Jungstar Schwärzler: "Habe gewusst, dass ich alle schlagen kann"
Es gibt sie, die kleinen Fingerzeige. Auch im Tennis. Just in der Woche, in der Dominic Thiem nach der Qualifikation für immer von den French Open abtrat, gewann der erst 18-jährige Joel Schwärzler in Skopje sein erstes Challenger-Turnier. Einen Namen hat sich der Vorarlberger ohnehin bereits gemacht, weil er seit Jänner die Nummer eins der Junioren-Weltrangliste ist. Eines fehlt ihm aber noch im Nachwuchsbereich – ein Titel bei einem Junior-Grand-Slam. Deshalb startet er ab Sonntag bei den French Open. Vor seiner Abreise nach Paris sprach der KURIER mit dem Schützling von ÖTV-Sportdirektor Jürgen Melzer.
KURIER: Gratuliere zum Erfolg in Skopje. Dominic Thiem war 20 bei seinem ersten Challenger-Titel, Sie sind 18. Haben Sie damit gerechnet, dass es so schnell geht?
Joel Schwärzler: Ich habe gewusst, dass ich alle Spieler dort schlagen kann. Was mich letztlich überrascht hat, war die Konstanz, dass ich es über ein ganzes Turnier durchhalten kann. Dass ich so ein Turnier gewinnen kann, war mir klar. Was eben bisher noch fehlte, war die Konstanz.
Nachdem Dominic Thiem heuer aufhören wird, wächst der Druck für Sie dadurch noch mehr? Immerhin sind Sie nach Thomas Muster und Gilbert Schaller erst der dritte Österreicher, der bei den Junioren Nummer eins ist.
Natürlich ist ein gewisser Druck vorhanden. Es ist einfach schade, dass Dominic aufhört, aber er hat es sich verdient, diese Dinge zu tun, die er immer schon tun wollte. Aber seine Karriere kann ihm keiner nehmen. Für mich war er in seiner guten Zeit der beste Spieler der Welt. Aber wir haben ja noch andere gute Spieler, die vorne mitspielen.
Nun gelten Sie als potenzieller Nachfolger. Steigen damit die Medienanfragen, auch aus dem Ausland?
Das wird sicher mehr. Aber alles bekomme ich nicht mit, das macht mein Management (Manager ist Ex-Profi
Galo Blanco, Anm.). Aber es wird hoffentlich noch mehr.
In der ATP-Weltrangliste ist nur ein Spieler vor Ihnen, der jünger ist als Sie? Schauen Sie sich das Ranking oft an?
Es ist mir bewusst, dass nur zwei Spieler meines Jahrgangs vor mir sind. Man bekommt dies mit, aber ständig schaue ich nicht rein.
Wo können Sie sich noch verbessern, wie profitieren Sie von der Zusammenarbeit mit Trainer Jürgen Melzer?
Ich kann und muss mich überall noch verbessern. Es wäre traurig, wenn ich als 18-Jähriger etwas anderes sagen würde. Dann wäre ich zudem nicht die Nummer 387, sondern ganz woanders. Jürgen ist ein perfekter Trainer, was das Spielerische betrifft. Aber ich profitiere auch von seiner großen Erfahrung. In diesem Bereich kann er mir viel helfen, auch, was man richtig macht auf dem Weg zum Profi, und was nicht.
Trainieren Sie ausschließlich bei Jürgen Melzer?
Manchmal trainiere ich in der Akademie Bresnik in der Südstadt und habe dort auch hervorragende Sparringpartner, wie Dennis Novak oder Lukas Neumayer.
Haben Sie Vorbilder?
Rafael Nadal war immer mein Idol. In Paris hatte er Pech mit der Auslosung. Schade, dass es wahrscheinlich bald vorbei ist. Ich denke, er wird sich im September beim Laver Cup für immer verabschieden, so wie es vor einigen Jahren auch Roger Federer getan hat.
Sie sind ja in Südafrika geboren, ihre Mutter stammt aus diesem Land. Tragen Sie noch viel von der Mentalität dieses Landes in sich?
Ja doch. Und zwar ein bisschen die Lockerheit im privaten Bereich. Es ist ein wunderbares Land.
Sie beherrschen Afrikaans. Sprechen Sie es oft?
Die Spieler aus Südafrika sprechen es auch, mit ihnen rede ich aber Englisch. Aber mit meiner Mutter spreche ich es noch oft. Roger Federer kann es auch, seine Mutter ist ebenfalls Südafrikanerin.
Die anderen österreichischen Tennis-Profis sind alle Fußballfans, bevorzugt Anhänger von Klubs aus der englischen Premier League. Trifft das auf Sie auch zu?
Fußballfan bin ich, mein Verein ist aber der FC Barcelona. Ich hoffe, dass sich einmal ein Besuch im Camp Nou ausgeht.
Zurück noch einmal zum Tagesgeschäft. Sie haben im Vorjahr die Finals bei den Junioren gewonnen, jetzt haben Sie den Titel bei den French Open der Junioren als Ziel angegeben. Wie stehen die Chancen?
Natürlich zähle ich als Nummer eins zu den großen Favoriten. Aber die Konkurrenz ist dennoch groß. Dennoch gebe ich alles, um mir den Traum vom ersten Grand-Slam-Titel zu erfüllen. Dann werde ich wohl endgültig auf die Profi-Tour wechseln.
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