Dafür spricht, dass Österreichs Ass seit Ewigkeiten wieder einmal über einen etwas längeren Zeitraum mit Topspielern trainierte und nicht mit ehemaligen Spielern oder Tenniscracks, die im ÖTV-Ranking nicht einmal in den Top 50 zu finden sind. So gut Thiem als Tennisspieler war oder nach wie vor ist, nur durch echte Gradmesser im Training kann er geprüft werden. Und ohne diese Prüfungen kann man auf der Tour, die immer stärker und geschlossener wird, gegen keinen Spieler reüssieren.
Dafür spricht, dass Thiem gut trainierte, noch athletischer, noch fitter, insbesondere spielfitter geworden ist. Immerhin gab der 28-Jährige am Montag bei einer Pressekonferenz in Salzburg zu, dass es bei seinem ersten Comeback "noch an Trainingszeit gemangelt hat." Thiem war zwar überall zu den Turnieren gereist und postete vor den Absagen Bilder, die ihn beim Training zeigten, das waren jedoch meist nur Momentaufnahmen. In Miami etwa, wo sich der Niederösterreicher auf die Masters-Turniere von Indian Wells und Miami vorbereiten wollte, sah man Thiem nicht allzu oft auf den Tennis-Plätzen.
Dagegen spricht der Druck, den er sich innerlich auferlegt und der auch von außen auf ihn einprasselt. Nicht unbedingt von den Tennis-Experten, die durchaus einräumen, dass Thiem Zeit braucht und man ihm diese auch geben sollte. Mit jeder weiteren Niederlage wird dieser Druck jedoch größer.
Dagegen spricht auch seine Verletzung. Experten wissen, dass eine Handgelenksverletzung am Schlagarm vielleicht sogar die schwierigste Verletzung ist, die man als Tennisspieler erleiden kann. Auch, wenn die Verletzung abgeklungen ist – im Kopf spielt sie nach wie vor eine große Rolle. Und nicht jeder heißt Rafael Nadal, der eine ähnliche Verletzung leicht wegsteckte. Andere kamen nie wieder.
Dagegen sprechen generell die Gegner. Für jeden Spieler, egal welchen Rankings, ist es eine Riesensache die ehemalige Nummer drei der Welt zu besiegen. Für einen Österreicher wäre dies eine ganz besondere Sache. Deshalb ist die Partie am Dienstag für Gegner Filip Misolic wohl die Partie seiner (bisherigen) Karriere.
Dominic Thiem kann zwar am Dienstag gewinnen, für den Titel beim gut besetzten Challenger in Salzburg ist es aber noch zu früh. Thomas Muster sagte kürzlich im KURIER-Gespräch: "Thiem braucht ein Konsolidierungsjahr, ich glaube, dass er 2024 wieder ganz oben mitspielen kann. Aber er muss wissen, dass er besser sein muss als zuvor, weil sich das Tennis entwickelt hat, weil immer mehr Jüngere nachkommen."
Muster weiß, wovon er spricht. Er selbst schaffte mehrere Comebacks. Thiem muss das erst noch zeigen.
Kommentare