Bologna, wir kommen! Österreich im Davis Cup in den Top-8

Großer Erfolg für Jürgen Melzer und Jurij Rodionov
In einer nervenaufreibenden Schlacht verspielte Österreich in Ungarn eine 0:2-Führung, aber Jurij Rodionov brachte das „KURIER Austria Davis Cup Team“ unter die besten acht Nationen der Welt.

13. September 2020. Dieser Tag ging in die rot-weiß-rote Tennisgeschichte ein. Dominic Thiem sicherte sich als zweiter Österreicher nach Thomas Muster einen Grand-Slam-Titel.

13. September 2025. Dieser Tag, exakt fünf Jahre später, geht als einer der aufregendsten, aber am Ende schönsten Tage in die österreichische Tennis-Geschichte ein. Denn das „KURIER Austria Davis Cup Team“ darf für das heiß ersehnte Ziel Bologna buchen. Am Samstagabend lagen sich die Männer mit österreichischem Pass in den Armen, feierten mit den rund 20 mitgereisten Fans. „Immer wieder Österreich.“

Nicht nur grenzenlose Freude, sondern auch Erleichterung war spürbar. Denn immerhin hatte man zuvor eine 2:0-Führung vom Freitag verjuxt.

Zum fünften Mal

Und nun steht Österreich zum fünften Mal unter den besten acht Nationen der Welt, von 18. bis 23. November wird in Bologna im K.o.-System gespielt. Österreich steht damit zum  fünften Mal in seiner Geschichte unter den besten acht Ländern, in einem anderen Format gelang dies zuletzt 2012 – damals mit Spieler und Matchwinner Jürgen Melzer.

Der mittlerweile 44-Jährige war dieses Mal als Kapitän in Debrecen dabei – und hatte ebenfalls einen Matchwinner.  Dass Jurij Rodionov in diese Rolle schlüpfen konnte, bedurfte allerdings zweier Niederlagen.

Österreich hatte am Samstag eine 2:0-Führung verspielt, die er und Lukas Neumayer am Freitag erarbeitet hatten.“   Doch dann kam Rodionov, ließ dem ungarischen Routinier Marton  Fucsovics keine Chance und siegte 6:2, 6:1.    Es war der siebente Sieg im zwölften Davis-Cup-Einsatz für den gebürtigen Nürnberger, der belarussische Vorfahren hat Das interessierte an diesem Tag aber kaum jemanden. 

Dabei hätte man eben fast zum zweiten Mal nach 1984 einen 2:0-Vorsprung verspielt, damals unterlag man 2:3 gegen Russland, das war aber nicht in der Weltgruppe.

Nach dem ersten Tag in Debrecen wähnten sich die Österreicher wohl schon auf der sicheren Seite. Viele hatten bereits von Bologna gesprochen. „Wir haben schon alles gecheckt für Bologna“, sagte Stefan Gnadenberger, der Boss der Einpeitscher-Bande, die Österreich bei allen Davis-Cup-Spielen begleitet. Und in Italien werden es noch mehr als 20. „Wir hoffen, dass die Spieler dann noch ein Zimmer bekommen.“  

Werden sie, und dann stehen auch die Steirer Sebastian Ofner und Filip Misolic, der krank wurde und abgereist ist, zur Verfügung.

Zuvor mussten die Fans aber schwitzen, weil der Samstag bescheiden begonnen hatte. Zunächst verlor das sonst so verlässliche Doppel Alexander Erler/Lucas Miedler (Bilanz jetzt: 7:2-Siege) gegen Fabian Marozsan/Zsombor Piros 6:7, 6:7, dann glich Piros mit einem 7:5-7:6-Sieg über Lukas Neumayer auf 2:2 aus.

Zum zweiten Mal

Mit der Niederlage im Doppel war nicht zu rechnen, da Marozsan im Doppel-Ranking nur auf Rang 344 zu finden ist und Piros gar nicht in den ersten 1.000. "Vom Training her hat auch alles gepasst. Wenn wir im ersten Satz bei 6:5 das durchbringen, sieht es anders aus“, erklärt Erler, der zwei die vergebenen Satzbälle anspricht. KURIER-Kolumnist Miedler bringt es auf den Punkt: „Wir haben schon viele enge Partien gewonnen, jetzt eben eine verloren.“

Dann verlor auch noch Lukas Neumayer gegen Piros, der immer wieder andeutete, dass er nicht mehr kann, aber lief wie einst Usain Bolt. Am Ende wurde der Ungar vom enthusiastischen, aber fairen Publikum zum Sieg getragen. „Ich hatte etwas weniger Energie als am Freitag. Aber da haben wir zwei knappe Partien gewonnen, dieses Mal verloren. Vielleicht ist ein 2:2 gerecht“, sagt der Salzburger. „Aber ein Sieg wäre noch gerechter.“

Diesen hat er jetzt, und zum Friseur muss er auch nicht. Bei einem Sieg wären die schönen Haare weg gewesen. „Ich habe nach meiner Niederlage gesagt, wie gerne hätte ich jetzt eine Glatze.“

Nun mussten die Österreicher keine Haare lassen. „Ich bin sehr glücklich, das hier waren sicher meiner größten Siege“, sagt Matchwinner Rodionov, im Ranking nur die Nummer 158, aber schon in den Top 100 gewesen. . „Wir haben uns das verdient, der Teamgeist ist sensationell bei uns.“ Deshalb ist auch Jürgen Melzer ein Matchwinner. „Er schafft den Spagat zwischen „Er schafft den Spagat zwischen Korrektheit in den Abläufen und einer gewissen Lockerheit, die den Teamgeist beflügeln“, erklärt ÖTV-Vizepräsident Jürgen Roth. „Ein unglaublich schöner Sieg“, sagt der erfolgreiche Kapitän Jürgen Melzer, der auch ÖTV-Sportdirektor ist.

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