Erster Wimbledon-Titel: Barty-Time in London
Im Damen-Tennis kam es durchaus vor, dass eine Spielerin Nummer eins der Welt war, ohne einen Grand-Slam-Titel zu gewinnen. Karolina Pliskova zum Beispiel. Die Tschechin führte vor vier Jahren das Ranking an, die Wartezeit auf den ersten großen Wurf hat sich nun verlängert.
Weil die 29-Jährige in der aktuellen Nummer eins ihre Meisterin fand: Ashleigh Barty kürte sich erstmals zur Wimbledon-Siegerin. Mitglied im elitären Klub der Grand-Slam-Siegerinnen ist sie bereits, 2019 triumphierte sie auf dem Sand von Roland Garros. Mit Marketa Vondrousova schlug sie damals eine andere Tschechin.
Seinerzeit gewann die Australierin 6:1, 6:3, gestern musste sie nach fulminantem Start länger arbeiten, ging aber nach fast zweistündigem Tagwerk als 6:3-6:7-6:3-Siegerin vom Platz und war überwältigt. „Es ist unglaublich. Ein Kindheitstraum ist in Erfüllung gegangen“, sagte sie, nachdem ihr Herzogin Kate gratuliert hatte.
Achterbahn-Fahrt
Dass Barty nun überlegen die Rangliste anführt, war in der Vergangenheit eher anzuzweifeln. Dabei startete sie wie ein Champ: Mit erst 15 Jahren sicherte sie sich 2011 den Junioren-Titel in Wimbledon. Dann kam ein für Wunderkinder gar nicht untypischer Absturz: Die Medien hoben sie in den Himmel, sie arbeitete unter Druck immer mehr – und brach eines Tages beim Training zusammen.
Danach folgten Jahre, die nicht zwangsweise mit einer Spitzen-Tennisspielerin zu verbinden sind. 2014 zog Barty, auch an Depressionen leidend, vorerst einen Schlussstrich. „Ich wollte Tennis einfach nur genießen. Das konnte ich nicht mehr.“ Dafür konnte sie sich dann für eine andere Sportart begeistern – nach vielen Reisen und dem Angeln landete Barty plötzlich beim Cricket.
Dort schaffte sie es spielend und direkt ins Team der Brisbane Heat. Und sie hatte ihren Spaß daran: „Wir haben ein Spiel gewonnen, sind in einen Schuppen gegangen und haben ein Bier getrunken.“ Ein Party-Girl war sie dennoch nie, aber die Lust auf ihren Ursprungssport kehrte längst zurück. Und gestern hat sie sich auch das eine oder andere Gläschen gegönnt.
Und Karolina Pliskova, die sich im Ranking um sechs Plätze auf Rang sieben verbessern wird, zeigte, dass Tschechien bei den Damen eine Macht ist: Allein zehn Spielerinnen aus dem Nachbarland liegen in der WTA-Rangliste vor der besten Österreicherin (die Linzerin Barbara Haas ist Nr. 156).
Kommentare