Stars und ihre geliehenen Pferde
Freilich hat auch er Angst, dass man ihm sein bestes Stück unter dem Hintern wegschnappt. Der Schweizer Beat Mändli weiß, dass der Wallach Louis, mit dem er im Vorjahr den Grand Prix in der Stadthalle gewonnen hat, nicht ihm gehört. Das Glück ist nur geliehen. "Sicher kann es sein, dass es einmal aus ist. Aber ich kann es ja ohnehin nicht beeinflussen", sagt der fünffache Wien-Champ. Sein Landsmann, Olympiasieger Steve Guerdat, geht es ähnlich: "Ich könnte mir keine Pferde leisten", sagt der 30-Jährige.
Finanzhaie
Ein Pferd kann schon teuer sein. Immerhin werden gelegentlich unfassbare Summen geboten. Für das Dressurpferd Totilas wurden 2010 beispielsweise 15 Millionen Euro bezahlt. Der Warmblut-Hengst wechselte von Dressurweltmeister Edward Gal zu Schockemöhles Gestüt nach Norddeutschland.
Auch der Präsidentin des Österreichischen Reitverbandes, Elisabeth Max-Theurer, wurde das edle Ross angeboten. "In der Dressur musst du noch etwas mehr als beim Springreiten mit dem Pferd wachsen. Es ist unsinnig, so viel zu zahlen. Die niederländische Dressurschule ist eine andere als unsere."
Dass so viel für ein Pferd bezahlt wird, ist für Max-Theurer nichts Ungewöhnliches: "Ein Pferd ist so viel wert, wie einer zahlen will. Aber im Prinzip ist es ein Partner, der Reiter ist ohne Pferd nichts." Und vor allem im arabischen Raum wird viel Geld ausgegeben. "Das ist dort ein neuer Markt, die Scheichs kaufen die besten Springreit-Pferde", sagt die Dressur-Olympiasiegerin von 1980. Totilas hat übrigens neben seinen sportlichen Aufgaben auch andere, weitaus angenehmere Verpflichtungen: Rund 400 Stuten werden pro Jahr von ihm besamt.
Das teuerste Pferd in der Wiener Stadthalle ist Gerco Schröders Eurocommerce London, der seinem Aufsitzer in London zwei Silberne bescherte. Kurz nach den Spielen wurden Eurocommerce London und auch Schröders andere Toppferde von der Rabobank als Treuhänderbank beschlagnahmt. Die Rösser gehören nämlich zur Konkursmasse des zahlungsunfähigen Eigentümers Eurocommerce, Eurocommerce London wurde auf zehn Millionen Euro geschätzt. Dank einer einstweiligen Verfügung darf Schröder nun mit dem Pferd in Wien starten.
Freundschaften
Mannchmal ist die Bindung zum Partner Pferd so groß, dass man eine Karriere darauf aufbaut. Wenn der heute 16-jährige Wallach The Sixth Sense in Pension geht, wird es wohl auch der 61-jährige Thomas Frühmann tun. Auf dem Wallach gewann Frühmann 2006 die Riders Tour. Damals wurden Millionen geboten, "Sixth Sense ist unverkäuflich", betonten Frühmann und Besitzerin Serena Hamberg immer wieder.
Frühmann kennt die Springer-Szene. Und er weiß, dass es keine Richtlinien gibt, ob nun der Besitzer oder der Reiter mehr verdient. "Manche Reiter bekommen nur ein Gehalt, manche sind am Preisgeld beteiligt. Das ist verschieden. Ich bin durch das Reiten nicht reich geworden, allein das Reisen ist unfassbar teuer."
Hugo Simon macht sich darüber keine Gedanken: Der 70-Jährige reitet die Rösser, die ihm gehören. Und das sicher noch recht lange. Wenn die Pferde mitmachen.
Es ist einer dieser Geschichten, die das leben schreibt. Peter Gmoser, einer der Besten der östererichischen Dressurreiterszene wollte sein Toppferd Cointreau schon für immer auf die Koppel schicken, also in die wohlverdiente Pferde-Pension.
Am Sonntag zauberte der 16-Jährige aber die schönsten Figuren in der Sand der Wiener Stadthalle. Das Duo Gmoser & Cointreau gewann damit die Musik-Kür des Vier-Sterne-Grand Prix.
Die weise Erkenntnis: "Jetzt muss er weitermachen", sagt Gmoser. Dritter wurde Christian Schumach ebenfalls ein Österreicher, dazwischen reihte sich die Russin Jelena Sidnewa.
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