Super Bowl mit rot-weiß-roter Färbung
Super-Bowl-Abend. Harte Männer und schöne Cheerleader, kühles Bier und fette Burger. San Francisco 49ers gegen Baltimore Ravens (Sonntag, 23.15 Uhr/live Puls4). West- gegen Ostküste, kalifornisches Lebensgefühl gegen Schwerindustrie aus Maryland. Amerikanischer geht es kaum. Österreichischer auch nicht.
Nur drei Österreicher haben in der US-Profiliga NFL Karriere gemacht, zwei davon sind untrennbar mit den Städten San Francisco und Baltimore verbunden. Toni Fritsch gewann mit den Dallas Cowboys den Super Bowl.
Auf der Suche nach schussstarken Free-Kickern verschlug es die Talentespäher der NFL-Klubs in den 1970ern in europäische Fußball-Stadien. So auch nach Wien, wo Anton Linhart beim Sportklub und der Vienna meist in der Abwehr ausputzte. Es dauerte nicht lang und der gebürtige Steirer hatte ein Angebot eines Football-Teams in der Tasche.
Zunächst verschlug es Linhart nach New Orleans, von 1974 bis 1978 kickte er schließlich für die Baltimore Colts das lederne Ei Richtung Endzone – und zwar durchaus kräftig und genau. Im Jahr 1976 war der mittlerweile 70-Jährige der erfolgreichste Scorer der Liga.
Baltimore-Urgestein
Die Colts zogen später nach Indianapolis, doch Linhart blieb Baltimore treu – bis heute. "Baltimore ist meine Stadt und nun sind eben die Ravens mein Team", sagt Linhart im KURIER-Gespräch. Sein Deutsch ist auch nach über 40 Jahren in den USA erstaunlich akzentfrei.
"Die Stadt spielt derzeit verrückt", betont Linhart, "aber es tut ihr gut." Wie vielen Industriestädte in den USA geht es auch Baltimore schlecht. Das merkt auch der Österreicher, der noch immer sein Versandunternehmen betreibt. Dazu kam vor zwei Jahren ein privater Schicksalsschlag, als das Haus der Familie abbrannte.
Da schadet ein bisschen Abwechslung nicht. Für die Ravens wäre es der zweite Super-Bowl-Sieg nach 2000.
49ers-Legende
An der Seite des legendären Quarterbacks Joe Montana gewann Wersching zwei Mal den Super Bowl, 1982 stellte der heute 62-Jährige mit vier Field Goals einen Endspiel-Rekord auf. Als erst zwölfter Spieler in der NFL-Geschichte durchbrach er die 1000-Punkte-Marke.
Doch Raimund Werschings Geschichte geht weit über das Sportliche hinaus. Sie begann 1950 in Mondsee und endete 2008 in einem kalifornischen Gerichtssaal. Wersching, der bereits die High School in den Staaten besuchte und alsbald nur noch Ray hieß, gründete nach seiner Laufbahn eine Versicherungsagentur, spezialisiert auf Bauern.
Verschuldet
Das Geschäft entwickelte sich prächtig und rasch übergab Wersching die operative Leitung an seine Teilhaberin. Anfang des Jahrtausends folgte der Schock: Sechs Millionen Euro soll die Agentur veruntreut haben, ohne Werschings Wissen, wie sich später im Prozess herausstellen sollte. Eine Teilschuld blieb.
"Meine Integrität, mein Ruf ist beschmutzt. Ich muss versuchen, das alles zurückzugewinnen", sagt Wersching, der nun wieder als Buchhalter arbeitet, arbeiten muss. Das Haus der Familie ist verschuldet, das Geld aus seiner Football-Zeit aufgebraucht. Sein letzter Vertrag war mit umgerechnet 160.000 Euro dotiert, allein der Strafverteidiger kostete ihm zuletzt 37.000 Euro.
Eine Frage stellt sich Ray Wersching oft: "Wie konnte ich nur so dumm sein?"
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