Thiem im Vormarsch: Die Mischung macht den Meister
„Es hat es sich so angefühlt wie früher“, sagt Ex-Profi und TV-Kommentator Alex Antonitsch.
Der 56-Jährige meint damit nicht seine eigenen Befähigungen, die ihn immerhin auf Platz 40 der Weltrangliste gebracht haben, sondern jene von Dominic Thiem.
Gijón war bislang eine Reise wert für die ehemalige Nummer drei der Welt. Mit Ausnahme des ersten Satzes gegen den starken US-Mann Marcos Giron im Achtelfinale erweckte Thiem den Eindruck, dass er auf Kurs ist – ein Kurs, der ihn irgendwann, vielleicht schon nächstes Jahr, dorthin bringen wird, wo er schon einmal war. Gegen Giron zeigte er beim 3:6-6:4-6:0-Erfolg vor allem im Finish eine grandiose Leistung. Antonitsch war aber vor allem vom Auftaktsieg gegen den Portugiesen João Sousa beeindruckt. „Dominic hat hier von Beginn an sein Spiel gegen einen Spieler durchgezogen, der fast 100 Plätze vor ihm liegt“, sagt Antonitsch.
Beeindruckender Auftakt
Besonders beeindruckend gegen Sousa war, dass sowohl Vor- als auch Rückhand kamen, dass Thiem viele Winner schlug, aber im Gegensatz zu den vergangenen Wochen kaum Fehler machte. „Wenn ich das sehe, habe ich keine Angst, dass er nicht zurückkommt“, sagt Antonitsch. „Langsam findet er die richtige Mischung.“ Besagte Mischung fordert Thiem selbst auch immer wieder von sich ein; in den richtigen Momenten den richtigen Ball zu spielen, ist eine Sache der Spielpraxis. Das Handgelenk bereitet zwar längst keine Schmerzen mehr, aber zu oft zog Thiem in den vergangenen Wochen noch die Handbremse. Und wenn er sie löste, landete der Ball nicht selten nahe der Hallenbetriebsküche. Thiem wird konstanter.
Kein Hallenmeister
26 Spiele hat er heuer auf ATP-Niveau in den Beinen, genug eigentlich, um eingespielt zu sein. 13 Partien hat der mittlerweile 29-Jährige gewonnen, drei Siege am Stück gab es nur im Juli beim Sandplatz-Turnier in Gstaad. Das könnte Thiem auch in Gijón gelingen. Der 24-jährige Francisco Cerundolo ist zwar die Nummer 29 der Welt, holt seine Punkte aber lieber an der frischen Luft, Hallenturniere sind nicht die Leibspeise des Argentiniers.
Zweistellig im Ranking zu werden, hat großen Stellenwert heuer, im Live-Ranking liegt Thiem auf Rang 149. Die Top 100 würden sich in Gijón mit dem Titelgewinn ausgehen, Thiem hat aber noch nächste Woche und vor allem ab 24. Oktober beim Erste Bank Open in Wien die Chance, zu punkten. Er muss es fast tun, denn bald kann er nicht mehr auf sein geschütztes Ranking (Platz vor der Pause) zurückgreifen.
Es wird ernst. Thiem weiß das. Geht sein Matchplan weiter so auf, ist dies sehr bald kein Thema mehr.
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