Dabei hat Wimbledon erstmals in der Geschichte des seit 1877 ausgetragenen Turniers mit der Tradition des „Middle Sunday“ gebrochen, weil die Rasenplätze keinen Ruhetag brauchen. All-England-Club-Präsident Ian Hewitt erklärte: „Dank der neuen Rasentechnologie und Wartung sind wir zuversichtlich, dass wir keinen freien Tag brauchen.“ Wegen Schlechtwetters wurde, um den Zeitplan einigermaßen einzuhalten, erstmals 1991 am ersten Sonntag des Turniers gespielt. Das passierte auch 1997, 2004 and 2016. Mit der 135. Auflage des Turniers wurde der freie Sonntag gestrichen – und damit auch der „Manic Monday“. Früher fanden alle acht Achtelfinalspiele von Männern und Frauen am Montag statt. Seit 2022 sind sie auf Sonntag und Montag aufgeteilt.
Den Tennis-Fans in London gefällt es jedenfalls, auch die berühmte Queue kannte keine Sonntagsruhe mehr: Die Schlange vor dem Schalter für die Tagestickets erreichte normale Werkstagslänge. Auf dem Gelände ging es kurz nach Mittag zu wie auf einem Rummelplatz, allerdings waren auf den Courts Sitzplätze frei. „Die Partien sind ja nicht so prickelnd“, erklärte ein langjähriger Wimbledon-Journalist. Und deutete Richtung Court No. 2, wo sich ab 13 Uhr der Belgier Goffin und der Amerikaner Tiafoe abrackerten. 90 Pfund, fast 105 Euro, kostete es am Sonntag, die dort stattfindenden Spiele zu sehen – zuvor hatte die Tschechin Bouzkova die Französin Garcia geschlagen.
Auf Court No. 1 mussten die Fans auf Lokalmatador Norrie warten, denn die 34-jährige Deutsche Tatjana Maria lieferte eine Überraschung: Die zweifache Mutter schlug die als Nummer zwölf gesetzte Lettin Ostapenko 5:7, 7:5, 7:5.
Der Ground Pass, mit dem man auf das Gelände kommt und alle Plätze außer den Courts 1 bis 3 besuchen kann, kostet bis heute 27 Pfund (31 Euro). Er wird billiger, weil weniger Spiele auf den Plätzen zu sehen sind.
Teurer wird es dafür Tag für Tag auf dem Centre Court (145 Pfund am Sonntag, 240 am Finaltag, also von 168 bis 278 Euro). In diesem Tennisstadion wird jetzt schon hundert Jahre gespielt. Ab 13.30 Uhr Ortszeit wird dieser von den Spielern betreten. Oder von den Spielerinnen. Gestern war das die 30-jährige britische Lokalmatadorin Heather Watson; die aber von der sieben Jahre jüngeren Deutschen Jule Niemeier – sie ist aufschlagstarke 178 Zentimeter hoch – mit 6:2, 6:4 eine Lehrstunde bekam.
Erst um 16 Uhr Ortszeit begann das Duell der Generation Z zwischen Jannik Sinner (Jahrgang 2000/Italien) und Alcaraz (2003/Spanien). Der Höhepunkt des Sonntags sollte das darauffolgende Spiel der Nr. 1 Novak Djokovic werden. Ein bisschen „manic“ werden die Fans aber doch am Montag, wenn Rafael Nadal spielt.
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