Ex-Thiem-Trainer Bresnik: "Ist wie Dreck unter den Teppich kehren"

Günter Bresnik
Günter Bresnik lobt Grabher und traut Thiem noch einiges zu: "Es gibt für mich keine 20 Spieler, die besser sind als er."

Österreichs Nummer eins, Dominic Thiem, startet am Pfingstmontag in seine zehnten French Open in Paris. Sein bisher letzter Sieg bei einem der vier Tennis-Major-Turniere ist schon fast zweieinhalb Jahre her. Nach einem sehenswerten Fünfsatz-Sieg über Nick Kyrgios bei den Australian Open 2021 kam im Achtelfinale gegen Grigor Dimitrow das Aus. Danach schied er vier Mal in Runde eins Aus und es gab eine fast zehnmonatige Verletzungs-Auszeit.

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"Ich will natürlich jetzt wieder einen Sieg bei einem Grand-Slam-Turnier auskosten, das ist schon fast zweieinhalb Jahre her", sagte Thiem deshalb am Freitag in Roland Garros. Im Vorfeld sprach Die Presse mit Thiems Ex-Trainer Günter Bresnik. Dieser hält den neuen Coach des Niederösterreichers, den Deutschen Benjamin Ebrahimzadeh, für eine gute Wahl. "Einen, der in Dominics Spiel auch etwas verändern und nicht nur verwalten kann", so Bresnik.

"Keine 20 Spieler, die besser sind"

Für den 62-Jährigen ist es essenziell, dass als Trainer nicht kurzfristig gedacht wird: "Das ist wie Dreck unter den Teppich kehren. So wirst du nie die Fehler in deinem Spiel beseitigen. Ein guter Trainer gibt einem Sportler das, was er braucht, und nicht das, was er will." Mit Mentaltraining kann er hingegen wenig anfangen: "Wenn ich ein Auto mit einem Motorschaden habe, brauche ich mir nicht den Kopf darüber zerbrechen, wie ich um die Kurve fahre. Das Auto muss zuallererst fahrtüchtig sein."

Thiem dürfe jedenfalls nicht zu viel darüber nachdenken, was in zwei oder drei Jahren sei. Österreichs Nummer eins wird im September bereits 30 Jahre alt. "Er soll nur daran denken, was jetzt wichtig für ihn ist. Wenn ich den Mount Everest besteigen möchte, muss ich mir nicht überlegen, wie ich die letzten 400 Meter schaffe, sondern wie ich nach Kathmandu ins Basislager komme." Er traut Thiem jedenfalls zu, es bis zum Jahresende noch in die Top 20 zu schaffen. "Es gibt für mich keine 20 Spieler, die besser sind als er. Vorausgesetzt, Dominic ruft 80 oder 90 Prozent seiner Höchstleistung ab.

Bresnik äußerte sich in der Presse auch zur aktuell besten Österreicherin, Julia Grabher. Die Vorarlbergerin trainiert unter Bresnik. "Julia ist eine super Athletin, bewegt sich, speziell für eine Frau, außergewöhnlich gut. Und noch wichtiger: Sie ist eine harte Arbeiterin", findet der Trainer viel Lob: "Es gibt überhaupt keinen Grund, warum sie nicht in die Top 50 kommen sollte – oder sogar in die Top 20."

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Nichts anfangen kann Bresnik hingegen mit der schon länger schwelenden Preisgeld-Debatte bei den Frauen und Männern: "Es regt sich doch auch keiner auf, dass weibliche Models bekannter sind und mehr verdienen als männliche. Die Nachfrage bestimmt den Preis, unabhängig vom Geschlecht."

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