Thiem ist zurück auf seinem Lieblingsbelag

Dominic Thiem, Nummer neun der Welt, gewann bereits sechs Turniere auf Sand.
Dominic Thiem startet im Fürstentum Monaco mit Selbstvertrauen in die Sand-Saison.

Vielleicht ist es nicht ganz wahrheitsgetreu überliefert, dass Österreichs Tennis-Profis schon im Sandkasten anstelle von Schauferln mit der Filzkugel herumhantierten, aber wohl, dass die Konzentration der vielen Aschenplätze dem Land viele Heldentaten bescherte. Thomas Muster war nur der Gipfel einer Erfolgsgeschichte.

Abgesehen vom kurzen, sandigen Intermezzo in Rio, wo Dominic Thiem im Februar ohne Vorbereitung den Titel einheimste, feiert zwei Generationen später nun auch der 23-Jährige auf dem Lieblingsboden der Österreicher seine Saisonpremiere. Am Mittwoch erfolgt in Monte Carlo für Thiem der offizielle Startschuss in die Sandplatz-Wochen mit dem Höhepunkt French Open Ende Mai.

Bevorzugter Belag

Wie für Muster und Horst Skoff anno dazumal ist es auch für den Niederösterreicher der Lieblingsbelag. Und wie für seine Vorgänger hat auch Österreichs gegenwärtig Bester viel vor auf diesem Belag. Nicht nur, weil er weniger belastend ist: "Sand ist angenehmer für den Körper. Auf Hardplatz tut mir alles mehr weh." Schließlich hat er sechs seiner acht Titel auf roter Asche, wie die Deutschen sagen, geholt.

Für Roger Federer, der derzeit pausiert, zählt Thiem bei den Sand-Turnieren sogar zum Favoritenkreis – neben den stets Genannten wie Novak Djokovic, Rafael Nadal, Andy Murray oder Stan Wawrinka. Auch Djokovic, der am Dienstag in Monte Carlo den Franzosen Gilles Simon 6:3, 3:6 und 7:5 niederrang und ein möglicher Viertelfinalgegner Thiems ist, betont stets: "Dominic ist ein Anführer der neuen Generation." Und der 32-jährige Simon, vor Jahren selbst auch ein Top-Ten-Mann, sagte jüngst nach einer Niederlage gegen ihn: "Keiner spielt so schnell wie Thiem."

Den ganz großen Durchbruch hat der Niederösterreicher – abgesehen vom Semifinaleinzug bei den French Open 2016 – bei den großen Sandplatzturnieren noch nicht geschafft. Im Vorjahr war das Viertelfinale von Rom das beste Ergebnis vor Paris. Heuer nimmt er etwas mit, was jeder Profi brauchen kann: "Ich habe wahrscheinlich mehr Selbstvertrauen als vor einem Jahr", erklärt Thiem, der als Nummer neun der Welt in die Sand-Saison startet. So gut wie nie noch nie übrigens.

Technisches Know-how

Für Eurosport-Kommentator und Ex-Profi Alexander Antonitsch ist Thiem generell auf Sand noch einmal eine Klasse stärker. "Er ist auf diesen Belag groß geworden. Ihn kann man um drei Uhr nachts wecken, und er spielt auf diesen Belag sein bestes Tennis." Ein Belag, der wie für ihn geschaffen sei. "Sein enormer Drall beziehungsweise sein enormer Spin auf der Vorhand zermürbt die Gegner auf Sand, dazu greift sein Kick-Aufschlag noch besser als auf Hartplatz." Zudem habe er noch mehr Zeit für die Vorbereitung seiner Paradeschläge.

Thiem ist zurück auf seinem Lieblingsbelag
Tennis - Monte Carlo Masters - Monaco, 14/04/2016. General view of Prince Rainier III court during the match between Rafael Nadal and Dominic Thiem . REUTERS/Eric Gaillard
In Monte Carlo wärmte sich Thiem mit Sandplatz-König und Monaco-Rekordmann Rafael Nadal (neun Turniersiege) auf, sein erster Gegner ist am Mittwoch (11 Uhr) der Niederländer Robin Haase, der Lucky Loser Damir Dzumhur aus Bosnien klar schlug. Auch die Vorbereitung in der Südstadt (selbstverständlich auf Sand) lief ausgezeichnet. "Wir hatten Zeit, wieder gezielt an einigen Dingen zu arbeiten", sagt Trainer Günter Bresnik, für den sein Schützling vor allem heuer noch viel Luft nach oben hatte. "Er ist noch lange nicht am Zenit."

Faktor Zeit

Und was sagt der Vorgänger? "Natürlich kann Thiem die Nummer eins werden", erklärt Muster, räumt aber ein: "Gebt ihm Zeit." Was das Wichtigste für den Steirer ist? "Thiem hat überall Potenzial, sich zu verbessern."

Thomas Muster selbst war übrigens 27, als er die French Open gewann. Und 28, als er die Nummer eins der Welt wurde. "Diese Zeiten kann man nicht vergleichen", wehrt Bresnik ab. "Damals schafften die Spieler den Durchbruch zumeist viel früher." Und außerdem: "Dominic ist ohnehin seit fast einem Jahr der jüngste Top-Ten-Spieler."

Kommentare