Von den ganz großen Sportlern ist man es gewohnt, dass sie die Medienwelt beherrschen, auch wenn sie nicht gerade um Punkte und Preisgelder spielen. Auf Novak Djokovic, den viele nicht unberechtigt – und dies belegen Zahlen – für den Größten seiner Zunft halten, trifft dies zu. Zuletzt wegen der Impfdebatten. Schon alleine deshalb, weil er eigentlich gar nichts zu seinem Impfstatus sagen will. „Privatsache“, lässt er ausrichten. Aber auch wegen der Diskussion um die Abspaltung von der Spielergemeinschaft ATP, die gerade ein bisserl eingeschlafen ist.
Djokovic, der am Montagnachmittag bei den ATP Finals in Turin den Norweger Caspar Ruud 7:6 (4), 6:2 abfertigte, polarisiert wie ganz wenige andere Tennisstars. „Ich bin oft nicht seiner Meinung, aber er ist zumindest eine Persönlichkeit und nicht so farblos wie einige andere Spieler“, sagt Ex-Profi Barbara Schett, die als Eurosport-Expertin bei den Grand-Slam-Turnieren oft mit dem 34-jährigen Serben zu tun hat.
Italienisches Team
Während man bei Dominic Thiem mittlerweile Spanisch versteht, weil er von der Agentur Kosmos gemanagt wird, regieren in der Arbeitsgruppe des Weltranglisten-Ersten die Italiener. Nur Langzeit-Trainer Marián Vajda ist Slowake.
Und irgendwie zählt auch ein Österreicher zum Team. Der 45-jährige Robin Lumsden, Sohn der Tennis-TV-Legende Lance Lumsden, ist mittlerweile in vielen Dingen ein Vertrauter des 20-fachen Grand-Slam-Champs. Der Rechtsanwalt fädelte heuer den Deal mit Raiffeisen ein, die sich den besten Spieler der Welt als Markenbotschafter angeln konnten. „Djokovic ist im Osten ein Hero“, sagt Lumsden, „vor allem dort wirbt man mit ihm.“
Mit allen Sinnen
Lumsden, der auch als Anwalt für Djokovic tätig ist, fällt das Wort „awareness“ (Bewusstsein) ein, wenn er den Superstar beschreibt. „Wenn du mit ihm sprichst, nimmt er dich mit allen Sinnen wahr, er ist interessiert, was du sagst, er gibt einem immer das Gefühl, dass du ihm wichtig bist“, sagt Lumsden. „Mit ihm zu arbeiten, macht meistens viel Spaß.“ Meistens? „Wie jeder hat auch er schlechte Tage.“
Was Djokovic, dem die Familie über alles geht, in jedem Fall ist – ein Perfektionist. Das fängt im Training an und hört bei bewusster Ernährung auf. Zur Arbeit zählen auch yoga-ähnliche Übungen in der Früh, die Nole zum beweglichsten Spieler machen. „Das Prinzip Zufall gibt es bei ihm nicht“, sagt auch sein früherer Fitness-Trainer Gebhard Gritsch. Schon vor Jahren bescheinigte der Tiroler: „Das Unglaubliche ist, dass er seinen Level immer spielen und stets die Spannung aufrechterhalten kann.“ Nicht umsonst beendet er das Jahr zum siebenten Mal als Nummer 1 – neuer Weltrekord.
Novak Djokovic ist mit 20 Grand-Slam-Titeln mit Roger Federer und Rafael Nadal die Nummer eins. Nach seinem Sieg in Paris-Bercy hat der Serbe nun 37 ATP-1.000-Turniere gewonnen und ist damit alleiniger Spitzenreiter. Mit derzeit 346 Wochen als Nummer eins führt er diese Wertung vor Federer (310) an.
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