Paukenschlag beim Tennis-Verband: Unerwarteter Wechsel an der Spitze

Der erfolgreiche Martin Ohneberg übergibt sein Amt
Der erfolgreiche Martin Ohneberg wird bei der Generalversammlung im April nicht mehr als Präsident kandidieren und zieht im KURIER Bilanz.

Für das österreichische Tennis ist es eine Überraschung, doch der Vorarlberger Martin Ohneberg hat sich längst entschlossen: Er wird im kommenden April nicht mehr als Präsident des Österreichischen Tennisverbandes (ÖTV) kandidieren. Das gab der 54-Jährige am Freitag bei der Präsidentenkonferenz in Linz bekannt. 

"Der Zeitpunkt fühlt sich richtig an. Ich habe von Beginn an für mich entschieden, ein ehrenamtliches Präsidentenamt nicht dauerhaft auszuüben. Ich bin überzeugt, dass frische Impulse wichtig sind – für jede Organisation. Zudem bringen die kommenden Jahre wirtschaftlich und unternehmerisch für mich großen Herausforderungen", sagt Ohneberg, der nun im KURIER Bilanz zieht. 

Ohneberg, der seit 2019 Teil des Präsidiums ist (damals unter Präsident Magnus Brunner) und seit 2020 an der Spitze, hat viel Positives zu berichten: "Vor allem die Zusammenarbeit und der Zusammenhalt wurden verbessert. Gemeinsam mit den Landespräsidentinnen und Landespräsidenten, der Geschäftsstelle und meinen Vizepräsidentinnen habe ich viel bewegen dürfen", resümiert Ohneberg, der den Verband auch besser aufgestellt sieht. 

"Wir haben den Verband modernisiert, strukturell gestärkt und professionell aufgestellt. Besonders stolz bin ich auf die klare Governance- und Compliance-Struktur, solide Finanzen und die spürbaren Fortschritte im Bereich der Digitalisierung."

Besonders stolz ist sich der Vorarlberger auf die Trainerausbildung, mit Michael Ebert und Dieter Mocker hat er zwei Kapazunder für die Ausbildung der Jüngsten an Bord geholt. "Hier konnten wir mit dem neuen Kids-Coach-Modell, dem Kids Güte-Siegel einen wichtigen Impuls setzen", sagt Ohneberg. Ein Steckenpferd war auch die Verbesserung der Turnierlandschaft, vor seiner Amtszeit gab es beispielsweise keine Challenger-Turniere, gegenwärtig drei. "Das ist auch der Verdienst von anderen. Aber das Turnierangebot konnten wir generell verbessern."

Erfolg im Team

Auch die Mannschaften überzeugten, im Besonderen das "KURIER Austria Davis Cup Team", das sich für die besten acht Nationen der Welt qualifizierte. Sportlich haben die Spielerinnen und Spieler – von starken Einzelresultaten bis zu beeindruckenden Teamleistungen im Davis Cup und im Billie Jean King Cup – immer wieder gezeigt, welche Qualität im österreichischen Tennis steckt. Dass sportlich noch Luft nach oben bleibt, ist ein Ansporn, kein Makel. Wir haben beispielsweise keinen Top-50-Spieler." Zumindest konnte mit Jürgen Melzer ein erfolgreicher Sportdirektor gewonnen werden, ein ideale Kombination zu Wirtschaftsgeschäftsführer Thomas Schweda.

Natürlich gibt es auch Wermutstropfen. "Die Situation in der Südstadt und generell die Halleninfrastruktur ist mehr als nur ausbaufähig", sagt Ohneberg, der auch die Politik in die Verantwortung nimmt. 

"Normalerweise sollte die Politik auf die Verbände zugehen, was sie brauchen. In Österreich ist es umgekehrt. Da sind die Verbände die Bettler, die Bittsteller." Auch die Zusammenarbeit mit manchen Stakeholdern klappte nicht immer. "Tennis ist eben ein Einzelsport, da gibt es eben Querschüsse." 

Auch seien internationale Kontakte etwas zu kurz gekommen. "Dafür hätte ich gerne mehr Zeit gehabt." Freilich hätte Ohneberg gerne noch etwas anderes bewirkt - etwa als ÖTV selbst Turniere auszutragen, wie andere Länder. "Der italienische Verband, der unter anderem das Masters-Turnier in Rom austrägt, hat ein Budget von 240 Millionen Euro, unseres ist 3,7 Millionen Euro." Und die Franzosen, Briten, Amerikaner und Australier würden gar von Grand Slams profitieren. 

Eine persönliche Niederlage wäre es auch gewesen. "dass einige Spieler und Spielerinnen nicht immer für Österreich spielten. Für mich ist es selbstverständlich, mit voller Überzeugung für sein Land bereit zu sein."

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