„Es ist wirklich komplett irre, was da gerade passiert“, sagt Felix Gall. „Ich will gar nicht lange darüber nachdenken, sondern es nur genießen.“ Es ist bereits kurz vor Mitternacht, als sich Gall nach seinem Triumph auf der 17. Etappe beim KURIER meldet. Er hat eine ausgelassene Teamfeier hinter sich. „Es hat Champagner gegeben. Da lassen wir uns nicht lumpen“, erzählt der 25-Jährige, der freilich nicht so recht weiß, wie ihm geschieht. „Ich hatte ständig das Handy in der Hand, es geht einfach so rund. Ich würde gerne ein bisschen loslassen, aber das geht jetzt leider noch nicht.“
Gefragter Mann
Jeder will etwas von ihm, alle möchten jetzt plötzlich wissen, wer dieser Felix Gall ist, der bei seiner ersten Tour so mutig und selbstbewusst auftritt, als hätte er bereits zahlreiche große Rundfahrten in den Beinen. „Es ist eine unglaubliche Reise, die ich in den letzten Monaten gemacht habe“, sagt der frühere Juniorenweltmeister.
Die Profikarriere des Osttirolers wollte lange Zeit nicht richtig in Schwung kommen. Erst mit dem Wechsel zum französischen AG2R Citroën Team nahm Felix Gall richtig Fahrt auf. „Ich bin mit wenig Selbstvertrauen zum Team gekommen. Dort hat man immer an mich geglaubt und so habe ich die Freude und Sicherheit bekommen und die nächsten Schritte gemacht“, sagt der 25-Jährige.
Und mit jedem Erfolgserlebnis – vom zehnten Platz bei der Baskenland-Rundfahrt über den neunten Rang bei der Tour of the Alps bis hin zum Etappensieg bei der Tour de Suisse – wuchs bei Felix Gall die Überzeugung, dass er mit den Allerbesten Tritt halten kann. „Es ist immer noch einen Schritt weitergegangen.“
Jetzt ist er auf einmal begehrter Interviewpartner und willkommener Stargast. Felix Gall wurde eingeladen, bei den Generali Tennis-Open in Kitzbühel die Siegestrophäe zu überreichen, er soll in der TV-Sendung von Barbara Stöckl auftreten, „man kann sich nicht vorstellen, was gerade los ist, auch international ist großes Interesse“, sagt Martin Roseneder, der für Felix Gall die Medienarbeit verrichtet.
Und Felix Gall könnte das alles sogar noch toppen. In der Bergwertung liegt der Osttiroler nur sechs Punkte hinter dem Italiener Giulio Ciccone. Alleine auf der 20. Etappe gibt es zwei Bergwertungen der 1. Kategorie (für die es je 10 Punkte zu gewinnen gibt), drei Bergwertungen der 2. Kategorie (je 5) und eine der 3. Kategorie (2)
Felix Gall hat jedenfalls Lust bekommen. „In Paris auf dem Podium zu stehen, wäre natürlich ein Wahnsinn."
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