Thiem in der French-Open-Quali: Wenig Fingerspitzengefühl der Veranstalter

2019: Thiem nach dem Finale gegen Nadal
Man hätte dem zweifachen Finalisten in Paris einen verdienten, ehrwürdigen Abschied bereiten können. Wie läuft die Maschinerie mit den Wild Cards?
Harald Ottawa

Harald Ottawa

Schon vor dem ersten Aufschlag der 123. Auflage der French Open gibt es heftige Kritik am Veranstalter. Der Grund ist die Vergabe der Wild Cards für den Hauptbewerb: Der Veranstalter ITF (Internationaler Tennisverband) strich viele bekannte Namen von der Liste und gab stattdessen französischen Spielerinnen und Spielern den Vorzug. Diese Vorgangsweise ist bei allem vier Majors so und hat sich durchaus bewährt. Nur: Nicht nur Dominic Thiem, der aufgrund des Rankings nicht fix im Hauptbewerb steht, schaut durch die Finger und muss durch die Qualifikation, die am Montag startet. 

Doch wie läuft die Maschinerie? Wie in den vergangenen Jahren profitieren auch 2024 hauptsächlich französische Profis von den Tickets für das Hauptfeld (und auch für die Quali). Zudem gibt es immer Absprachen zwischen dem französischen Verband (FFT) sowie Tennis Australia und der USTA (Tennisverband in den USA). Das bedeutet, dass sowohl im Hauptfeld der Damen als auch bei den Herren je ein australischer sowie ein amerikanischer Profi eine Wildcard erhalten. Neben Thiem gingen auch Simona Halep, immerhin eine French-Open-Siegerin (2018), Caroline Wozniacki und Emma Raducanu leer aus. 

Während Stars wie Rafael Nadal aufgrund von Verletzungspausen über das Protected Ranking im Hauptbewerb spielen dürfen, muss eben auch Thiem durch die Qualifikation. Es sei denn, es gibt bis Montag noch Absagen, dann könnte er noch in den Hauptbewerb rutschen. Wahrscheinlicher ist aber, dass Thiem in der Qualifikation spielt, da wartet der Italiener Franco Agamenone

Was bei vielen für Unverständnis sorgt: Thiem stand zwischen 2016 und 2019 vier Mal im Halbfinale, wurde 2018 und 2019 jeweils erst im Finale von Nadal besiegt. Und der 30-Jährige hatte angekündigt, dass es seine letzten French-Open sein werden. Hier hätte man ihm ein schönes Abschiedsgeschenk bereiten können. Französische Talente hin, Perspektivspieler her: Thiem hätte noch einmal (oder vielleicht mehrmals) die Stadien gefüllt, weil er auch in Frankreich überaus beliebt ist. 

Ein bisschen Fingerspitzen-Gefühl wäre angebracht gewesen, auch wenn Thiem bei seinen jüngsten beiden Antreten schon in Runde eins rausflog. Es wäre eine feine Gelegenheit gewesen, "Au revoir" zu sagen. Aber vielleicht spielt sich der Lichtenwörther ja durch die harte Quali-Mühle. 

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