Nach frühem Wien-Aus: Oliver Marach vor ungewisser Zukunft
Jürgen Melzer steht als einziger Österreicher im Doppel-Viertelfinale des Erste Bank Open. Nachdem das Duo Dennis Novak/Dominic Thiem am Montag ausgeschieden war, schaltete Melzer mit dem Franzosen Edouard Roger-Vasselin am Mittwoch den Steirer Oliver Marach und Daniel Evans mit 6:2,7.5 aus. Während es für den Briten am Donnerstag im Einzel-Achtelfinale gegen Lokalmatador Jurij Rodionow weitergeht, ist die Saison für Marach mit der Niederlage womöglich vorbei.
Nach der Corona-Pause lief es für den seit Juli 40-Jährigen nicht so glänzend, die Niederlage in Wien war die fünfte in einer ersten Runde. Auch bei den US Open klappte es nicht. Auf der Habenseite stehen Halbfinali im September in Kitzbühel mit Jürgen Melzer und beim ersten Kölner Turnier mit Raven Klaasen. Mit dem Südafrikaner gab es auch den heuer einzigen Finaleinzug, vor dem "Lockdown" im Februar in Dubai. In Köln trennten sich aber die sportlichen Wege von Marach und Klaasen.
Großer Schaden durch Corona
"Das war schon seit Paris klar. Wir verstehen uns super, aber die Corona-Zeit hat uns extrem geschadet", sagte Marach der APA - Austria Presse Agentur. Er selbst habe an seinem Wohnort in Panama in fünf Monaten Tennis gespielt, sei dann verletzt, aber ohne Physiotherapeut gewesen. Auch finanziell sei es nach wie vor schwierig. "Ich kann mich seit Februar nicht einmal auf Plus/Minus Null ausgleichen. Ich habe immer gesagt, ich spiele Tennis, solange es sich auszahlt."
Von daher steht Marach vor einer ungewissen sportlichen Zukunft. Hat er beim zweiten Kölner Turnier mit seinem früheren kroatischen Standardpartner Mate Pavic das Halbfinale erreicht, ist ihm für Wien und auch Paris der Kroate Ivan Dodig wegen eines positiven Corona-Tests ausgefallen. Für den Heimauftritt wurde Einzelspieler Evans zum letzten Ausweg, für das Turnier nächste Woche in Paris muss bis Freitag ein Partner gefunden werden. Zwei mögliche Optionen gibt es dafür, so Marach.
Wie es 2021 weitergeht, weiß Marach noch nicht. "Spaß macht es mir momentan nicht wirklich, und im Doppel ist es vom Budget her schwierig." Einen Standardpartner zu finden sei derzeit schwierig. "Ich bin auch derzeit kein heißes Eisen auf dem Markt. Ich glaube nicht, dass ich die Nummer 1 auf der Liste vieler bin." Ins nächste Jahr möchte er aber schon starten." Und ich will unbedingt Olympia spielen." Der Davis Cup im November 2021 sei zu weit weg. "Ich will niemanden einen Spot wegnehmen."
Familie lange nicht gesehen
In Gedanken ist Marach bei seiner Familie in Panama, seit August hat er sie nicht mehr gesehen. "Reise ich dazwischen heim, muss ich in Quarantäne und verliere drei Turniere." Seine beiden Töchter haben weiter Home-Schooling, die Lage im Land ist schlimm. "Die Wirtschaft ist komplett zerstört. Sie haben vor einer Woche wieder die Geschäfte aufgemacht. Es gibt keine Hilfspakete. Alles ist sehr teuer, keiner kann die Miete zahlen. Drei, vier Monate lang hatten wir pro Tag 1.200 - was Wahnsinn ist."
Melzer freute sich über seinen Doppelsieg, aber es schmerzte ihn, Marach aus dem Turnier geworfen zu haben. "Gegen einen engen Freund, einen Wegbegleiter über 25 Jahre zu spielen, ist nie leicht." Melzer hatte am Montag sein Karriereende mit Jänner bei den Australian Open verkündet, er wird Sportlicher Leiter in Österreichs Verband (ÖTV). Es ist also sein letzter Wien-Auftritt als Spieler. "Ich habe hier unglaublich schöne Momente in meiner Karriere verbracht. Wahrscheinlich die schönsten überhaupt."
Ganz oben stehen da natürlich die Einzel-Titel beim heimischen ATP-Turnier 2009 und 2010, aber auch 2014 im Doppel hat der Niederösterreicher zugeschlagen. "Zu Hause zu gewinnen ist das Beste, das man sich vorstellen kann. Wehmut ist da, aber ich hoffe natürlich, dass wir noch ein paar Matches in dieser Woche vor uns haben." Leichter wird es jedenfalls nicht, geht es doch im Viertelfinale gegen die als Nummer drei gesetzten Lukasz Kubot/Marcelo Melo (POL/BRA).
Kommentare