20. Grand-Slam-Titel: Djokovic triumphiert auch in Wimbledon
Novak Djokovic! Der Tennissport trägt im Moment einen Namen. Das zeigen die Grand-Slam-Sieger des Jahres 2021:
Australian Open: Djokovic
French Open: Djokovic
Wimbledon: Djokovic
Der Serbe besiegte im Endspiel des Rasenklassikers von Wimbledon den beherzt aufspielenden und von den Zuschauern gepushten Italiener Matteo Berrettini in einem immer besser werdenden Spiel 6:7. 6:4, 6:4 und 6:3.
Auf Kurs Grand Slam
Mit seinem 20. Grand-Slam-Titel zog der 34-Jährige damit in der ewigen Bestenliste mit Roger Federer und Rafael Nadal gleich. Und der Serbe, „der spielt, um Rekorde zu knacken“ hat eine ganz große Marke schon im Auge: Gewinnt er auch die US Open, hat er als erster Herr seit 1969 (Rod Laver) alle vier Majors in einem Kalenderjahr gewonnen. Vielleicht geht sich zwischendurch noch der Olympiasieg aus, dann dürfte er sich über einen Golden Slam freuen, was mit Steffi Graf erst einer Dame gelang (1988).
In Wimbledon ist es sein sechster Erfolg, damit fehlen noch zwei Titel auf Federer. Zumindest hat Djokovic seit 2017 auf dem heiligen Rasen nicht mehr verloren. Damals musste er gegen den Tschechen Tomas Berdych im zweiten Satz wegen einer Ellbogen-Verletzung aufgeben, seit damals hat er 21 Siege in Folge in Wimbledon gefeiert.
"Das war mehr als ein Kampf. Ich gratuliere Matteo und seinem Team, es war ein hartes Match. Es ist nicht das schönste Gefühl ein Finale zu verlieren, aber ich bin sicher, er wird noch mehrere Gelegenheiten haben", erklärte Djokovic nach dem Sieg. Wie üblich hatte er nach dem Sieg auch wieder ein Stück vom Rasen auf dem Centre Court verspeist, eines seiner vielen Rituale, die ihm nicht nur Sympathien einbringen.
Dennoch blieb Djokovic demütig in seiner Siegerrede. "Wimbledon zu gewinnen war immer mein Traum. Ich nehme das nicht als selbstverständlich hin. Ich habe mir als Siebenjähriger in Serbien ein Tenniszimmer mit allen möglichen Utensilien eingerichtet. Jetzt hier mit meiner sechsten Trophäe in Wimbledon zu stehen, ist unglaublich."
Holpriger Beginn
Aller Anfang war ob der gigantischen Herausforderungen schwer, Novak Djokovic begann nervös. Drei Doppelfehler in den ersten beiden Games ist der Nummer eins eher unwürdig. Djokovic führte 5:2, der in seinem ersten Grand-Slam-Finale anfangs ebenso nervöse Berrettini wehrte bei diesem Stand Satzbälle ab. Das Blatt wendete sich: Als der Italiener das Re-Break zum 4:5 machte, wurde es ein sehenswertes Match, bei dem das Publikum jeden Punkt Berrettinis frenetisch bejubelte. Und überraschenderweise machte nicht Djokovic, sondern der Italiener die Big Points, mit denen er sich Satz eins holte.
Auch im zweiten Satz verlor Djokovic nach sehr starkem Start den Faden, nach einer 5:1-Führung stand es plötzlich 5:4, ehe Djokovic doch noch ausservierte. Souverän bei den Aufschlagspielen zeigte sich aber keiner der beiden Herren, auch die Zahl an unerzwungenen Fehlern sank nicht. Und Djokovic vergab viele Chancen durch schlechte Stopps.
Souveräner Schluss
Es ist kein großes Tennis-Wunder, dass bei den Grand-Slam-Turnieren mit den Best-of-five-Matches zumeist die Djokovics, Nadals und Federers die Titel holten (insgesamt 60). „Nole“ spielte sich immer mehr in die Partie, zeigte – den großen Wurf vor Augen – mehr Emotionen. Vor allem Goran Ivanisevic sah man vielleicht seit 20 Jahren nicht mehr so aufgezwirbelt, 2001 hatte er in Wimbledon am Ende seiner Karriere seinen einzigen Grand-Sam-Titel geholt. Und nun sah er, wie sein Schützling die letzten zwei Sätze gewann.
Zur Rekordjagd und zur Jagd nach dem Kalender-Grand-Slam hatte Djokovic freilich auch einiges zu sagen: "Es heißt, dass keiner von uns Dreien aufhören wird", meinte er zu Titel Nummer 20. "Ich habe schon öfters gesagt: Roger und Rafa sind Legenden in unserem Sport. Sie sind die zwei wichtigsten Spieler, gegen die ich je in meiner Karriere gespielt habe. Sie sind der Grund, warum ich heute hier stehe." In den ersten Jahren habe er die meisten Matches gegen beide verloren. "Die vergangenen 10 Jahre waren eine unglaubliche Reise, die heute und hier noch nicht beendet ist."
Der Kalender-Grand-Slam sei natürlich in seinen Gedanken. "Ich werde es versuchen, bin in toller Form. Die Grand Slams sind die größte Priorität, die ich jetzt habe." Als er auch noch zum bevorstehenden EM-Finale befragt wurde, übte sich Djokovic in Diplomatie. "Sie bringen mich in eine peinliche Lage... Heute Abend werde ich Fußball genießen." Zu wem er hält, scheint aufgrund dieser Antwort klar.
Österreich-Connection
Bei einem guten Willen hat der Erfolg von Djokovic auch einen rot-weiß-roten Anstrich. Die Vorbereitung inklusive Doppelbewerb absolvierte der Serbe in Mallorca, wo der Salzburger Edwin Weindorfer Turnierboss ist. Zudem ist Djokovic seit Mai Markenbotschafter für die Raiffeisen Bank International. Und sogar richtig stark wurde er unter seinem ehemaligen Fitnesscoach, dem Tiroler Gebhard Gritsch.
Sie alle werden im September dem Serben für die US Open die Daumen drücken. Favorit dort?
Novak Djokovic!
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