Der geschundene Körper des Rafael Nadal
Mai 2003: Die Krankenakte des 16-jährigen aufstrebenden Tennistalents aus Mallorca erhält ihren ersten, langen Eintrag. Der junge Nadal verletzt sich im Training an der linken Schulter und muss folglich das Grand-Slam-Turnier in Roland Garros, Paris absagen. Ein Eintrag, dem noch viele folgen sollten und die mittlerweile schon für eine Krankenakte sorgen, die ihresgleichen sucht. Einträge, die den 28-Jährigen an den Rand der Verzweiflung brachten und seine große Leidenschaft, seine Berufung oft in einen schonungslosen Kampf gegen seinen eigenen Körper umwandelten. Dabei fing kaum eine Karriere so früh, so professionell und frei von Problemen an.
Sportlichste Gene
Der Weg des Rafael Nadal war irgendwie schon vorgegeben. Schon relativ zeitig konnte man erkennen und erahnen, dass aus dem jungen Spanier ein ganz Großer werden sollte. Nicht nur aufgrund seines ausgesprochenen Talents für Tennis und Fußball, welches sich sehr früh zeigte, sondern auch wegen seines engeren Umfelds. Nicht nur sein mittlerweile weltbekannter Onkel Toni zeigte Nadal wie man die Bälle richtig schlägt, auch die ehemalige Nummer eins der Tenniswelt, Carlos Moya, nahm den Mallorquiner früh unter seine Fittiche und gab wertvolle Erfahrungen weiter. Und ganz nebenbei war sein zweiter Onkel, Miguel Ángel Nadal, Profikicker beim FC Barcelona.
Erfolgs-Teenager
Neuer Spielstil - neue Probleme
Der junge "Tennis-Pirat" war von Beginn an bekannt für seinen unglaublich kräftezehrenden Spielstil, herausragende Beinarbeit und Schläge, welche die Gelenke sehr in Mitleidenschaft ziehen. Kaum einer war so in der Lage die Bälle aus den entlegensten Winkeln herauszukratzen und einen 0:5-Satzrückstand noch in einen 7:5-Sieg umzuwandeln. Aber nicht nur die Arbeit mit seinen Beinen, sondern auch seine aggressiven Top-Spin-Schläge verlangen so viel Kraft, dass sie ihm verletzungstechnisch zunehmend Probleme bereiteten.
Von den Fußgelenken, über die Knie- und Handgelenke, bis hin zu den Schultern - Nadal hat an seinem Körper nicht nur eine, sondern gleich mehrere Baustellen. Baustellen, die ihm seit 2003 insgesamt schon sieben Major-Turniere verpassen ließen. Zum Vergleich: Rafas langjähriger Rivale Roger Federer hat seit 2000 noch kein einziges Grand-Slam-Turnier wegen Verletzungen verpasst. Der Spielstil ist jedoch auch nicht mit dem des Spaniers zu vergleichen.
X-tes Comeback
Seine Verletzungsserie scheint nicht abzureißen und trotzdem lässt sich der spanische Tennisprofi nicht kleinkriegen. Bei Spielen zieren immer öfter Tapeverbände und Bandagen seinen Körper, die Ausfälle häufen sich und dennoch kommt der Spanier irgendwie immer zurück. Und das meistens im großen Stil. Aufgrund einer Handgelenksverletzung war er zuletzt gezwungen die US Open abzusagen - spielte seit 1. Juli kein Match mehr.
Jetzt war es jedoch wieder soweit: Das aktuellste Comeback feierte Nadal letzte Woche in Astana/Kasachstan bei einem hochdotierten Schaukampf gegen den Franzosen Jo-Wilfried Tsonga. Und wie soll's anders sein - Nadal gewann nach einer fast dreimonatigen Verletzungspause mit 6:7, 6:3 und 6:4. . Erster Gegner ist der Franzose Richard Gasquet, ehemalige Nummer sieben und aktuelle Nummer 22 der Welt – eine schwierige Aufgabe nach so einer langen Pause.
Im Doppelbewerb des ATP-Events in Peking ist Nadal mit seinem Landsmann Pablo Andujar am Montag bereits in der ersten Runde gescheitert. Die Spanier verloren gegen das Duo Tomas Berdych und John Isner (CZE/USA) mit 5:7, 6:4 und 4:10.
Krankenakte Nadal: 13 schwere Verletzungen seit 2003
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