf Long Island untergebracht und werden von Manhattan maximal die Skyline sehen. Und das im Optimalfall vier Wochen lang.
Österreichs dreifacher Major-Finalist kann dem Tour-Comeback dennoch zuversichtlich entgegenblicken: Immerhin hat Thiem im Vorjahr wegen einer Verkühlung in Cincinnati gar nicht spielen können und auch in Flushing Meadows war er nicht Herr seiner Kräfte und schied gleich zum Auftakt aus. Lediglich zehn Punkte aus diesen zwei Pflicht-Turnieren hat Thiem in seiner Wertung stehen, maximal könnten es 3.000 sein. Der Schützling von Nicolas Massu hat also viel Spielraum, bei beiden Events im New Yorker Stadtteil Queens ordentlich anzuschreiben.
Mehr Muskeln
Thiem ist topfit, hat in den Monaten in Wien am Oberkörper rund zwei Kilo Muskelmasse zugelegt und immerhin ist er mit der Gewissheit in die USA gereist, dass er beim bisher letzten Grand Slam auf Hartplatz in Melbourne den ersten Major-Titel nur knapp verpasst hat. Zudem hat der Lichtenwörther von den Top Ten wohl die meisten Matches in der Corona-Pause gespielt und dabei sehr ansprechende Leistungen gezeigt."Dominic hat 28 Matches in 45 Tagen gespielt. Es waren zwar nur Exhibitions, aber sie wurden ernst gespielt. Ich glaube, das wird ihm in New York helfen", meinte Coach Nicolas Massu kürzlich. Auch Thiem-Manager Herwig Straka sieht seinen Schützling gestärkt. "Wie ich sehe, hat er schon an Confidence gewonnen - auch, weil er bei den Exhibitions unglaublich gespielt hat. Man hat gesehen, dass er ganz vorne steht", sagte Straka im APA-Interview. "Ich hoffe, dass es nicht in eine Übersicherheit ausartet. Er hat super trainiert und sich in den Monaten menschlich weiterentwickelt."
Schon im Hinblick auf die in jedem Fall stark verkürzte Saison und die Ausgangslage für den Beginn 2021 wäre es für Thiem auch in Sachen Weltrangliste wichtig, bei beiden Turnieren in New York ordentlich Punkte zu holen. Im Jänner stehen ja schon 1.200 Zähler vom Melbourne-Finale auf dem Spiel.
Thiem, der in der ersten US-Open-Woche (3. September) seinen 27. Geburtstag feiert, hat in bisher vier Antreten in Cincinnati (Ohio) 2016 und 2017 das Viertelfinale erreicht. Sowohl 2018 als auch 2019 fehlte er aber wegen viralen Infekten. Vielleicht bringt ihm der einmalige Schauplatzwechsel nach New York für dieses ATP-1000-Turnier mehr Glück.
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