Superstar Novak Djokovic: Gladiator, Denker, Perfektionist

20. Grand-Slam-Titel: Novak Djokovic wirkt unschlagbar
Der Serbe hat mit seinem Wimbledon-Sieg erneut Geschichte geschrieben. Warum der 34-Jährige derzeit unschlagbar ist

Kapaonik, ein Skigebiet irgendwo in den serbischen Bergen. Irgendwann in den 1990er-Jahren. In dieser vom Krieg malträtierten Stadt schlägt ein kleiner Junge Bälle auf eine Wand, die von Bomben und Gewehrlöchern zerfressen ein Sinnbild der kaputten Gegend ist. Und für die zerstörten Seelen.

Novak Djokovic hieß der Junge, aufgewachsen im ebenfalls zertrümmerten Belgrad begann der heute 34-Jährige unter kaum vorstellbaren Umständen in Kapaonik mit Tennis, dort, wo er heute seinen exklusiven Skiurlaub verbringt.

Die zerstörte Wand ist ein Symbol für einen Jungen, der sich auf den Weg machte, alles niederzureißen im Tennis. Seit seinem Finalsieg über den Italiener Matteo Berrettini am Sonntag in Wimbledon hat er eine neue Schallmauer durchbrochen. Mit seinem 20. Grand-Slam-Titel zog Djokovic in der ewigen Statistik mit Rafael Nadal und Roger Federer gleich. Seit 2011 hat er 19 Major-Titel geholt, Nadal und Federer seit damals gemeinsam 15.

Was zeichnet den besten Spieler der Gegenwart aus?

Der Lebenslauf

Djokovic hatte es in seinem Land schwerer, sich durchzukämpfen. Der ständige Krisen-Modus machte aus ihm einen Gladiator. Tugenden, die bezeichnend seiner Arbeit sind: Beharrlichkeit, Ausdauer, Intensität und der unbändige Wille, alle zu gewinnen. Bei den US Open kann er sich als erster Herr seit 1969 den Grand-Slam sichern (Siege bei allen vier Majors in einem Kalenderjahr).

Das Selbstvertrauen

Der Serbe ist oft gar nicht der bessere Spieler, macht aber die Big Points. Und, was im Tennissport ja ganz vorteilhaft ist, die letzten Punkte. „Novak war noch nie so selbstbewusst, weil er weiß, dass er in den engen Situationen am besten spielt“, sagt der Wiener Anwalt Robin Lumsden, der engen Kontakt zum Team Djokovic hat und vor den French Open den Deal mit der Nummer eins als Markenbotschafter der Raiffeisen Bank International einfädelte.

Djokovic selbst antwortete nach dem Finale auf die Frage, ob der gegenwärtig der Beste sei: „Ja. Sonst würde ich nicht selbstbewusst darüber sprechen, Slams zu gewinnen und Geschichte zu schreiben.“

 

Superstar Novak Djokovic: Gladiator, Denker, Perfektionist

Djokovic, das Bewegungsmonster

Die Perfektion

Das Prinzip Zufall wird beharrlich ausgeschlossen. Schon vor Jahren erzählte sein ehemaliger Fitnesscoach, der Tiroler Gebhard Gritsch: „Novak macht jeden Morgen yoga-ähnliche Übungen.“ Deshalb ist kein Spieler so beweglich wie der Serbe, erreicht schwierigste Bälle damit nicht nur, sondern bringt sie scharf zurück. Djokovic ist auch in anderer Hinsicht weiter als andere. „Ein richtiger Atemrhythmus ist ein Schlüssel zur Verbesserung unseres mentalen, physischen und emotionalen Status“, sagt er. Atem- und Meditationsübungen stehen auf der Tagesordnung.

Keine Schwächen

Djokovic ist kein Ästhet wie Federer, spielt auch nicht so wuchtig wie Nadal, aber ist bei jedem Match voll da. Ein Ergebnis aus den drei zuvor genannten Punkten. Möchte man einen Schlag besonders hervorheben, ist es der Return.

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