Djokovic bis Williams: Wenn die Tennis-Altstars groß aufspielen
Ein Blick auf die jüngste Entwicklung zeigt vor allem bei den Männern einen Jugendwahn im Tennis-Sport. In der aktuellen Weltrangliste beträgt der Altersdurchschnitt in den Top Ten 24,7 Jahre, obwohl der absolut Beste, der Serbe Novak Djokovic mit 36 Jahren den Schnitt nicht wirklich senkt. Zum Vergleich: Vor ziemlich genau fünf Jahren betrug der Altersschnitt 29 Jahre, Dominic Thiem (damals 24) und der Deutsche Alexander Zverev (zu diesem Zeitpunkt 21) waren damals die Jüngsten im erlesenen Kreis.
Doch eines wird es immer wieder geben: Routiniers, die noch immer mithalten können. Wenngleich das Wort "mithalten" im Fall von Djokovic bestenfalls eine ungeschickte Wortwahl ist. Immerhin darf sich der Serbe seit seinem jüngsten French-Open-Triumph mit 23. Titeln als Rekordmann in der Kategorie Grand-Slam-Turniere bezeichnen.
➤ Mehr lesen: Rekordsieg für Djokovic bei French Open
Was für ihn gilt, darf auch in etwas geringerem Ausmaß für andere gelten. Vor allem für die siebenfache Grand-Slam-Siegerin Venus Williams, die beim WTA-Turnier in Birmingham zum Auftakt die starke Italienerin Camila Giorgi schlug und im Achtelfinale der Lettin Jelena Ostapenko erst nach 2:26 Stunden 3:6, 7:5, 3:6 unterlag. Und das mit 43, damit ist sie 21 Jahre älter als die Nummer eins Iga Swiatek. Am Mittwoch erhielt die fünffache Wimbledon-Siegerin auch eine Wild Card für das Major auf Rasen (Start: 3. Juli).
Neuer Hüftschwung
Oder Andy Murray. Der Schotte, der in den Jahren 2016 und 2017 41 Wochen die Weltrangliste anführte, war sich nicht zu schade, die Vorbereitung auf Wimbledon auf der kleinen, aber nicht minder anstrengenden Challengerbühne zu absolvieren. Ergebnis: Turniersiege in Surbiton und Nottingham. Und das mit 36 Jahren, wenngleich nicht alles an ihm so alt ist. Der zweifache Olympiasieger spielt mit künstlicher Hüfte. Mithalten mit der Spitze können noch die 38-jährigen Stan Wawrinka (SUI), John Isner (USA) oder Kaia Kanepi (EST).
Routiniers gab es immer, auch vor 40 Jahren. "Das kann man aber nicht vergleichen, damals wurde auf die Athletik kaum Wert gelegt, heute haben die Besten alle Physios mit. Damals haben viele sogar noch geraucht, heute undenkbar", sagt Ulrich Lanz, Arzt des österreichischen Davis-Cup-Teams.
Die Qual als Wahl
Die heutigen Oldies, insbesondere Djokovic zeichnet neben der Begabung sich zu quälen (Lanz: "Man kann mit Mentaltrainern nachhelfen, muss es aber im Blut haben"), vor allem der Umgang mit dem Körper aus. Bei "Über-Kopf-Sportarten" sei es vor allem wichtig, die Schulter richtig zu belasten. Nicht zu wenig, aber auch nicht zu viel. Zu einem perfekten Training gehört gewissermaßen auch das "Nicht-Trainieren". "Die Regeneration ist wichtiger denn je. Djokovic, der sich sogar in sein Sauerstoff-Zelt zurückzieht, beherrscht dies neben einer perfekten Ernährung (glutenfrei) perfekt." Zudem wisse der Serbe, wie man seinen Körper perfekt einsetzt. "Man hat das Gefühl, dass er auch im Match nur das Notwendigste macht, dass er weniger Kalorien als andere verbraucht", sagt Lanz.
Das wichtigste Baustein der genannten Stars ist aber ein anderer: "Sie sind sensationelle Tennisspieler".
Bei den Frauen gab es übrigens in den vergangenen fünf Jahren keine signifikanten Änderungen. Das Durchschnittsalter in den Top Ten betrug im Juni 2018 26,4 Jahre und nun 26.3 Jahre. Vielleicht stürmt ja noch Venus Williams in diesen Kreis der Großen zurück.
Kommentare