Ein medialer Fehltritt im Hause Thiem

Dominic Thiem mit den Eltern Karin und Wolfgang und Manager-Bruder Moritz
Moritz Thiem machte einen medialen Rundumschlag. Das war wenig schlau. Will Dominic wieder nach oben kommen, muss er ein bisschen etwas ändern.

Gewiss, man kann nicht sagen, dass es nur bergab geht, seit das Imperium Thiem zum Familienunternehmen avancierte. Viele Gewinne verzeichnet Dominic Thiem seitdem aber auch nicht. Auch, weil das Handgelenk wieder schmerzt, stehen auch die Aktien nicht gut. 
Es ist auch unfair, Thiem zu kritisieren, weil er jüngst seinen Vater Wolfgang, der gewiss zu den Besten seines Faches im Lande zählt, zum Trainer machte. Auch ist es seine Entscheidung gewesen, die Finanzen und die Medienarbeit im Februar des Vorjahres in die Hände seines 24-jährigen Bruders Moritz zu legen. Dass Mutter Karin gewissermaßen als Anwältin ihres Sohnes stets mitredet und ihn überall verteidigt (auch in Sozialen Medien), ist im Grunde auch positiv zu bewerten.

Für die sportliche Krise des Sohnes gibt es viele Gründe, einer davon ist, dass er sich eine Schonhaltung beim Vorhandschlag angewöhnt hat. Was aufgrund der Handgelenksverletzung irgendwie auf der Hand liegt.

Der Rest sind Spekulationen. Und da liegt der Punkt. Nach den Pleiten bei den Challenger-Turnieren in Székesfehérvár und Zadar hörte man nichts von Thiem, erst am Mittwoch verkündete er, dass ihm das Handgelenk wehtat (warum so spät?).

Weil die Medien aufgrund der spärlichen Informationen (die Zahl internationaler TV-Stationen ist etwa in Székesfehérvár eher überschaubar) auf Spekulationen angewiesen waren (die meisten hielten sich sogar zurück), ist der Rundumschlag von Moritz Thiem in der Chatgruppe mit fast allen Tennis-Journalisten des Landes – wohlwollend ausgedrückt – entbehrlich gewesen. 

Hier seine Pauschalkritik im Wortlaut: „Ihr solltet mal darüber nachdenken, was er alles erreicht hat und welche unglaubliche Reichweite er euren Artikeln gegeben hat. Und jetzt schreibt ihr nur noch negativ und meistens Unwahrheiten, ausnahmslos. Das ist einfach eine bodenlose Frechheit und einfach schlecht.“

Gut, wenn Dominic Thiem nur drei Games gegen einen zweifellos talentierten, aber kaum bekannten Salzburger gewinnt, wird man sich mit Jubelgesängen generell zurückhalten. Doch es geht um etwas anderes, auch nicht darum, dass Thiem jahrelang von den Medien (durchaus zurecht) in den Himmel gehoben wurde.

Jahrelanger Förderer

Einige Medien, darunter der KURIER, begleiten Thiem, seit dieser 10, 11 Jahre war. Einige wenige Medien setzten auf die Aktie Thiem, weil sie ahnten, dass medial hier etwas Großes im Entstehen ist. Und davon hat lange auch Thiem selbst profitiert. Mediale Aufmerksamkeit schafft Interesse, das sich Partner und Sponsoren nicht entgehen lassen wollten.

Will der 30-Jährige noch einmal nach oben kommen, muss er sich sportlich aus der Wohlfühloase Familie etwas lösen. Ex-Trainer Günter Bresnik, der einst hauptverantwortlich war für den Aufstieg von Thiem, betont immer wieder, dass es nicht zielführend ist, privates und berufliches Umfeld dermaßen stark miteinander zu verbinden. Thiem braucht neue Impulse auf allen Ebenen; muss sich wieder quälen können im Training, wie er es früher tat. Und Pressechef Moritz Thiem sei gesagt: Schlimm ist es erst, wenn niemand mehr berichtet.

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