Absturz auf Raten: Wie Tennis-Star Thiem vom Corona-Ranking profitierte
Novak Djokovic merkte man an, dass er sich in den Tennis-Stadien pudelwohl fühlt. Dass er auf diesen Moment lange gewartet hatte, nachdem er bei seinen geliebten Australian Open nicht mitspielen durfte.
Die Erleichterung beim Comeback in Dubai war ihm anzusehen, er ließ dem 19-jährigen italienischen Jungstar Lorenzo Musetti beim 6:3-6:3-Sieg keine Chance.
Und doch drohen keine angenehmen Dinge. Erstens ist noch nicht sicher, wo der ungeimpfte Djokovic sonst noch einreisen und damit spielen darf. Zweitens läuft er Gefahr, seine Spitzenposition im Tennissport zu verlieren. Mit dem Sieg über Musetti hat er die Wachablöse zumindest verschoben.
Am Montag fielen die Punkte der Australian Open 2021 aus der Wertung. Das waren im Falle von Djokovic 2.000 für den Sieg, beim russischen Verfolger Daniil Medwedew 1.200 für den Finaleinzug. Das ist nicht alles, denn die Spielergemeinschaft ATP „schützte“ die Profis mit einem Corona-Ranking. Am kommenden Montag fallen Djokovic weitere 500 Punkte vom Titelgewinn in Dubai von 2020 aus der Wertung. Im inoffiziellen Live-Ranking ist Medwedew, der diese Woche in Acapulco spielt, trotz des gestrigen Auftaktsieges von Djokovic bereits die Nummer eins. Punkten beide Herren in etwa gleich viel bei ihren Turnieren, dann ist der Russe kommenden Montag auch offiziell vorne – als erster Spieler seit 1. Februar 2004, der nicht Djokovic, Roger Federer, Rafael Nadal oder Andy Murray heißt. Damals lag Andy Roddick (USA) an der Spitze.
"Altlasten"
Nur langsam kehrt das ATP-Ranking wieder zum herkömmlichen Modus zurück (Punkte nur ein Jahr in der Wertung). Auch Djokovic und Medwedew haben nicht nur Zähler der jüngsten zwölf Monate auf dem Konto, zumindest aber 2021 kräftig gepunktet. Das trifft nicht auf alle zu. Dominic Thiem, der ab 10. März in Indian Wells zurückkehren will, war lange ein Nutznießer des Corona-Rankings.
Die Zähler vom Australian-Open-Finaleinzug 2020 fielen erst im Jänner aus der Wertung, am Montag die 180 Punkte vom Achtelfinale des Vorjahres. Weitere Punkteverluste werden folgen. Denn nur mit den Punkten der jüngsten zwölf Monate wäre Thiem nicht wie gegenwärtig die Nummer 52, sondern außerhalb der Top 100. Roger Federer liegt offiziell auf Rang 29. Bei einem "normalen" Ranking wäre er derzeit auf einem Rang um 100.
Mit einem endlich vollständigen Tourplan (vor allem in Asien wurde 2020 und 2021 kaum gespielt) soll Normalität einkehren. Denn in der Rangliste werden noch immer Profis geführt, die längst aufgehört haben.
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