Barbara Schett kritisiert ihre Nachfolgerinnen

Außenseiterin: Patricia Mayr-Achleitner ist die Nummer 100 und trifft in Linz heute auf Star Bouchard.
Beim Linzer Turnier sprach die einstige Top-Ten-Spielerin über die Krise bei Österreichs Damen.

Durchforstet man die Damen-Weltrangliste, stößt man auf der ersten Seite tatsächlich auf zwei Österreicherinnen. Auf Platz 79 wird noch Yvonne Meusburger geführt – die 31-jährige Vorarlbergerin ist aber bereits in Pension gegangen. Als letzte Dame dieser Seite taucht Patricia Mayr-Achleitner auf – die Tirolerin liegt auf Platz 100., Tamira Paszek ist 115., war aber schon viel weiter vorn, dann kommt rund 230 Plätze nichts. Lisa-Maria Moser, die eine Wild Card für das Generali Ladies bekam und in Runde eins der Bulgarin Pironkova 2:6, 3:6 unterlag, ist übrigens die Nummer 395.

Das sind die Fakten, die nicht wirklich erfreulich sind. Dazu kommt, dass Österreichs Fed-Cup-Team seit Jahren drittklassig ist. "Freilich", sagt Barbara Schett, einst als Nummer 7 so gut wie keine andere Österreicherin jemals platziert, "rosig sieht es derzeit nicht aus. Wir haben früher immer ein paar Spielerinnen vorne dabei gehabt." Und die Zukunft? "Es sieht nicht so aus, als käme etwas Großes nach", sagt die 38-jährige Tirolerin, beim Generali Ladies als Turnierbotschafterin im Einsatz. Früher wäre vieles anders gewesen. "Ich hatte in meiner Jugend in der Südstadt ideale Trainingsbedingungen, gute Trainer und vor allem gute Gegnerinnen", erinnert sich Schett.

Gründe der Misere

Neben ihr wären auch andere Topspielerinnen wie Barbara Paulus, Petra Ritter oder Barbara Schwartz im Leistungszentrum gewesen. "Damals wollte ich unbedingt die beste sein. Wir haben uns gegenseitig angetrieben." Das würde heute fehlen. Schett: "Schlimm ist diese Eigenbrötlerei von den meisten Spielerinnen. Dass es kein Zentrum gibt, ob in der Südstadt oder in Salzburg, wo alle Guten zusammenkommen und sich gegenseitig nach oben pushen."

Positiv anzumerken ist die Initiative "Generali Young Ladies", der Turniersponsor von Linz unterstützt vorerst für ein Jahr die österreichischen Nachwuchstalente Moser, Lena Reichel, Julia Grabher und Mira Antonitsch in finanzieller Hinsicht. "Endlich ein gutes Konzept, mit dem professionell junge Spielerinnen gefördert werden und vor allem finanziell unterstützt werden", sagt Ex-Profi Alexander Antonitsch.

Weitere Maßnahmen

Darüber hinaus soll die Südstadt wiederbelebt werden. Die talentiertesten Mädchen werden vom Tennisverband (ÖTV) regelmäßig zu Nationaltrainings eingeladen. Dazu wird jährlich in Mädchen-Nationalteams investiert (Europameisterschaften U12 bis U18). Weitere ÖTV-Maßnahmen sind das "Girls Tennis Projekt U10", um schon bei den jüngsten Talenten fündig zu werden und die Veranstaltung von kleineren Profi-Turnieren.

Bei den Herren sieht es besser aus. Da ist Dominic Thiem die Nummer 39 der Welt. Heute fordert der 21-Jährige in Schanghai den Weltranglisten-Ersten Novak Djokovic (nicht vor 10 Uhr, MESZ, ORF Sport+).

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